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USA: Merkel besucht Trump: Mission bei einem Unberechenbaren

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Merkel besucht Trump: Mission bei einem Unberechenbaren

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    So sah es im März 2017 aus: Bundeskanzlerin Angela Merkel greift nach der Hand von US-Präsident Donald Trump.
    So sah es im März 2017 aus: Bundeskanzlerin Angela Merkel greift nach der Hand von US-Präsident Donald Trump. Foto: Saul Loeb, afp

    Das Foto im Rosengarten des Weißen Hauses mit Donald Trump fällt für Angela Merkel aller Voraussicht nach ins Wasser. Weil der Wetterbericht für Washington von einer hundertprozentigen Regenwahrscheinlichkeit ausgeht, findet die Pressekonferenz zum Abschluss des Arbeitsbesuchs der deutschen Bundeskanzlerin im Ostflügel des Regierungssitzes des US-Präsidenten statt. Rosig sind die Aussichten ohnehin nicht – das Treffen droht sogar zu einer ausgesprochen dornigen Angelegenheit zu werden. Denn die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA haben sich seit Trumps Amtsantritt immer weiter eingetrübt.

    Auch auf der ganz persönlichen Ebene zwischen Merkel und dem polternden Republikaner Trump herrscht seit Monaten weitgehend Funkstille. Vor diesem Hintergrund sind Merkels Hoffnungen, den drohenden Handelskrieg zwischen den USA und der Europäischen Union noch abwenden zu können, offenbar gering. Wie es in Regierungskreisen heißt, geht die deutsche Seite davon aus, dass die von den USA angedrohten Zölle auf Stahl und Aluminium bereits ab Anfang Mai auch für Einfuhren aus den EU-Staaten gelten werden. Auf Importe aus anderen Staaten, etwa China, erheben die USA bereits seit Wochen Zölle – für die EU galt bislang eine Ausnahme. Die Wirtschaftsbeziehungen bilden dann auch den Schwerpunkt des Kurzbesuchs, der um 11.35 Uhr Ortszeit mit einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Merkel und Trump im Oval Office beginnt.

    Strafzölle gegen die EU stehen im Mittelpunkt der Verhandlungen

    Wenn die Kanzlerin auch zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem Meinungsumschwung bei den Strafzöllen rechnet, will sie nach Angaben aus Regierungskreisen dennoch neue Verhandlungen über den Handel anbieten. Gesprochen werden müsse über alle Zölle für Industrieprodukte, nicht nur über die für deutsche Autos. Trump kritisiert gerade die Handelsbeziehungen der USA zu Deutschland als „unfair“ und verweist auf das hohe Handelsbilanzdefizit. Die deutsche Seite vertritt den Standpunkt, dass von freiem Handel stets beide Seiten profitierten. Und eine ausgeglichene Bilanz von Ein- und Ausfuhren lasse sich nicht per Dekret erreichen. „Deutsche

    Beim Mittagessen der deutschen Delegation mit Trump und hochrangigen Vertretern seiner Administration wird Merkel auch versuchen, die Bedenken der Amerikaner gegen das Ostsee-Pipeline-Projekt Nord Stream 2 zu entkräften. Die Trump-Regierung wirft Deutschland vor, sie mache sich damit zu sehr von russischem Gas abhängig. Das bestreitet das Merkel-Lager, kündigt aber an, die Kanzlerin werde sich dafür einsetzen, dass die Ukraine bei dem Projekt nicht, wie von US-Seite befürchtet, ausgebootet wird. Zudem wolle Merkel darauf dringen, dass deutsche Unternehmen mit Kontakten zur russischen Wirtschaft nicht durch US-Sanktionen gegen Moskau mitgetroffen werden. Der Bürgerkrieg in Syrien steht bei der Stippvisite ebenfalls auf der Tagesordnung.

    Auch Macrons guter Draht zu Trump trägt bisher keine Früchte

    Der Kontrast zwischen dem eben zu Ende gegangenen, mehrtägigen und mit großem Pomp zelebrierten Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Merkels gerade einmal auf zweienhalb Stunden angesetzten Kurzbesuch ist augenfällig. Macron wird der bessere Draht zu Trump nachgesagt, echte Früchte getragen hat dieser bislang aber nicht. Deutschland und Frankreich wollten sich im Handelsstreit mit den USA nicht auseinanderdividieren lassen, betont die Bundesregierung. Diese Devise gilt auch bei anderen Themen. Wie zuvor Macron wolle Merkel versuchen, Trump davon abzuhalten, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen. Es sei Ziel der

    Trotz aller schlechten Prognosen, nicht nur, was das Wetter in Washington betrifft: Merkel, so betonen Regierungskreise, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, bei der anstehenden Auslandsreise die deutsch-amerikanische Freundschaft wieder ein Stück weit neu zu beleben. Denn das transatlantische Bündnis bleibe eine zentrale Säule deutscher Außenpolitik.

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