Es sind martialische Worte, die zurzeit zwischen Nordkorea und USA hin- und herfliegen. US-Präsident Donald Trump droht mit "Feuer und Zorn, wie sie die Welt noch nie gesehen hat", um dann hinzuzufügen, dass seine Wortwahl vielleicht noch nicht "scharf genug" gewesen sei. Seine UN-Botschafterin Nikki Haley findet, dass die Vereinigten Staaten genug geredet hätten und Senator Lindsey Graham sagt, dass eine militärische Auseinandersetzung mit Nordkorea nun vielleicht "unvermeidbar" sei.
Die Nordkoreaner wiederum drohen unverhohlen mit einem Atomangriff auf die US-Pazifikinsel Guam und warnen, auch das amerikanische Festland ins Visier zu nehmen.
Währenddessen sieht der Rest der Welt ebenso erschrocken wie hilflos zu. Steuern die USA und Nordkorea auf einen Atomkrieg zu - mit unvorhersehbaren Folgen rund um den Globus?
Nordkorea würde einen Krieg wohl nicht überleben
Die Washington Post schildert schon einmal mögliche Kriegsszenarien. Raketen aus Nordkorea könnten San Francisco in einer halben Stunde erreichen, die südkoreanische Hauptstadt Seoul bereits in drei Minuten. Selbst ein Krieg ohne Atomwaffen hätte verheerende Auswirkungen und das nicht nur für das kleine Nordkorea, das eine militärische Konfrontation wohl nicht überleben würde.
Das hochgerüstete Nordkorea könnte im Gegenzug die nur wenige Kilometer von der Grenze entfernte Metropolregion um Seoul mit etwa zehn Millionen Einwohnern dem Erdboden gleichzumachen. Auch zehntausende US-Soldaten, die in Südkorea und Japan stationiert sind, wären einer nordkoreanischen Attacke ausgesetzt. Doch wie wahrscheinlich ist das?
Prognosen will USA-Experte Josef Braml von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik nicht geben. Nur so viel: Die Trump-Regierung versuche mit dem klassischen 'good cop, bad cop'-Spiel Nordkorea an den Verhandlungstisch zu zwingen. Den guten Polizisten spiele Außenminister Rex Tillerson. Dieser hatte noch vor wenigen Tagen angekündigt, dass die USA keinen Regimewandel in Nordkorea anstrebten. Den bösen Part habe Trump übernommen. Dieser wolle mit seiner schroffen Rhetorik zeigen, dass die USA sehr wohl bereit seien, die Nuklearkarte zu ziehen.
Nordkorea-Konflikt: Die wichtige Rolle Chinas
Es ist ein riskantes Spiel, das die US-Regierung da treibt. Denn was wäre die Alternative zur Diplomatie? Eine einfache militärische Lösung gebe es für die USA nicht, gibt Braml zu bedenken. "Wenn Amerika das Problem Nordkorea mit einem einzigen Schlag lösen hätte können, hätte man das längst getan", sagt der Experte. Druck könnte China ausüben. Bis zu 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels laufen über das Reich der Mitte. Geht China auf Konfrontationskurs, wäre Nordkorea wohl endgültig isoliert. Doch die Chinesen hätten nach Ansicht der US-Regierung bisher nicht genug gemacht, sagt Braml. Dabei hatte Trump Chinas Machthaber Xi Jinping anfangs noch in höchsten Tönen gelobt.
Bleiben also Trumps Berater, zuvorderst Außenminister Rex Tillerson, Verteidigungsminister Jim Mattis und John Kelly, der neue Stabschef im Weißen Haus. Womöglich könnten sie zumindest Trumps Kriegsrhetorik abmildern. Braml ist skeptisch. "Trump bleibt der Oberbefehlshaber", sagt er. "Die Soldaten kann man auch austauschen." Heißt: Am Ende entscheidet allein der Präsident, ob er mildere Töne anschlagen will. Seine letzten Kommentare waren jedenfalls alles andere als maßvoll.
Das laute Säbelrasseln der USA hat nach Einschätzung Bramls aber nur zum Teil mit Nordkorea zu tun. Dahinter verberge sich ein noch größerer Konflikt: der zwischen Amerika und China. "China will als aufstrebende Weltmacht seinen Einfluss in Asien ausdehnen." Genau das wollen die Vereinigten Staaten, die Vormacht im Pazifik und enger Verbündeter von Südkorea und Japan, verhindern. Auch deshalb können es sich die USA jetzt wohl kaum erlauben, in der Nordkorea-Frage nachzugeben.