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USA: Einreisebann für Europäer in die USA: "Bewegen uns in die falsche Richtung"

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Einreisebann für Europäer in die USA: "Bewegen uns in die falsche Richtung"

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    Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten der USA.
    Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten der USA. Foto: Stefani Reynolds, Pool The New York Times/AP/dpa

    Anthony Fauci machte aus seiner Frustration keinen Hehl: „Wir bewegen uns in die falsche Richtung“, klagte der führende Immunologe der USA am Wochenende in einem Fernsehinterview. Tatsächlich ist Amerika innerhalb weniger Wochen vom Impf-Vorbild zum Problemfall der Corona-Pandemie mutiert: Während die Delta-Variante wütet, kommt die Impfkampagne nur noch schleppend voran. Die Zahl der Neuinfektionen in Amerika liegt fast 40 Mal so hoch wie hierzulande. Hektisch suchen die politisch Verantwortlichen nach einer Notbremse.

    Einreisesperren der USA wegen der Delta-Variante

    Obwohl Präsident Joe Biden angesichts des massiven Widerstands im konservativen Teil der Bevölkerung eine Impfpflicht bislang ablehnt, erließ das Veteranenministerium eine entsprechende Anweisung für sein medizinisches Personal. Alle 115.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Krankenhäuser für Ex-Soldaten müssen sich nun innerhalb der nächsten acht Wochen eine Spritze setzen lassen. Ansonsten droht ihnen der Rauswurf. Gleichzeitig warnt die US-Regierung ihre Bürger vor Reisen nach Großbritannien, Portugal und Spanien.

    Noch schlimmer für die Europäer dürfte allerdings die Verlängerung des Einreisebanns sein. Bidens Sprecherin Jen Psaki erklärte, die US-Regierung werde „wegen der Delta-Variante“ auf unbestimmte Zeit an den Einreisesperren für Reisende aus Europa festhalten. Nach massiven Protesten auch der deutschen Wirtschaft hatte Biden beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel eine Überprüfung in Aussicht gestellt. Deren Ergebnis fällt nun negativ aus. Alle Hoffnungen auf eine Öffnung der seit mehr als 16 Monaten bestehenden transatlantischen Mauer sind enttäuscht worden.

    Vor allem in Alabama oder Arkansas gibt es viele Ungeimpfte

    Die Entwicklung im Land ist in der Tat beunruhigend. Erst vor drei Wochen hatte Biden beim Nationalfeiertag die Rückkehr seines Landes zur Normalität verkündet. Befreit und ohne Masken feierten mehr als 1000 geladene Gäste im Garten des Weißen Hauses. Seither hat sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf rund 57.000 verfünffacht. Mehr als 80 Prozent der Ansteckungen gehen auf die aggressive Delta-Variante zurück. Biden spricht nun von einer „Pandemie der Ungeimpften“, denn das Virus grassiert vor allem in republikanischen Bundesstaaten wie Alabama und Arkansas mit einer hohen Zahl von Vakzin-Verweigerern.

    Von einer Rückkehr zur Maskenpflicht im öffentlichen Raum über eine Auffrischungsimpfung für Menschen mit geschwächtem Immunsystem bis zu Impfgeboten werden im Weißen Haus nun zahlreiche Gegenmaßnahmen diskutiert. Die Regierung befindet sich in einer schwierigen Lage, da republikanische Bundesstaaten wie Florida striktere Regelungen kaum umsetzen dürften. Umgekehrt gehen nun demokratisch regierte Körperschaften in die Offensive und verpflichten hunderttausende Beschäftigte im Öffentlichen Dienst zur Immunisierung.

    Gavin Newsom kritisiert die Politisierung der Pandemie.
    Gavin Newsom kritisiert die Politisierung der Pandemie. Foto: Rich Pedroncelli, AP/dpa

    „Wir sind erschöpft von der Politisierung der Pandemie“, kritisierte Gavin Newsom, der Gouverneur von Kalifornien, die Flut von Verschwörungslegenden und Falschinformationen in rechten Online-Medien. Er erließ für Ende August eine Impfpflicht für die 246.000 Männer und Frauen im Landesdienst sowie für alle zwei Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen des Landes. Mehrere medizinische Verbände haben sich inzwischen für eine bundesweite Impfpflicht ausgesprochen. In New York gilt diese Vorgabe nun vom 13. September an für alle städtischen Beschäftigten vom Krankenhauspersonal über Lehrer bis zu Polizisten.

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