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USA: Donald Trumps tödliches Zögern in der Corona-Krise

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Donald Trumps tödliches Zögern in der Corona-Krise

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    In ein paar Tagen werde die Zahl der mit Corona infizierten Amerikaner „bei null“ sein, sagte Donald Trump Ende Februar. Inzwischen sind 20000 Menschen in den USA gestorben.
    In ein paar Tagen werde die Zahl der mit Corona infizierten Amerikaner „bei null“ sein, sagte Donald Trump Ende Februar. Inzwischen sind 20000 Menschen in den USA gestorben. Foto: Imago Images

    Die Botschaft der First Lady klang aufbauend und versöhnlich. „Wir machen das alle gemeinsam durch“, twitterte Melania Trump: „Passen Sie auf sich auf. Und lassen Sie sich nicht unterkriegen!“ Doch bei ihrem Ehemann wollten weder Gelassenheit noch Osterlaune aufkommen: In dutzenden Tweets kämpfte er am Wochenende mit seinen Dämonen. „Fake News“, wetterte Donald Trump immer wieder und empörte sich über seinen früheren Lieblingssender: „Was, zum Teufel, ist mit Fox News los?“ Der Grund der Aufregung fand sich in der Sonntagsausgabe der New York Times.

    Regierungsberater Fauci spricht von „Gegendruck“

    Sechs Top-Reporter des Blattes rekonstruierten auf drei Zeitungsseiten minutiös, wie der Präsident die staatliche Reaktion auf die Corona-Pandemie mit Ignoranz, seiner Fixierung auf die eigene Wiederwahl und chaotischen Entscheidungsprozessen um mindestens drei Wochen verzögert hat. Zu allem Überfluss bestätigte ausgerechnet sein Regierungsberater Anthony Fauci: „Natürlich wären die Dinge ein bisschen anders, wenn wir von Anfang an alles zugemacht hätten.“ Doch habe es „eine Menge Gegendruck“ gegeben, sagte der Top-Virologe. Damit gerät Trump, der sich überschwänglich für sein Krisenmanagement preist, zunehmend unter Druck. Medien berichten, dass hochrangige Beamte wie Robert Redfield, Leiter der Seuchenbekämpfungsbehörde, und Matthew Pottinger, Vize-Sicherheitsberater, aufgrund vertraulicher Informationen aus China bereits im Januar intern massiv vor dem Ausmaß der drohenden Pandemie warnten. Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro schlug in einem internen Memo lautstark Alarm und warnte vor einer halben Million Toten in den USA.

    Trump wirft seinem Gesundheitsminister Panikmache vor

    In zwei Telefonaten soll Gesundheitsminister Alex Azar dem Präsidenten am 18. und 30. Januar den Ernst der Lage nahezubringen versucht haben. Doch Trump erklärte damals öffentlich: „Wir haben alles unter Kontrolle. Alles wird gut.“ Am Telefon soll er zu seinem Gesundheitsminister gesagt haben: „Hören Sie auf, Panik zu verbreiten!“ Später scheiterte Azar auch mit seinem Versuch, in fünf US-Städten frühzeitig Tests einzuführen – das Weiße Haus verweigerte die Finanzierung. Trump passten eine Gesundheitskrise, ein massiver Eingriff in die Wirtschaft und eine Konfrontation mit China nicht ins politische Kalkül, das auf einen Handelsdeal mit Peking und die Wiederwahl dank einer boomenden Konjunktur setzt. Schon im Januar waren von Beamten der US-Regierung offenbar Ausgangssperren und gar die Schließung ganzer Städte als Optionen diskutiert worden. In der letzten Februarwoche waren sich die Regierungsexperten laut New York Times einig, dass eine ernste Warnung der Bevölkerung sowie der Aufruf zum Abstandhalten und zur Heimarbeit unumgänglich seien. Die Botschaft gelangte durch eine Beamtin vorzeitig an die Öffentlichkeit. Trump soll geschäumt haben.

    Ende Februar träumte Trump von null Infizierten

    Am 26. Februar zeigte er sich zwar im Briefing Room des Weißen Hauses. Doch spielte er die Gefahr komplett herunter: Gerade einmal 15 Amerikaner seien infiziert, in ein paar Tagen werde die die Zahl „bei null“ sein. „Das ist ein guter Job, den wir gemacht haben“, pries sich der Präsident. Erst drei Wochen später, am 16. März, rang er sich durch, soziale Kontakte zu begrenzen und von Versammlungen mit mehr als zehn Personen abzuraten. Da hatten sich bereits 4226 Amerikaner infiziert. Inzwischen sind es mehr als eine halbe Million und es gibt mehr als 20.000 Todesopfer. 

    Derweil versucht der Präsident, mit wilden Attacken auf die Medien, die Demokraten und inzwischen auch seine eigenen Berater von den Fehlern abzulenken. Trumps Anhänger verlangen inzwischen mit dem Hashtag #FireFauci die Entlassung des Top-Virologen. Wie ein Warnschuss verbreitete der Präsident einen Tweet mit dieser Forderung am Wochenende von seinem Twitter-Konto weiter.

    Alle aktuellen Meldungen zur Corona-Krise lesen Sie hier bei uns im News-Blog.

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