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USA: Corona-Impfnachweis: Amerikaner erhalten nur handgeschriebene Zettel

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Corona-Impfnachweis: Amerikaner erhalten nur handgeschriebene Zettel

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    In Deutschland gibt es die gelben Impfpässe aus Papier. Erhält ein Amerikaner eine Corona-Impfung, bekommt er bisher keinen zertifizierten Nachweis über die Immunisierung.
    In Deutschland gibt es die gelben Impfpässe aus Papier. Erhält ein Amerikaner eine Corona-Impfung, bekommt er bisher keinen zertifizierten Nachweis über die Immunisierung. Foto: Andreas Arnold, dpa

    Das begehrte Dokument ist nicht größer als ein DIN-A-7-Karteikärtchen. "Covid-19 Vaccination Record Card" steht über dem Impfprotokoll. Handschriftlich sind darunter der Name des Patienten, der Impfstoff, das Datum und die Apothekenkette eingetragen. "Das war's!", sagt der Pharmazeut, nachdem er in einer Sporthalle in Washington die zweite Spritze verabreicht hat. Der Zettel, den er überreicht, hat kein Siegel, keinen Stempel, keine Unterschrift. "Passen Sie gut drauf auf", rät er zum Abschied.

    Mit atemberaubendem Tempo habe die USA in den vergangenen Wochen ihre Impfkampagne heraufgefahren. Drei Millionen Dosen werden inzwischen täglich verabreicht. Mehr als 56 Millionen Amerikaner haben schon zwei Spritzen erhalten und sind voll immunisiert. Doch als Beleg hat niemand mehr als ein oftmals handbeschriebenes weißes Kärtchen. Es gibt weder einheitliche Ausdrucke noch offizielle Einträge ins gelbe Impfbuch oder elektronische Nachweise. 

    Corona-Impfungen werden in den USA nicht zentral erfasst

    Das könnte bald zum Problem werden. Die Gefahr, dass das Papier beim Herumtragen verschmutzt oder unleserlich wird, wirkt noch vergleichsweise harmlos. Schon bieten Büroartikelhändler wie Staples oder Office Depot an, die improvisierten Zertifikate in ihren Filialen kostenlos zu laminieren. Ob das so sinnvoll ist, wird unter Experten kontrovers diskutiert. Schließlich kann dann eine später möglicherweise erforderliche Auffrischungsimpfung nicht mehr eingetragen werden. Auf jeden Fall aber, so der verbreitete Rat, soll man den Zettel zur Sicherheit fotografieren.

    Völlig unklar scheint, ob das alles in einer Nach-Corona-Welt irgendetwas hilft. Schon jetzt sind gefälschte Formulare aufgetaucht, die man im Internet für 200 Dollar erwerben kann. Der lediglich handschriftliche Eintrag ohne Stempel macht den Missbrauch leicht. Gleichwohl fangen nun erste Behörden und Unternehmen an, den Impfnachweis quasi als Eintrittskarte zu verlangen. So muss man in New York die Immunisierung oder einen Negativtest nachweisen, wenn man an Feiern mit mehr als 100 Personen teilnehmen will. Mehrere Kreuzfahrtunternehmen wollen ähnlich verfahren. Von der kommenden Woche an sollen geimpfte Amerikaner nach Island einreisen und dort urlauben können, ohne der allgemeinen Test- und Quarantänepflicht zu unterliegen.

    Entsprechend groß ist der Druck der Wirtschaft, einen einheitlichen, quasi amtlichen Impfpass zu entwickeln. Doch das stößt in den USA auf gewaltige logistische und ethische Probleme. Zu den praktischen Schwierigkeiten gehört, dass die Daten bislang nirgendwo zentral gesammelt und in den einzelnen Bundesstaaten höchst unterschiedlich erfasst werden. Rechtlich problematisch ist das Vorhaben, weil dadurch Kinder, die noch nicht immunisiert werden, und Afroamerikaner, bei denen es aus historischen Gründen eine stärkere Vakzinskepsis gibt, diskriminiert werden könnten. 

    Trump-Anhänger greifen in die Impfpass-Debatte ein

    Das Weiße Haus verfolge keine Pläne für ein zentrales Register, versicherte Andy Slavitt, ein Top-Berater des Präsidenten, denn auch eilig, als die Washington Post vor einigen Tagen über das Thema berichtete: "Anders als in anderen Teilen der Welt sieht die Regierung hier ihre Rolle nicht darin, einen Pass zu entwickeln oder Daten der Bürger zu speichern." Dies, so Slavitt, sei Aufgabe der Privatwirtschaft, wo tatsächlich nach Recherchen der Zeitung schon 17 verschiedene Initiativen für ein elektronisches Zertifikat laufen. Das Weiße Haus will diese Entwicklung lediglich koordinieren und drüber wachen, dass bestimmte Kriterien etwa beim Datenschutz eingehalten werden.

    Doch in der aufgeheizten Stimmung des Landes reicht das nicht, um eine extreme Politisierung des Themas zu vermeiden. Innerhalb weniger Tage ist der Impfpass zum Gegenstand des neuesten Kulturkampfes der Trump-Rechten geworden. "Völlig inakzeptabel" sei ein solches Dokument, hat Floridas Gouverneur Ron DeSantis erklärt und einen Boykott angekündigt. Eilig startete die ultrarechte Aktivistin Candace Owens eine Spendenkampagne: "Unterstützen Sie mich im Kampf gegen die Tyrannei!" Schnell sind Vergleiche mit dem Dritten Reich zur Hand. "Das schmeckt nach Nazi-Deutschland in den 1940er Jahren", urteilte der Republikaner Madison Cawthorn, mit 25 Jahren der jüngste Abgeordnete des Repräsentantenhauses. 

    So bleiben die unscheinbaren weißen Kärtchen wohl noch eine Weile im Einsatz. Immerhin werden sie von de Schnellimbiss-Kette Krispy Kreme akzeptiert. Vorstandschef Michael Tattersfield verspricht jedem Geimpften bis zum Jahresende einen kostenlosen Zuckerschock: "Wer mit der Karte zu uns kommt, bekommt einen Donut, zu jeder Zeit, an jedem Tag, wenn er will."

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