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USA: Abtreibung, Verhütung, Homo-Ehe: Streitthemen beim Papstbesuch

USA

Abtreibung, Verhütung, Homo-Ehe: Streitthemen beim Papstbesuch

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    US-Präsident Barack Obama begrüßt Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Washington.
    US-Präsident Barack Obama begrüßt Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Washington. Foto: Tony Gentile (dpa)

    ABTREIBUNG: Die Frage um das Recht auf Abtreibung spaltet die amerikanische Gesellschaft wie kaum eine zweite. Die Fronten sind verhärtet, die Rhetorik äußerst scharf. Auch viele der 70 Millionen Katholiken in den USA (knapp ein Viertel der Bevölkerung) sprechen sich nach Umfragen für Abtreibung aus: 2013 war die Hälfte weißer und hispanischer Katholiken dafür, Abtreibung in den meisten Fällen zu genehmigen. In der katholischen Kirche ist sie dagegen eine der schwersten Sünden und bedeutet die automatische Exkommunikation. 

    Abtreibungs-Befürworter Obama hat sich in der Frage schon öfter mit der amerikanische Bischofskonferenz angelegt. Seine als "Obamacare" bekannte Gesundheitsreform stellt es den 50 Bundesstaaten frei, ob sie auch Krankenversicherungen anbieten wollen, die Kosten einer Abtreibung decken. Zum Papst-Empfang im Weißen Haus hat der Präsident gar eine Nonne eingeladen, die zum Thema schweigt - Schwester Simone Campbell und ihre katholische Lobbyorganisation Network wurden vom Vatikan deshalb bereits offen kritisiert.

    Papst Franziskus ist sich der Sprengkraft des Streits bewusst und wollte das heiße Thema kurz vor seiner USA-Reise offensichtlich abkühlen. Anfang September erlaubte er allen Priestern, Frauen die Abtreibung zu vergeben - allerdings nur während des bevorstehenden, im Dezember beginnenden Heiligen Jahres. Selbst wenn der Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum Tod für ihn an oberster Stelle steht, will er damit vermutlich einen Schritt auf Katholiken zugehen, die sich von der katholischen Kirche entfremdet fühlen. 

    VERHÜTUNG: Ähnlich aufgeladen ist die Debatte um Familienplanung und Verhütungsmittel. Mit seiner katholischen Sexualmoral steht Papst Franziskus in der kompromisslosen Tradition seiner Vorgänger. In den USA sind nach Umfragen dagegen etwa drei Viertel der Katholiken der Ansicht, dass Verhütung erlaubt sein sollte. Auch "Obamacare" schreibt vor, dass Arbeitgeber in ihren Krankenversicherungen die Übernahme 18 verschiedener Verhütungsmittel anbieten müssen.

    Papst Franziskus und die Homo-Ehe

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    HOMO-EHE: Das historische Urteil des höchsten US-Gerichts, dass die Ehe von Schwulen und Lesben im Juni landesweit für legal erklärt hatte, dürfte auch im Vatikan Wellen geschlagen haben. Dieser hatte etwa das irische Ja zur Ehe für homosexuelle Paare in ungewöhnlich scharfen Worten als "Niederlage für die Menschheit" kritisiert. Papst Franziskus gab sich in dieser Frage zwar 2013 offener: "Wenn jemand schwul ist und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen." Dennoch lehnt der die Homo-Ehe ab.

    Dem Vatikan dürfte es übel aufstoßen, dass Obama zum Empfang im Weißen Haus auch einen Transgender-Aktivisten sowie mit Gene Robinson den ersten öffentlich schwulen Bischof der Episkopalkirche eingeladen hat. Obama wirbt im In- und Ausland für die Gleichstellung Homosexueller und treibt dies in allen Ministerien und Behörden seiner Regierung voran. Erst am Freitag nominierte er mit Eric Fanning den ersten öffentlich schwulen Heeresminister. Die US-Katholiken sind beim Thema Homosexualität gespalten.

    AFROAMERIKANER: Bislang hat der Heilige Vater zu den mutmaßlich rassistisch motivierten Todesschüssen von US-Polizisten auf unbewaffnete Schwarze geschwiegen. Obwohl er Rassismus grundsätzlich verurteilt, hat er zu den umstrittenen Fällen in den USA keine Stellung bezogen. Sowohl Kirchenvertreter als auch Afroamerikaner hoffen, dass der Papst sein Schweigen auf der Reise brechen wird.

    EINWANDERUNG: In das Top-Wahlkampfthema Einwanderung hat der Papst sich bereits im Juli 2014 eingemischt. Die USA müssten angesichts des starken Zustroms minderjähriger Migranten aus Mittelamerika "legale und sichere" Bedingungen schaffen, denn sie seien Opfer  "rassistischen und fremdenfeindlichen Verhaltens". Während Obama Millionen illegale Einwanderer vor der Abschiebung retten will und das drei Viertel der Amerikaner ähnlich sehen, wollen Republikaner wie Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sie abschieben.

    KLIMA: Im Zentrum der päpstlichen Rede vor dem US-Kongress soll der Kampf gegen den Klimawandel stehen, was einige Abgeordnete auf die Barrikaden treibt. Den republikanischen Abgeordnete Paul Gosar erinnern die Bemühungen des Papstes bei dem Thema an einen "linken Politiker" - er will die Rede boykottieren. Das Thema Klimawandel ist in den USA sehr ideologisch aufgeladen. dpa

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