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US-Wahlkampf: Trump und Rubio lassen jedes Niveau vermissen

US-Wahlkampf

Trump und Rubio lassen jedes Niveau vermissen

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    Schlechte Vorbilder: Die republikanischen Kandidaten Marco Rubio (links) und Donald Trump beschimpfen sich teils unter der Gürtellinie.
    Schlechte Vorbilder: Die republikanischen Kandidaten Marco Rubio (links) und Donald Trump beschimpfen sich teils unter der Gürtellinie. Foto: Cristobal Herrero, dpa

    Der frühere US-Präsident Ronald Reagan hat 1966 als Kandidat für den kalifornischen Gouverneursposten das elfte Gebot seiner Partei bekannt gemacht: „Du sollst von keinem Mit-Republikaner schlecht sprechen.“ 50 Jahre später ist davon wenig übrig: Die konservativen Präsidentschaftskandidaten beschimpfen sich als Lügner und Hochstapler. Sie reden übereinander hinweg und suhlen sich in pubertärer Aggression.

    Rubio zur Penislänge von Trump

    Nachdem Senator Marco Rubio öffentlich über die Penislänge von Spitzenreiter Donald Trump räsoniert hatte, fühlte der sich in einer TV-Debatte berufen, Zweifler ausdrücklich zu beschwichtigen: „Ich verspreche Ihnen, es gibt kein Problem!“ Wenig später unterbot er Rubios Niveau selbst mit einer vulgären Breitseite gegen den Ex-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney.

    Früher musste man für Obszönitäten in den USA den Krawall-Showmaster Jerry Springer einschalten. Selbst der ließ diese Woche aber wissen, das konservative Kandidatenfeld sei für ihn eine Nummer zu deftig. Die Zeiten, in denen Eltern ihren Kindern Wahlkampfberichte zur politischen Bildung empfahlen, sind fürs Erste vorbei.

    Wer denkt, frühere Wahlkämpfer hätten sich stets mit Samthandschuhen angefasst, liegt dennoch falsch. Manche der aktuellen Manöver sind lediglich Neuauflagen. Die Kampagne des texanischen Senators Ted Cruz zum Beispiel bat zum Auftakt der diesjährigen Vorwahlen Anhänger des Konkurrenten Ben Carson, doch bitte für Cruz zu stimmen, da Carson sich aus dem Rennen zurückgezogen habe. Die Information war falsch, trug aber vermutlich dazu bei, dass Cruz in Iowa siegte. Trotzdem war das noch eine vergleichsweise harmlose Operation: Helfer des früheren Präsidenten John Adams streuten im Wahlkampf 1800 gleich das Gerücht, Vizepräsident und Herausforderer Thomas Jefferson sei tot.

    Die damalige Kampagne gilt Experten als Urmutter der amerikanischen Schlammschlacht: Dem späteren Wahlsieger Jefferson wurde vorgeworfen, er wolle alle Bibeln des Landes verbrennen und die Französische Revolution importieren. „Mord, Raub, Vergewaltigung, Ehebruch und Inzest werden offen gelehrt und praktiziert werden“, behaupteten Adams’ Anhänger. Dabei war Adams der zurückhaltendere der beiden. Jeffersons Leute keilten noch brutaler: Adams sei „ein blinder, kahlköpfiger, zahnloser Mann mit einem hermaphroditischen Charakter“, wüteten sie. Und: Er sei ein verkappter Monarchist, der Krieg gegen Frankreich plane, wenn er nicht gerade Mätressen aus Europa besorge.

    Adams’ Sohn John Quincy wurde nicht nur später ebenfalls Präsident. Sondern er lieferte sich 1828 auch mit seinem Herausforderer Andrew Jackson eine kaum weniger eindrückliche Schlacht, bei der die parteiische Presse nach Kräften half. Jacksons Mutter wurde als Prostituierte beschimpft und seine Gemahlin als Schlampe, während Adams sich als Zuhälter titulieren lassen musste. Jackson gewann, aber seine Frau starb noch vor dem Einzug ins Weiße Haus. Weil Jackson die Schuld an ihrem Tod den Angriffen gegen ihre Person gab, verweigerte er seinem Vorgänger am Tag der Inauguration den üblichen Besuch.

    Zwei Kandidaten verhöhnten sich dieser Tage als „kleiner Marco“ und „großer Donald“, doch Abraham Lincoln und Stephen Douglas waren sich schon 1860 nicht zu schade für Attacken auf die körperliche Erscheinung. Das Team von Abraham Lincoln (1,93 Meter) verspottete Douglas (1,63 Meter) als „kleiner Riese“, der senkrecht wie waagerecht ähnliche Ausmaße habe. Der Angegriffene schimpfte, Lincoln sei „die schmächtigste, unbeholfenste Ansammlung von Armen, Beinen und Hackfresse, die je zusammengefunden hat“.

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