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US-Wahlkampf 2016: Der gläserne Kandidat? Im US-Wahlkampf ist Transparenz gefragt

US-Wahlkampf 2016

Der gläserne Kandidat? Im US-Wahlkampf ist Transparenz gefragt

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    Die Demokratin Hillary Clinton ist Präsidentschaftskandidatin.
    Die Demokratin Hillary Clinton ist Präsidentschaftskandidatin. Foto: Cristobal Herrera, epa

    Am 23. Mai 2008 lud der republikanische Senator John McCain rund 20 Journalisten ein, um mehr als tausend Seiten seiner Gesundheitsakten durchzugehen. McCain war zu diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt, er wollte Präsident werden, immer lauter wurden die Fragen, ob er dazu gesundheitlich überhaupt noch in der Lage sei. McCain trat dem entgegen, legte etliche Details offen und setzte neue Standards, was die Transparenz von Präsidentschaftskandidaten angeht.

    Acht Jahre später steht die Demokratin Hillary Clinton im Kreuzfeuer, weil sie eine Lungenentzündung geheim hielt (wir berichteten).

    Ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump ziert sich weiter, seine Steuererklärung zu veröffentlichen. Clinton wie Trump sehen sich mit der Forderung konfrontiert, der Wähler habe ein Recht darauf, diese privaten Details zu erfahren. Aber woher kommt das?

    Aus der zukünftigen Aufgabe leitet sich ein gewisser Anspruch an Unfehlbarkeit ab: das höchste Amt des Staates, das mächtigste der Welt. Schwäche ist etwas, was Amerikaner ohnehin nicht mögen; der Commander in Chief, der Oberste Befehlshaber, darf erst recht keine zeigen.

    Ist Kandidat den Anforderungen gewachsen?

    "Der Präsident hat die Befehlsgewalt über das Militär und den Einsatz von Nuklearwaffen", sagt Aaron Kall von der Universität Michigan der Deutschen Presse-Agentur. Den Wählern gehe es um möglichst viel Transparenz, damit sie entscheiden könnten, ob jemand geeignet für den Posten sei. "Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit Vertrauen darin hat, ob Kandidaten der Aufgabe mental gewachsen sind und keine versteckten Probleme mit sich herumtragen, die sie erpressbar machen", sagt

    Bei einem Wahlkampfauftritt deutete Donald Trump am Dienstag an, dass nur Waffenfreunde seine Rivalin Hillary Clinton aufhalten könnten. Das Wahlkampfteam des Republikaners versuchte, diesen Verdacht zu zerstreuen. Trump habe lediglich gesagt, dass die Waffenfreunde in hoher Zahl in November zur Wahl gehen und geschlossen gegen Clinton und für Trump stimmen würden.
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    In Donald Trumps jüngster Äußerung sehen viele einen Gewaltaufruf gegen Hillary Clinton. Es ist aber nicht die erste provokante Äußerung des Republikaners.

    Der Einblick in intime medizinische Details mag befremdlich wirken, in der amerikanischen Politik ist er Konsens. Präsident Barack Obama veröffentlichte zuletzt im März seinen medizinischen Bericht. Der einstige Kettenraucher sei topfit, bescheinigte ihm sein Leibarzt. Sehkraft, Hörvermögen, Magen-Darm und Skelettmuskulatur, alles normal.

    Clinton ist 68 Jahre alt, Trump 70. Beide sind damit relativ alte Kandidaten. Beide verrieten bislang wenige Details über ihre Krankheitsgeschichte. Clintons Ärztin Lisa Bardack veröffentlichte im Juli 2015 eine zweiseitige Erklärung, in der sie ihr einen exzellenten Gesundheitszustand bescheinigte.

    Clinton hat Glaubwürdigkeitsproblem

    Das Trump-Lager folgte im Dezember mit einem Attest des Arztes Harold Bornstein, das viele Superlative und kaum Details enthielt. In einem Interview räumte

    Für Clinton kommt erschwerend hinzu, dass sie ohnehin ein gravierendes Glaubwürdigkeitsproblem hat. Hartnäckig hält sich das Bild einer Politikerin, die etwas zu verbergen habe. Sie muss sich nun Fragen gefallen lassen, warum sie die Diagnose einer Lungenentzündung nicht gleich öffentlich machte. Dass ihr Team so lange brauchte, um überhaupt zu reagieren und dann zunächst von einem Hitzeanfall sprach, wird ihr als schwerer Fehler angerechnet.

    Aber auch Trump schert sich wenig um Transparenz. Die Jahrzehnte alte Tradition, dass Präsidentschaftsanwärter ihre Steuererklärung offenlegen, ignoriert er hartnäckig. Anfangs hatte Trump das noch erwogen, dann entschied er, dass diese Zahlen niemanden etwas angingen. Bislang schadete ihm das allerdings nicht. Maren Hennemuth, dpa

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