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US-Wahl 2016: Bill ist der Star, Hillary die Gewinnerin

US-Wahl 2016

Bill ist der Star, Hillary die Gewinnerin

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    Hillary Clinton erscheint beim Nominierungsparteitag der Demokratischen Partei in Philadelphia per Video auf einem Bildschirm.
    Hillary Clinton erscheint beim Nominierungsparteitag der Demokratischen Partei in Philadelphia per Video auf einem Bildschirm. Foto: Andrew Gombert (dpa)

    Es ist der Tag der Premieren. Erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika tritt eine Frau an, um für eine der beiden großen Parteien ins Weiße Haus einzuziehen. Hillary Clinton ist nun auch ganz offiziell die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Und beim Nominierungsparteitag in Philadelphia gab es gleich noch ein Novum: Zum ersten Mal hielt ein früherer Präsident eine Bewerbungsrede für seine Frau. Der potenzielle „First Gentleman“ Bill Clinton war der umjubelte Star das Tages – und Hillary die Gewinnerin.

    Bei US-Nominierungsparteitagen werden traditionell sowohl Ehepartner als auch sämtliche verfügbarne Ex-Präsidenten aufgeboten, um ein gutes Wort für die Kandidaten einzulegen. Bill Clinton ist beides in einer Person. Und so waren viele gespannt: Spricht da nun das frühere Staatsoberhaupt oder der Ehemann? Diese Frage war schnell beantwortet. „Im Frühjahr 1971 traf ich ein Mädchen“, begann der 69-Jährige seine Rede. Er erzählte die Liebesgeschichte des Paars.

    Seit dem ersten gemeinsamen Spaziergag „haben wir nicht aufgehört, miteinander zu gehen, zu reden, zu lachen“, sagte Clinton. „Ich habe meinen besten Freund geheiratet.“ Damit hatte der Mann die Herzen der Parteitagsdelegierten schon gewonnen. Die Geschichte ist ja nicht unbekannt: Weder dass die selbstbewusste Hillary Rodham den jungen Bill Clinton in der Universitätsbibliothek von Yale sprachlos machte noch dass sie zwei Heiratsanträge ablehnte, bevor sie doch noch Ja sagte. Doch der populäre Ex-Präsident nutzte die Geschichte geschickt, um die beruflichen und privaten Errungenschaften seiner eher unpopulären Frau aufzuzählen: Ein teils berührend romantisch vorgetragener Spannungsbogen trug durch die faktenlastige Biografie.

    Bill Clinton ist kaum noch zu stoppen

    Der 42. Präsident der Vereinigten Staaten trat nach der Abstimmung auf, die Hillary Clinton ein klares Votum beschert hatte. Er weiß, dass Gegner schon seit Jahren spotten, diese Frau sei die prominenteste Unbekannte der US-Politik; viele Amerikaner haben Mühe, ihre Leistungen zu benennen. Also erinnerte ihr Mann an eine lange Reihe davon: „Wenn es darum geht, Veränderungen herbeizuführen, ist sie die verdammt noch mal beste Person, die mir je begegnet ist!“, sagt er. Vom Engagement für Migrantenkinder und potenzielle Missbrauchsopfer als Studentin über Wählerregistrierung in abgelegenen Gebieten, Waisenhilfe, Bildungsprogramme und den Kampf gegen Rassentrennung bis hin zum Engagement für eine Gesundheitsreform als First Lady: „Sie hat Leben verbessert, weil sie Wandel herbeiführt. Sie kann nicht anders.“

    Jetzt ist Bill Clinton kaum noch zu stoppen: „Als sie ihr Amt abgab, war das Ansehen der USA weltweit um 20 Prozent gestiegen“, sagt er und ruft die Fernsehzuschauer auf, statt der „Karikatur“ der Republikaner „die echte“ Hillary Clinton zu sehen. „Diese Frau ist nie mit dem Status quo zufrieden gewesen. Sie will immer Fortschritt erzielen.“ Seine eigene Karriere wirkte angesichts des vielen Lobes beinahe wie ein Nebenprodukt von Hillarys Beratung – die überdies Tochter Chelsea erzogen habe. Die beliebte 36-Jährige hörte lächelnd zu.

    Hillary Clinton: "Was für eine unglaubliche Ehre"

    Überhaupt verlief der Tag harmonischer als erwartet. Bei der Stimmenauszählung erreichte Hillary Clinton die nötige Mehrheit locker. Dann trat ihr Vorwahlrivale Bernie Sanders ans Saalmikrofon und beantragte, alle Delegierten der Siegerin zuzuschlagen und Hillary Clinton zur Kandidatin zu nominieren – ähnlich hatte diese selbst 2008 bei der Niederlage gegen Barack Obama Größe bewiesen. Leicht fiel es Sanders wohl nicht, er verschwand noch vor dem Ergebnis. Clinton wurde unter großem Jubel gekürt. Dann kam es doch noch zu einem Mini-Eklat. Eine Schar Sanders-Fans verließ unter lautem Protest die Halle.

    Viele Delegierte, die für Sanders gestimmt hatten, kehrten allerdings nach zwei Stunden an ihre Plätze zurück, um die Reden von Müttern zu hören, die durch Polizeigewalt oder Schusswaffen Kinder verloren haben. Und auch an diesem Tag bot das Programm allerhand Stars: Unter anderem traten die mehrfache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep und Sängerin Alicia Keys auf die Bühne und machten Werbung für Hillary Clinton. Die frisch gekürte Kandidatin selbst meldete sich spät in der Nacht per Satellitenschaltung unter lautem Jubel zu Wort: „Was für eine unglaubliche Ehre ihr mir widerfahren lasst, und ich kann nicht glauben, dass wir gerade den bislang größten Riss in die Glasdecke geschlagen haben“, sagte sie – eine Anspielung auf unsichtbare Karrierehindernisse für Frauen.

    Die erste Hürde ist genommen. Die größere kommt erst noch. Und die heißt Donald Trump.

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