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US-Wahl 2016: Alle gegen Trump: "Er bietet nur Slogans an. Und Angst"

US-Wahl 2016

Alle gegen Trump: "Er bietet nur Slogans an. Und Angst"

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    Obamas Rede, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe gefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe.
    Obamas Rede, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe gefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe. Foto: Chip Somodevilla afp

    Draußen herrschten tropische Temperaturen. Drinnen kochte die Halle. Die USA-Demokraten haben am dritten Tag ihres viertägigen Parteikonventes im heißen Sommer von Philadelphia zum Generalangriff auf den Republikaner-Kandidaten Donald Trump geblasen. Barack Obama setzte sich unter dem tosenden Jubel der 4700 Delegierten an die Spitze der Bewegung. Trump habe kaum Lösungen anzubieten. "Er bietet nur Slogans an. Und Angst.", sagte der im Januar nach zwei Amtszeiten scheidende US-Präsident. Anschließend nahm er Hillary Clinton in den Arm, die er eindringlich für seine Nachfolge empfahl.

    Die Demokraten boten in den vergangenen Tagen alles auf, was Rang und Namen hat. Michael Bloomberg, der Ex-Republikaner und frühere Bürgermeister von New York, heizte schon vor Obama die Stimmung im Parteitagssaal an, als er Trump als einen "gefährlichen Demagogen" bezeichnete. "Ich bin ein

    Das ist Hillary Clinton

    Herkunft: Hillary Clinton wird am 26. Oktober 1947 als Hillary Diane Rodham in Chicago geboren. Ihrem Vater, Hugh Ellsworth, einem überzeugten Republikaner, gehört eine Textildruckerei. Sie kommt früh mit der US-Politik in Berührung. Bereits im Jugendalter engagiert sie sich politisch und setzt sich für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater als Wahlhelferin ein.

    Studium: Ab 1965 studiert sie am Wellesley College Politikwissenschaft und Psychologie. In dieser Zeit wird sie auch zur Präsidentin der Jungen Republikaner gewählt, legt ihr Amt aber schon bald nieder, da sie Zweifel an der Politik bekommt, vor allem wegen deren Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg. 1969 erlangte sie in Politikwissenschaften den Bachelor of Art mit Auszeichnung.

    Doktortitel: Hillary Clinton schreibt sich im Herbst 1969 an der Yale Law School in New Haven ein, um Rechtswissenschaft zu studieren. Hier setzt sie sich für den Schutz der Interessen von Kindern und Familien ein und verbindet dabei soziales Engagement mit ihrer juristischen Karriere. Mit einem Doktortitel beendet sie ihr Jurastudium.

    Privatleben: Im Frühjahr 1971 trifft sie erstmals Bill Clinton, ebenfalls Student der Yale Law School. Bereits im Sommer desselben Jahres sind die beiden offiziell ein Paar und beziehen eine gemeinsame Wohnung. Geheiratet haben sie am 11. Oktober 1975.

    Karriere: Die frischgebackene Ehefrau Hillary Clinton arbeitet als Rechtsanwältin in der renommierten Anwaltskanzlei Rose und als Professorin an der Law School der University of Arkansas . Ihr Mann, Bill Clinton, macht derweil in der Politik Karriere.

    Mutter: Als Bill Clinton 1978 zum Gouverneur von Arkansas gewählt wird, legt Hillary ihr Lehramt als Juraprofessorin nieder. Am 27. Februar 1980 kommt ihre Tochter Chelsea Victoria Clinton zur Welt. Als Bill Clinton von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1992 Gouverneur von Arkansas ist, übernimmt sie die Rolle der First Lady des Bundesstaates.

    First Lady: Für Bill Clinton geht es weiter steil bergauf. 1992 gewinnt er die US-Wahl gegen den amtierenden Präsidenten George W. Bush. Im Januar 1993 zieht die Familie ins Weisse Haus ein und Hillary Clinton ist offiziell First Lady. Sie widmet sich weiterhin dem Thema Kinderrechte.

    Lewinsky-Affäre: In der zweiten Amtsperiode ihres Mannes dominiert in den Medien die Lewinsky-Affäre, eine außereheliche Beziehung Bill Clintons zu seiner Praktikantin, die in ein (gescheitertes) Amtsenthebungsverfahren gegen ihn mündet. Das Ehepaar Clinton geht dennoch weiter unbeirrt seinen Weg.

    Senatorin: Das Ende von Bill Clintons Präsidentschaft im Jahr 2000 ist der Beginn ihrer politischen Karriere. 2001 wird Hillary Clinton Senatorin für den Bundesstaat New York und 2008 kandidiert sie für den Posten der Präsidentin der Vereinigten Staaten. Sie unterliegt Barack Obama knapp.

    Außenministerin: Im Januar 2009 holt Barack Obama seine einstige Rivalin ins Kabinett. Hillary Clinton wird Außenministerin und legt ihr Amt als Senatorin nieder. Bereits im März 2011 kündigt sie an, dass sie sich im Falle einer Wiederwahl Obamas vom Amt als Außenministerin zurückziehen werde, was sie 2013 dann auch tut. Bis zu ihrer Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016 zog sie sich in ihr Privatleben zurück und engagierte sich sozial.

    Vizepräsident Joe Biden warf Trump vor, "keinen Plan" zu haben. "Als Amerikaner können wir das schlicht nicht zulassen. Punkt." Sein möglicher Nachfolger im Amt, Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine, äffte Trumps auffällige Sprachgewohnheiten nach und frage: "Glaubt ihm eigentlich irgendjemand?" Und der frühere CIA-Chef Leon Panetta stellte Trumps Fähigkeit in Militärfragen infrage: "Er darf nicht Oberkommandeur der Streitkräfte werden."

    Trump mit den eigenen Waffen schlagen

    Ein bisschen schien es so, als wollten die Demokraten Trump mit den Waffen seiner eigenen Partei schlagen. Ronald Reagan wurde bemüht, Barbara Bush und John Kasich. Präsident Barack Obama, eher als nüchterner Intellektueller mit scharfem Verstand bekannt, bemühte patriotische Bilder. "Den Amerikanische Traum hält keine Mauer zurück", sagte er mit Blick auf Trumps Baupläne an der Grenze zu Mexiko. 

    Obamas Rede, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe gefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe. Der Präsident nutzte den Auftritt auf dem Parteitag für eine kleine persönliche Bilanz. In siebeneinhalb Jahren sei Amerika stärker geworden, habe sich aus der Finanzkrise gewühlt, Millionen Arbeitsplätze geschaffen. "Aber es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun", sagte er. Die Justiz müsse gerechter gemacht werden, der Klimawandel ernsthaft bekämpft werden. 

    Hillary Clinton springt im blauen Hosenanzug auf die Bühne

    All das sei bei Hillary Clinton in den besten Händen. "Sie wird den Job zu Ende bringen", sagte er. Und da war sie auch schon. Überraschend sprang Clinton im blauen Hosenanzug auf die Bühne von Philadelphia. Kurze Umarmung, tosender Beifall. Und Schluss. 

    Wenn das Spektakel von Philadelphia zu Ende ist, muss Clinton wieder ohne die Choreographie eines glitzernden Parteitags zurechtkommen. Klinken putzen in den Rustbelt-Staaten, im Rostgürtel des Mittleren Westens, wo der Niedergang von Metallindustrie und Autobau Zehntausenden den Job gekostet hat. 

    Das ist Donald Trump

    Donald Trump ist der aktuelle Präsident der USA. Fakten und Zahlen zu ihm.

    Donald Trump, geboren am 14. Juni 1946, ist das vierte von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. und seiner Frau Mary Anne MacLeod.

    Trumps Großeltern Frederick Trump und Elisabeth Christ stammen aus Kallstadt in der Pfalz und waren nach Amerika ausgewandert.

    Trump studierte Wirtschaftswissenschaft an der Fordham University in New York und an der renommierten Wharton School in Philadelphia.

    Schon als Student machte Trump sich selbstständig, indem er mit einem vom Vater gestellten Startkapital von 200.000 Dollar preiswert marode Häuser erwarb, sanierte und teuer weiter verkaufte.

    1974 übernahm er das Unternehmen des Vaters und realisierte Bau- und Hotelprojekte in den USA und anderen Ländern. Zu den bekanntesten zählen in New York der Trump Tower, der Trump World Tower sowie das Trump Building.

    Die Geschäftsfelder des Donald Trump sind vielfältig: Er investierte in Aktien, besitzt eine Modelagentur und betreibt 18 Golfplätze. Aus dem Geschäft mit Spielbanken und einer eigenen Fluglinie zog er sich dagegen zurück.

    Trump veröffentlicht 16 Bücher, die als Ratgeberliteratur von Verhandlungs- und Geschäftspraxis handeln.

    Trump hatte immer wieder kurze Gastauftritte in Filmen und Fernsehserien, wie in Kevin – Allein in New York, Der Prinz von Bel-Air oder Sex and the City. 2004 und 2015 war Trump Gastgeber der US-amerikanischen Comedy-Show Saturday Night Live des Senders NBC.

    Donald Trump heiratete 1977 das tschechische Model Ivana Marie Zelníčková, mit der er drei Kinder hat. 1992 folgte die Scheidung. Trump war kurzzeitig mit Carla Bruni liiert, der jetzigen Gattin des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Von 1993 bis 1999 hieß Trumps Ehefrau Marla Maples. Mit der Schauspielerin hat er eine Tochter.

    2005 heiratet er das Model Melania Knauss, mit der er einen weiteren Sohn hat. Inzwischen ist er achtfacher Großvater.

    Trump ist ein politisches Chamäleon: 1987 registriert er sich bei den Republikanern, wechselt 1999 zur Independence Party, 2001 zu den Demokraten und 2009 wieder zu den Republikanern.

    Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft im Jahr 2016 provozierte Trump mit rassistischen und sexistischen Aussagen. Er beleidigte Behinderte und drohte, seine Konkurrentin Hillary Clinton ins Gefängnis zu schicken.

    Bei der US-Wahl am 8. November 2016 gelang es ihm dennoch, eine deutliche Mehrheit der Wahlmänner hinter sich zu vereinen.

    Den Arbeitslosen in ihren heruntergekommen Mobilheimen kommt Donald Trump gar nicht so lächerlich vor, wie er auf der demokratischen Parteitagsbühne gemacht wird. Sie wählen ihn. Viele nicht etwa, weil sie von seinem lautsprecherhaften Getöse überzeugt wären. Vielmehr weil sie einfach das alte, das bekannte, das aus ihrer Sicht gescheiterte Politsystem von Washington nicht mehr wollen. Etwas anderes, etwas Neues soll her. Clinton wird Überzeugungsarbeit liefern müssen.  Michael Donhauser, dpa

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