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US-Präsidentschaftsbewerber: Donald Trump: Keine Angst vor Peinlichkeiten

US-Präsidentschaftsbewerber

Donald Trump: Keine Angst vor Peinlichkeiten

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    Donald Trump macht Provokation in der Politik zum Prinzip. Das sorgt nun auch im Parlament in London für Diskussionen.
    Donald Trump macht Provokation in der Politik zum Prinzip. Das sorgt nun auch im Parlament in London für Diskussionen. Foto: Erik S. Lesser, dpa

    Donald Trump bestimmte Montagabend das britische Parlament, dabei war der US-Präsidentschaftsbewerber nicht einmal anwesend. Ob ein Besuch in naher Zukunft überhaupt möglich sein wird, darüber diskutierten die Abgeordneten rund drei Stunden. Mehr als 570000 Menschen hatten eine Petition im Internet unterzeichnet, die ein Einreiseverbot für den lauten Republikaner fordert. Wegen Volksverhetzung solle er keinen Fuß mehr auf britischen Boden setzen dürfen, hieß es in dem Aufruf.

    Schließlich diskutierten die gewählten Volksvertreter darüber, ob Trump dem Gemeinwohl schade oder nicht. Seine Sprache sei toxisch, sagte eine Parlamentarierin, ein Abgeordneter nannte Trump einen Clown, wieder ein anderer bezeichnete ihn als lächerlichen Ausländerhasser. Laut der Sozialdemokratin Naz Shah sei er zwar ein Demagoge, doch sie lehnt wie viele ihrer Kollegen ein Einreiseverbot ab. Trump anzugreifen, könnte ihm den Schein des Märtyrertums geben, bemerkte der Labour-Abgeordnete Paul Flynn, der die Debatte leitete. Man solle ihm vielmehr mit Höflichkeit begegnen.

    Nach Petition: Darf Trump nicht mehr in Großbritannien einreisen?

    Es gilt als sicher, dass Trump die Einreise nicht verweigert wird. Darüber entscheiden kann ohnehin nur die Regierung. Gleichwohl kritisierte Flynn die Kommentare des Präsidentschaftskandidaten, die in den vergangenen Wochen weltweit für Empörung gesorgt hatten. Der Republikaner hatte gefordert, ein Einreiseverbot für Muslime in die USA zu verhängen, einen behinderten Reporter verhöhnt, Frauen beleidigt und darüber hinaus die britische Hauptstadt verbal attackiert. Gegenden in London seien derart radikalisiert, dass selbst Polizisten Angst um ihr Leben hätten, meinte der Immobilien-Milliardär.

    Londons Bürgermeister Boris Johnson befand, Trump habe eindeutig den Verstand verloren. Premierminister David Cameron hatte sich im Vorfeld zwar gegen ein Einreiseverbot ausgesprochen, aber Trumps Aussagen als spalterisch, nutzlos und schlicht falsch bezeichnet. Viele Politiker im Vereinigten Königreich luden den Präsidentschaftsbewerber deshalb ein, um sich vor Ort zu überzeugen, dass es keine No-go-Areas gebe. Wie auch der Labour-Mann Paul Flynn. Er wolle gemäß des berühmten Liedtextes „Streets of London“ Donald Trump bei der Hand nehmen, ihn durch die Straßen Londons führen und ihm zeigen, wie das Leben in Großbritannien aussehe.

    US-Präsidentschaftskandidat Trump kritisiert Radikalisierung in London

    Zahlreiche Briten reagierten auf Trumps Kommentare mit einer humorvollen Twitter-Kampagne. Großbritannien ist mittlerweile so radikalisiert, dass die Queen statt einer Krone nun einen Hidschab trägt, schrieb ein Nutzer über ein Bild von Königin Elizabeth II., auf dem sie mit einem Tuch zu sehen ist. Unter dem Hashtag #Trumpfacts warnten etliche Briten Donald Trump vor dem Besuch im sogenannten radikalen Großbritannien und zeigten auf boshaft-spöttischen Foto-Montagen den Big Ben als Minarett und den Buckingham-Palast als Moschee.

    Auffallend viele Parlamentarier der Scottish National Party nahmen an der gestrigen Debatte teil, was vor allem an der speziellen Beziehung des US-Milliardärs zu dem nördlichen Landesteil liegen dürfte. Donald Trump, dessen Mutter in Schottland aufgewachsen und später in die USA ausgewandert ist, hat sich vom von vielen Seiten gefeierten Investor zur Persona non grata entwickelt.

    Während der US-Milliardär noch vor zehn Jahren von der Regionalregierung zum internationalen Botschafter für die schottische Wirtschaft berufen wurde und im Jahr 2010 von der Universität in Aberdeen die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen hat, ist er beide Titel mittlerweile wieder los.

    Mehr noch: Trump sei eine Peinlichkeit für Schottland, befand Alex Salmond, ehemals Erster Minister des Landesteils. Dabei hat der US-Präsidentschaftskandidat kräftig investiert. Im Jahr 2012 eröffnete er ein Luxus-Golf-Resort an der Ostküste nördlich von Aberdeen, dessen Bau im Vorfeld von vielen Anwohnern scharf kritisiert, von der lokalen Wirtschaft stark begrüßt wurde. Eigentlich wollte er die Hotel- und Ferienanlage ausbauen. Ein Einreiseverbot könnte ihm das zunichtemachen.

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