Wer in Deutschland bei der US-Präsidentschaftswahl mitfiebern will, muss sich auf eine lange Wahlnacht einstellen. Wegen der Zeitverschiebung schließen die ersten Wahllokale in der Nacht zu Mittwoch erst um Mitternacht (MEZ). Prognosen über den Wahlsieger sind frühestens ab Mittwoch 2 Uhr MEZ zu erwarten, wahrscheinlich wird aber erst einige Stunden später mit Gewissheit feststehen, ob der Präsident weiter Barack Obama oder künftig Mitt Romney heißt.
Wie funktioniert das Wahlsystem?
Gekürt wird der US-Präsident nicht nach Prozentanteilen, sondern nach Wahlmännerstimmen, welche die Kandidaten in den einzelnen Bundesstaaten erringen müssen. In den 50 Staaten und der Hauptstadt Washington sind insgesamt 538 Wahlmännerstimmen zu vergeben, für den Sieg gebraucht werden 270. Wieviele Stimmen ein Staat im "electoral college" zu vergeben hat, hängt von seiner Bevölkerungsstärke ab. In fast allen Bundesstaaten gilt die Regel, dass der dortige Sieger alle Wahlmänner zugeteilt bekommt.
Auf welche Bundesstaaten ist besonders zu achten?
In den meisten Staaten zeigen die Umfragen einen klaren Vorsprung für Obama oder Romney, so dass der Gewinner dort praktisch schon feststeht. Obama kann so dem Nachrichtensender CNN zufolge bereits auf ein Startkapital von 237 Wahlmännern zählen, Romney kommt auf 206. Die Spannung konzentriert sich auf rund zehn "Swing States", in denen beide Chancen auf einen Sieg haben. Die wichtigsten Bundesstaaten auf der Kippe sind wegen ihrer hohen Zahl von Wahlmännerstimmen Florida (29), Ohio (18) und Virginia (13).
Wann kommen die Ergebnisse?
Nach Schließung aller Wahllokale im jeweiligen Staat veröffentlichen die US-Medien ihre Prognosen, basierend auf der Befragung von Wählern nach der Stimmabgabe. Liegen die Kandidaten knapp beieinander, müssen die Zwischenstände der Auszählungen abgewartet werden, ehe der Sieger des jeweiligen Staates prognostiziert werden kann. Bis 02.00 Uhr MEZ schließen die Wahllokale in mehr als der Hälfte der Staaten, darunter Florida, Ohio und Virginia. Bis 03.00 Uhr MEZ endet die Wahl in weiteren 14 Staaten. Als letztes schließen die Lokale an der Westküste und in Alaska (bis 07.00 Uhr MEZ), bis dahin könnte der Sieger aber schon längst klar sein.
Wie wahrscheinlich ist ein neues Wahlchaos?
Es ist durchaus denkbar, dass die Wahlnacht zur Geduldsprobe wird. Der Ansturm der Wähler dürfte vor vielen Wahllokalen zu langen Warteschlangen führen, deren Öffnungszeiten könnten deshalb kurzfristig um mehrere Stunden verlängert werden. Absehbar sind auch neue Probleme mit den Wahlmaschinen. Häufig kritisiert werden Wahlautomaten mit Touchscreen, bei denen keine Sicherheitskopie auf Papier erstellt wird. Außerdem bietet der Konflikt um Wählerzulassungen weiteres Chaospotenzial. Obama und Romney halten tausende Anwälte für eine juristische Schlacht ums Weiße Haus bereit.
Und wie geht es weiter?
Die 538 Wahlmänner und -frauen kommen am 17. Dezember in den 50 Staaten und der Hauptstadt Washington zusammen und geben ihre Stimmen in versiegelten Umschlägen ab. Diese werden dann an den Kongress weitergeleitet, der die Wahlmännerstimmen in einer Sitzung am 6. Januar auszählt. Sollte kein Kandidat die erforderlichen 270 Elektoren auf sich vereinen, entscheidet das Repräsentantenhaus über den nächsten Präsidenten. Am 20. Januar 2009 legt der Wahlsieger vor dem Kapitol in Washington seinen Amtseid als Präsident ab. Gregor Waschinski, afp