Donald Trump liegt hinten. Es ist kein uneinholbarer Rückstand, aber er liegt klar hinten. 333 Mal war Barack Obama während seiner Zeit als Präsident der Vereinigten Staaten auf dem Golfplatz. Donald Trump bisher nur 21 Mal, vielleicht sogar nur 19 Mal.
Sieben Jahre hat Donald Trump bestenfalls noch Zeit, die Marke seines Vorgängers zu übertrumpfen. Neben 312 mal 18 Löchern liegt da noch eine ganze Menge Politik dazwischen und idealerweise eine Wiederwahl - sonst wird es eng mit dem Rekord.
Donalds Trump fast manisch wirkender Drang zum Golfen ist derzeit in den USA und darüber hinaus Spott-Thema Nummer eins. Der britische "Economist" titelte jüngst mit dem Bild eines Golfschlägers, der aus dem Sandbunker eines Golfplatzes ragt und der Überschrift: "Trumps Präsidentschaft im Loch". 21 Golfplatzbesuche in etwas mahr als 107 Amstagen - verteilt auf drei seiner weltweit 17 eigenen Anlagen - entspricht mehr als einmal Golfen pro Woche. Obama hatte nur - auch dazu gibt es Statistiken - alle 8,8 Tage zum Schläger gegriffen.
Was für einen Hobbysportler normal erscheinen mag, ist für einen Präsidenten - auch wenn er wie Trump ein leidenschaftlicher und anerkanntermaßen auch sehr guter Golfer ist - beachtlich. "Ich habe keine Zeit zum Golfen", hatte Trump noch 2016 in Wahlkampf erklärt. Und damals wusste er noch nicht, wie fordernd das Präsidentenamt sein würde. "Ich dachte, es wäre leichter", offenbarte Trump jüngst in einem Interview. Wie vieles in den Argumentationssträngen des US-Präsidenten: Es passt nicht zusammen.
Lange Zeit blickte die Nation eher schmunzelnd auf die Bilder von dem etwas rundlichen, meist weiß gekleideten Mann mit der roten Baseballmütze, die Fotografen meist aus respektvoller Entfernung auf irgendeinem Golfplatz, vorzugsweise in Florida, aufnahmen. Doch der Zorn wächst. Als Trump jetzt sein Wochenende bereits am Donnerstag einläutete und sich nach einem Treffen mit Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull in New York auf seinen Landsitz Bedminster in New Jersey verzog, zog die Kritik deutlich an.
Bedminister soll offensichtlich, so scheint es der Präsident zu planen, über die Sommermonate Mar-a-Lago ablösen. Statt des "Winter White Houses" in Florida will Trump nun das "Camp David Nord" in New Jersey aufschlagen. "Ich arbeite am Wochenende von zu Hause aus", twitterte Trump munter. Das sei besser, als in New York groß zu stören. "Und es spart dem Land auch Geld", schrieb er in einem Anflug von Bescheidenheit.
Jetzt muss man nicht unbedingt dem britischen Außenminister Boris Johnson in seiner Meinung über das Arbeiten von zu Hause aus folgen. "Man geht dauernd runter zum Kühlschrank, um ein Stück Käse abzuschneiden, bevor man wieder seine E-Mails checkt", hatte der unterhalb seiner Frisur sehr konservative Johnson einmal gesagt, als er noch Bürgermeister von London war.
Dennoch steht auch Trumps wochenendlicher Arbeitsethos mittlerweile in Frage. Am Samstag tauchten erneut Fotos auf, die ihn beim Golfen zeigten. Am Abend nach Entstehen der Bilder twitterte er, er habe "Meetings" gehabt.
Die konservative Organisation Judicial Watch, die vorzugsweise Trumps Vorgänger Barack Obama beim Geldausgeben auf die Finger sah, grummelt bereits. Eine Million Dollar, heißt es, kostet so ein Wochenende in Mar-a-Lago. Dass der Secret Service, sozusagen der Wachschutz des Weißen Hauses, auch noch den Trump Tower in New York schützen muss, wo Trumps Gattin Melania mit Sohn Barron zumindest unter der Woche logiert, schlägt mit 127 000 bis 146 000 Dollar pro Tag zu Buche.
"Judicial Watch hat einen Teil der Kosten für Präsident Obamas unnütze Reisen nachvollzogen, und damit hören wir jetzt nicht auf, nur weil es eine neue Administration gibt", sagte der Präsident der Organisation, Tom Fitton. Seine Leute fanden heraus, dass allein die Nutzung der Präsidentenmaschine Air Force One für zwei Trips nach Mar-a-Lago im Februar und Marz 1,2 Millionen Dollar verschlang. Die Kosten pro Flugstunde gibt die Air Force mit 147 000 Dollar an. Fitton kündigte an, gerichtlich die Herausgabe weiterer Papiere erzwingen zu wollen.
Das Weiße Haus tut sich argumentativ schon jetzt schwer. "Es muss nicht heißen, dass er Golf spielt, wenn er zum Golfplatz fährt", sagte Trumps Sprecher Sean Spicer vor kurzem. "Ich habe keinen Spaß dabei. Wenn ich in den Club gehe, dann arbeite ich", sagte Trump selbst. dpa