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Türkei plant "entschlossene Reaktion": Syrien schießt türkischen Kampfjet ab

Türkei plant "entschlossene Reaktion"

Syrien schießt türkischen Kampfjet ab

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    Ein türkisches Kampfflugzeug ist an der Grenze zu Syrien verschwunden. Das Bild zeigt zwei italienische  F-16 ADF-Maschienen.
    Ein türkisches Kampfflugzeug ist an der Grenze zu Syrien verschwunden. Das Bild zeigt zwei italienische F-16 ADF-Maschienen. Foto: dpa, Symbolbild

    Eskaliert der Syrien-Konflikt jetzt völlig? Zumindest droht der Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Armee den Syrien-Konflikt auszuweiten. Ein syrischer Militärsprecher sagte am Freitag, die Armee habe ein türkisches Kampfflugzeug abgeschossen, das sich im syrischen Luftraum befunden habe.

    Türkei plant "entschlossene Reaktion"

    Ankara behielt sich eine "entschlossene Reaktion" auf den Zwischenfall vor, der die ohnehin angespannten Beziehungen der Nachbarländer weiter belastet.

    Der Armeesprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, die syrischen Radars hätten gegen 10.40 Uhr MESZ ein "nicht identifiziertes Ziel" ausgemacht, das mit schneller Geschwindigkeit und in geringer Höhe in den syrischen Luftraum eingedrungen sei. Daraufhin habe die Luftabwehr den Beschuss angeordnet. Die Seestreitkräfte beider Länder stünden nun in Kontakt und suchten gemeinsam nach den vermissten türkischen Piloten des Kampfjets, sagte der Sprecher.

    Zuvor hatte die türkische Regierung mitgeteilt, Syrien habe über dem Mittelmeer ein türkisches Kampfflugzeug abgeschossen. Eine Auswertung der gesammelten Daten habe ergeben, dass das Flugzeug von Syrien abgeschossen worden sei, hieß es in einer am Freitagabend vom türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara veröffentlichten Stellungnahme. Angaben zum Ziel des Flugzeugs wurden nicht gemacht. "Die Türkei wird ihre endgültige Haltung mitteilen und mit Entschlossenheit die sich aufdrängenden Maßnahmen ergreifen, wenn der Vorfall vollständig aufgeklärt ist", hieß es. Die Suche nach den Piloten gehe weiter.

    Abschuss: Flugzeug war 15 Kilometer von syrischer Stadt entfernt

    Zehn Fakten zu Syrien

    Syrien heißt amtlich "Arabische Republik Syrien".

    Syrien liegt in Vorderasien und grenzt an Israel, Jordanien, den Libanon, die Türkei und an den Irak.

    Syrien ist 185.180 Quadratkilometer groß und hat etwa 21 Millionen Einwohner.

    Die Staatsform wird im diktatorisch regierten Land mit "Volksrepublik" angegeben.

    Die Amtssprache des Landes ist Arabisch.

    Die Währung ist die Syrische Lira.

    Am 17. April 1946 wurde das Land unabhängig von Frankreich.

    Das Kfz-Kennzeichen lautet SYR, die Internet-TLD .sy. Die internationale Telefonvorwahl ist die +963.

    Die größten Städte Syriens sind Aleppo, Damaskus, Homs, Hama und Latakia.

    Staatsoberhaupt seit dem 17. Juli 2000 ist Baschar al-Assad.

    Der Kampfjet war nach Angaben des türkischen Generalstabs gegen Freitagmittag (Ortszeit, 10.58 Uhr MESZ) im Südwesten der türkischen Provinz Hatay nahe der syrischen Grenze vom Radar verschwunden. Erdogan sagte auf einer Pressekonferenz, das Flugzeug habe sich zum Zeitpunkt des Absturzes acht Seemeilen (15 Kilometer) von der syrischen Stadt Latakia entfernt befunden.  

    Vor der Stellungnahme hatte sich Erdogan in Ankara zu einer Krisensitzung mit Generalstabschef Necdet Özel, Außenminister Ahmet Davutoglu, Verteidigungsminister Ismet Yilmaz und Geheimdienstchef Hakan Fidan getroffen, um über die Konsequenzen aus dem Absturz zu beraten.

    Seit Beginn der brutalen Niederschlagung der Proteste in Syrien hat sich die Türkei von ihrem früheren politischen und wirtschaftlichen Verbündeten in der Region losgesagt. Die Türkei ließ tausende syrische Flüchtlinge über die Grenze und brachte sie in Lagern unter.

    Chronologie des Aufstands in Syrien

    18. März 2011: Ermutigt von den Aufständen in anderen arabischen Ländern demonstrieren in Damaskus und weiteren syrischen Städten tausende Menschen. Es gibt erste Tote. Im April hebt Assad trotzdem den seit 48 Jahren geltenden Ausnahmezustand auf.

    22. April: Mehr als 100 000 Menschen gehen auf die Straße. Das Regime antwortet mit Gewalt. Mindestens 112 Demonstranten werden getötet.

    23. Mai: Die EU verhängt ein Einreiseverbot gegen Assad.

    31. Juli: Das Regime erobert die Widerstandshochburg Hama. Laut Opposition sterben mindestens 100 Menschen. Die Stadt war bereits 1982 nach Protesten Schauplatz eines Massakers gewesen, bei dem über 10 000 Menschen getötet wurden.

    2. Oktober: Die syrische Opposition bildet in Istanbul einen Nationalrat.

    19. Dezember: Die UN-Vollversammlung weist Syrien mit großer Mehrheit zurecht. Zuvor hatte die Arabische Liga Wirtschaftssanktionen gegen Assads Regime verhängt.

    22. Dezember: Die ersten Beobachter der Arabischen Liga treffen in Syrien ein. Das Assad-Regime hatte die Mission aufgrund internationalen Drucks akzeptiert. Am 28. Januar stoppt die Liga den Einsatz ihrer Beobachter wegen der Eskalation der Gewalt.

    4. Februar: Russland und China blockieren mit ihrem Veto erneut eine Syrien-Resolution im Weltsicherheitsrat. Nur wenige Stunden vor der Abstimmung wird aus der Protesthochburg Homs das schlimmste Blutbad seit Beginn der Proteste gemeldet. Hunderte Menschen sterben.

    7. Februar: Bei einem Besuch in Syrien zeigt Russlands Außenminister Sergej Lawrow Verständnis für das Vorgehen des Assad-Regimes.

    13. Februar: Empört weist das Regime den Vorschlag der Arabischen Liga zurück, UN-Friedenstruppen nach Syrien zu schicken. Kurz darauf nennt Assad den 26. Februar als Termin für ein Verfassungsreferendum. Die neue Verfassung tritt am 28. Februar in Kraft, nach offiziellen Angaben gab es 89 Prozent Zustimmung. Die Baath-Partei verzichtet damit auf ihre Vormachtstellung, an Assads Macht ändert das nichts.

    16. Februar: Die UN-Vollversammlung verurteilt die Gewalt des syrischen Regimes mit großer Mehrheit. Assad bleibt unbeeindruckt.

    24. Februar: Die Vereinten Nationen und die Arabische Liga ernennen den früheren UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan zum gemeinsamen Sondergesandten für die Syrien-Krise.

    25. Februar: In Tunis gründen mehr als 60 Staaten die «Freundesgruppe» für ein demokratisches Syrien. Russland und China bleiben fern.

    27. Februar: Die EU-Staaten einigen sich auf ein Bündel von Maßnahmen gegen das Regime. Unter anderem wird das gesamte Vermögen der syrischen Nationalbank in der EU eingefroren.

    1. März: Die Lage in Syriens Oppositionshochburg Homs spitzt sich weiter zu. Nach wochenlangem Dauerbeschuss rücken Assads Truppen vor und stürmen das Viertel Baba Amro. Der UN-Menschenrechtsrat verurteilt die Angriffe auf Zivilisten und droht mit strafrechtlichen Konsequenzen. Russland, China und Kuba lehnen die Resolution ab.

    5. März: Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos reist nach Damaskus. Zuvor hatte die Führung tagelang die Einreise verweigert.

    8. März: Ranghohe Funktionäre wenden sich von Assad ab. Auf der Internet-Plattform YouTube erklärt der Vize-Ölminister Abdo Hossam al-Din seine Unterstützung für den Aufstand gegen das Regime.

    10./11. März: Kofi Annan setzt sich bei Treffen mit Assad in Damaskus für ein Ende der Gewalt ein. Doch das Blutvergießen geht weiter.

    Nach dem Beschuss türkischen Bodens durch die syrische Armee im April, durch den mehrere Syrer und zwei Türken getötet wurden, hatte Ankara gewarnt, die Türkei könnte sich in einem solchen Fall auf Artikel 5 des NATO-Vertrags berufen. Artikel 5 bezieht sich auf den sogenannten Bündnisfall, bei dem ein Angriff auf einen NATO-Staat als Angriff auf das gesamte Bündnis angesehen wird und daher von allen Mitgliedern vergolten werden kann.

    Syrien: Seit Beginn der Proteste 15.000 Menschen getötet

    Seit Beginn der Proteste gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad im März 2011 wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits mehr als 15.000 Menschen getötet. Der vergangene Donnerstag war mit rund 170 Toten einer der blutigsten Tage seit Beginn des Aufstands. Am Freitag wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle weitere 96 Menschen getötet. Tausende Menschen gingen am Freitag in zahlreichen Städten des Landes trotz eines massiven Einsatzes der Sicherheitskräfte gegen Assad auf die Straße. afp

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