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Türkei: Wie viel Macht hat Erdogan in Deutschland?

Türkei

Wie viel Macht hat Erdogan in Deutschland?

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    Nutzt Erdogan den Dachverband der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Deutschland als Sprachrohr?
    Nutzt Erdogan den Dachverband der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Deutschland als Sprachrohr? Foto: Oliver Berg, dpa /Symbolbild

    Der Streit um den Dachverband der türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Deutschland (Ditib) verschärft sich. Führende Politiker von CDU, CSU und SPD, hatten der Organisation vorgeworfen, ein Sprachrohr von Recep Tayyip Erdogan zu sein. Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage, ob der Verband als „verlängerter Arm“ des Präsidenten in

    Solche Anschuldigungen seien „tendenziös, in einigen Teilen gar offen feindselig und in jedem Fall ohne Bezug zu unserer tatsächlichen Arbeit“, heißt es nun in einer Erklärung aller 15 Ditib-Landesverbände. Die Berichterstattung über die Türkei nach dem Putschversuch werde instrumentalisiert und „in unzulässiger Weise auf die Ditib-Gemeinden projiziert“.

    Einfluss von Ditib in Deutschland soll eingeschränkt werden

    Am Wochenende hatte sich Unions-Fraktionschef Volker Kauder dafür ausgesprochen, den Einfluss der von der türkischen Regierung kontrollierten Organisation in Deutschland einzuschränken, da sie „offenbar Sprachrohr von Präsident Erdogan ist“. Auch Politiker anderer Parteien gehen auf Distanz zu Ditib und stellten eine mögliche Zusammenarbeit bei der Gestaltung des muslimischen Religionsunterrichts in Frage. Es könne nicht geduldet werden, dass „Erdogans

    Ditib geriet in den Fokus, weil es sich nach dem gescheiterten Putschversuch der Militärs in der Türkei öffentlich auf die Seite Erdogans gestellt und zu Solidaritätskundgebungen in Deutschland aufgerufen hatte. Als Konsequenz setzte die rheinland-pfälzische Regierung in der vergangenen Woche die Verhandlungen mit Ditib und anderen islamischen Verbänden über einen islamischen Religionsunterricht aus. Auch in Niedersachsen gerieten die Verhandlungen über einen Staatsvertrag ins Stocken.

    Ditib: "Keine Fremdsteuerung durch Erdogan"

    Ditib fühlt sich aber zu Unrecht im Zwielicht: „Sämtliche Unterstellungen der Fremdsteuerung, der politischen Einflussnahme aus der Türkei, der politischen Agitation und der Gefährlichkeit unserer Religionsgemeinschaft weisen wir auf das Schärfste zurück“, betonte der Verband gestern. Alle Ditib-Gemeinden seien Vereine nach deutschem Recht und stünden nicht in Verbindung zu türkischen Ämtern oder Behörden. Die Vereinsvorstände seien demokratisch gewählte Personen, die in Deutschland lebten und häufig auch hier aufgewachsen seien. „Niemand, weder im Inland, noch im Ausland, hat sich in unsere Vereinsarbeit einzumischen.“

    Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, wie Ditib offiziell heißt, ist der größte Islamverband in Deutschland. Der Vorsitzende von Ditib ist in Personalunion türkischer Botschaftsrat für religiöse und soziale Angelegenheiten. Der Verband mit Sitz in Köln untersteht dem staatlichen Präsidium für Religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet), das wiederum direkt dem Ministerpräsidenten in Ankara unterstellt ist.

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