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Türkei: Terror in Istanbul war gezielter Angriff auf Christen

Türkei

Terror in Istanbul war gezielter Angriff auf Christen

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    Eine junge Frau legt am in der Nähe des Tatortes in Istanbul Blumen nieder.
    Eine junge Frau legt am in der Nähe des Tatortes in Istanbul Blumen nieder. Foto: Emrah Gurel/AP/dpa

    Die Terrormiliz Islamischer Staat hat sich zu dem brutalen Anschlag in der Türkei bekannt. Beim Angriff auf einen Istanbuler Klub in der Neujahrsnacht hatte der Attentäter insgesamt 39 Menschen erschossen. Zwei der Todesopfer stammen aus der Region. In einem Bekennerschreiben, das im Internet auftauchte, bezeichneten die Terroristen die Bluttat als gezielte Attacke gegen Christen. Auch der Ort des Attentats war bewusst gewählt: In der Erklärung wird die Türkei, die seit Monaten von immer neuen Anschlägen erschüttert wird, als „Beschützerin des Kreuzes“ bezeichnet.

    Die Fahndung nach dem Mörder von Istanbul blieb bislang erfolglos. Die Polizei nahm am Montag zwar acht Verdächtige fest, die im Zusammenhang mit der Tat stehen sollen. Der Mann, der mit einer automatischen Waffe in den luxuriösen Nachtklub „Reina“ eingedrungen war und dort nach Medienberichten mindestens 180 K.geln abgefeuert haben soll, war am Montagabend allerdings noch auf der Flucht. Augenzeugen berichten, der Terrorist habe sechsmal das Magazin gewechselt. Er soll nicht nur wild um sich geschossen, sondern auch einige bereits auf dem Boden liegende Menschen gezielt mit K.pfschüssen regelrecht hingerichtet haben. Dann hat er sich offenbar in der K.che des K.ubs umgezogen und konnte anschließend in einem Taxi fliehen.

    Zwei Opfer stammten aus dem Landkreis Landsberg

    Das Auswärtige Amt bestätigte, dass auch zwei junge Männer aus Bayern in der Istanbuler Neujahrsnacht starben. Bei den Opfern handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um den 25-jährigen Coray K. aus Kaufering und den drei Jahre älteren Mesut G. aus Landsberg am Lech. Nur wenige Stunden vor ihrem Tod hatte einer der beiden noch ein Foto von sich und seinem Freund in einem sozialen Netzwerk gepostet. Es zeigt die jungen Männer in einem Hotelzimmer. Sie machten sich fertig für einen Partyabend, der sie das Leben kosten sollte.

    In ihren Wohnorten war die Bestürzung groß. Die beiden Männer waren gut integriert und hatten hier einen großen Freundeskreis. Auf Facebook drückten Hunderte ihr Mitgefühl aus. Mesut G. spielte Fußball in einem Landsberger Verein. Außerdem trainierte er regelmäßig in einem Fitnessstudio – zusammen mit seinem Freund Coray K. Dessen Vater hat in Kaufering eine Reinigungsfirma, in der auch die drei Brüder des Opfers beschäftigt sind. Bereits am Montag wurden die beiden Ermordeten in der Türkei beerdigt, wo noch Verwandte leben. Ihre Eltern waren zur Identifizierung nach Istanbul gereist, etliche Bekannte folgten ihnen zur Beisetzung.

    Das türkische Konsulat hatte die deutschen Behörden über den Tod der Männer informiert. „Wir gehen davon aus, dass zwei der Todesopfer aus Deutschland kamen, das heißt also, hier ihren festen Wohnsitz hatten“, teilte das Auswärtige Amt gestern mit. Einer der beiden habe sowohl einen deutschen als auch einen türkischen Pass gehabt, der andere sei türkischer Staatsangehöriger gewesen. Außerdem seien unter den fast 70 Verletzten des Attentats drei weitere Deutsche. Sie befänden sich in Behandlung, seien aber außer Lebensgefahr. (mit dpa, kna)

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