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Türkei: Skeptische Reaktionen auf Erdogans Wahl zum türkischen Präsidenten

Türkei

Skeptische Reaktionen auf Erdogans Wahl zum türkischen Präsidenten

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    Der künftige türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emnine nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse.
    Der künftige türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emnine nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse. Foto: EPA/STR (dpa)

    Der bisherige türkische Regierungschef hatte die erste Direktwahl um das Präsidentenamt in seinem Heimatland am Sonntag im ersten Durchgang für sich entschieden. Mit rund 52 Prozent gab die absolute Mehrheit der türkischen Wähler Erdogan ihre Stimme. Sein Konkurrent Ekmeleddin Ihsanoglu kam auf rund 39 Prozent der abgegebenen Stimmen, der Kandidat der kurdischen Minderheit, Selahattin Demirtas, erhielt knapp zehn Prozent.

    Europäische Medien zeigen sich besorgt

    Die Einführung Erdogans in sein neues Amt ist für den 28. August geplant. Nach seinem Sieg kündigte Erdogan vor Anhängern in Ankara an, er wolle den "Streit der Vergangenheit" beilegen und die Türkei in eine "neue Ära" führen. Darin sehen Journalisten einiger europäischer Medien Grund zur Beunruhigung. "Sein Sieg verlängert die autokratische Herrschaft an der Spitze des Landes noch einmal um fünf Jahre", titelt die französische Zeitung Le Figaro. Le Parisienstimmt dem Konkurrenzblatt zu: "Die autoritären Neigungen des neuen Staatschefs beunruhigen."

    Auch der britische Independent ist alarmiert: "Der neue Sultan - Erdogans Triumph bei den Präsidentschaftswahlen macht einen Ruck zum Autokratismus wahrscheinlicher", titelt das Blatt. Die Times hofft auf die Einsicht des neuen türkischen Präsidenten: "Das Zeitalter von Erdogan - mit einer Schlüsselrolle für die Zukunft Syriens, Einfluss auf Hamas und einem stark verbesserten Verhältnis zu Kurdistan muss die Türkei jetzt einen Rutsch in den Putinismus vermeiden."

    Erdogans Machthunger macht viele Journalisten Sorgen

    Auch in der Schweiz machen sich die Journalisten Gedanken um den künftigen Kurs der Türkei. "Erdogan hat viel geleistet in elf Regierungsjahren, er hat viele Türken stolz auf ihr Land gemacht. Aber er macht mit seiner Jagd nach der absoluten Macht und seinem Furor gegen jeden politischen Gegner vielen auch Angst", analysiert der Züricher Tages-Anzeiger. Die tschechische Zeitung Lidove noviny mahnt: "Erdogans Sympathien für die ägyptische Muslimbruderschaft und seine Unterstützung syrischer Aufständischer, die zum Islamismus tendieren, sprechen Bände."

    "Erdogan der Erste, der Triumphator, steigt auf dem Thron", schreibt die Zeitung Ethnos im benachbarten Griechenland beinahe schon in ehrfürchtigem Erschauern. Im zweigeteilten Inselstaat Zypern sorgt sich die Presse vor allem um Auswirkungen von Erdogans Wahl auf das eigene Schicksal. "Neues Kapitel in der Geschichte der Türkei. Erdogan hat versprochen die Zypernfrage zu lösen. Wir sind gespannt", schreibt das Blatt Phileleftheros.

    Die EU fordert Erdogan auf, als Versöhner aufzutreten

    Die Europäische Union hat den designierten türkischen Staatschef aufgefordert, sein neues Amt zur Versöhnung zu nutzen. "Wir hoffen, dass Sie die Rolle als Versöhner spielen werden, die Ihnen Kraft dieses Amtes zukommt", erklärten die Präsidenten des Europäischen Rats und der EU-Kommission, Herman Van Rompuy und José Manuel Barroso, in einem am Montag veröffentlichten Glückwunsch an Erdogan.

    Außerdem äußerten van Rompuy und Barroso die Hoffnung, dass Erdogan als Präsident "sein Engagement für eine Regelung der Kurden-Frage fortsetzt und eine Lösung für den Konflikt mit Zypern findet". Beide Reizthemen belasten die politischen Beziehungen Ankaras zur EU seit langem und sind ein Stolperstein bei den Beitrittsverhandlungen. igna mit dpa, afp

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