Deniz Yücel ist frei. Nach mehr als einem Jahr in türkischer Haft ist der Journalist auf freiem Fuß. So äußert sich die Presse:
"Die Freilassung ändert nichts an der prinzipiellen Situation in der Türkei. Weder Berlin noch Brüssel sollten sich in dieser Frage blenden lassen. (...) Geostrategische Erwägungen oder blanker Opportunismus in der Flüchtlingsfrage dürfen nicht dazu führen, dass Deutschland und Europa über gravierende Menschenrechts- und Völkerrechtsverstöße hinwegsehen." Badisches Tagblatt
"Freigelassene Geiseln machen noch keinen Frühling. Es sitzen weitere Deutsche aus politischen Gründen in Erdogans Verließen, von den Abertausenden Türken ganz zu schweigen. Doch deuten Yücels Abschiebung (mit der Androhung von 18 Jahren Haft) und andere Zeichen zumindest darauf hin, dass dem Nato-Partner Türkei nach langer Eiszeit etwas an Entspannung gelegen ist." Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Noch immer sitzen politische Gefangene, darunter auch Deutsche, in türkischen Gefängnissen. Noch immer gibt es erhebliche Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Landes. Von seinem einstigen Anspruch auf friedlichen Interessenausgleich nach innen und außen ist der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan meilenweit entfernt." Hessische Niedersächsische Allgemeine
Freilassung von Deniz Yücel "eine große Freude und Erleichterung"
"Noch immer sitzen Tausende in türkischen Gefängnissen, deren einziges Vergehen darin besteht, anderer Meinung als Erdogan zu sein. Erst wenn auch all diese Häftlinge frei sind, kann es einen Weg zurück zu einer Normalität geben. Erst dann wird sich auch die berechtigte Empörung legen, die heute verspürt, wer Erdogan und die türkische Regierung vom Rechtsstaat reden hört." Kölner Stadt-Anzeiger
"So verständlich die Erleichterung über das Ende der Geiselhaft von Deniz Yücel auch ist, so wenig Anlass besteht für die Bundesregierung, ihre Skepsis gegenüber der Entwicklung in der Türkei fallen zu lassen. Ankaras Einlenken bedeutet keine Annäherung an rechtsstaatliche Standards. Denn sogar die Freilassung Yücels ist ein Akt der Willkür, genau wie die Verhaftung des Journalisten und seine Vorverurteilung als "Terroristen" durch Sultan Erdogan." Landeszeitung
"Wie er freikam, so wurde er auch inhaftiert. Ohne Grund. Das rechtliche Drumrum, das die türkische Justiz im Fall Yücel nun nachlieferte (drei Seiten Anklage nach einem Jahr U-Haft), ist so verräterisch, wie es die erdoganschen Wutausbrüche über den deutsch-türkischen Journalisten waren. Eine Farce. Eine Farce freilich, die den Reporter ein Jahr seines Lebens in Freiheit kostete." Rhein-Neckar-Zeitung
Susanne Güsten, die Türkei-Korrespondentin der Augsburger Allgemeinen, zieht in ihrem Kommentar das Fazit: "Die Freilassung von Deniz Yücel nach gut einem Jahr Haft ist eine große Freude und Erleichterung für den Reporter und seine Familie. Die Entscheidung der türkischen Gerichte enthält aber auch einige ernüchternde Wahrheiten, die den Wandel in den deutsch-türkischen Beziehungen verdeutlichen." Den ganzen Kommentar lesen Sie hier. (AZ/dpa)
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