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Türkei: Pläne für den Gezi-Park: Präsident Erdogan löst neuen Streit aus

Türkei

Pläne für den Gezi-Park: Präsident Erdogan löst neuen Streit aus

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    Der türkische Präsident Erdogan Mitte Mai bei einer Rede in Istanbul. Nun soll das umstrittene Gezi-Park-Projekt fortgesetzt werden. 
    Der türkische Präsident Erdogan Mitte Mai bei einer Rede in Istanbul. Nun soll das umstrittene Gezi-Park-Projekt fortgesetzt werden.  Foto: Sedat Suna, dpa

    Polizisten in Kampfmontur, Demonstranten, Tränengas: Die Szenen, die sich am Wochenende in der Innenstadt der türkischen Metropole Istanbul abspielten, glichen jenen vor fast genau drei Jahren, als sich die Staatsmacht und die Gezi-Protestbewegung in derselben Gegend fast täglich schwere Straßenschlachten lieferten.

    Kaserne, Moschee und Opernhaus sollen gebaut werden

    Die Konfrontation begann am Samstagabend, als die Polizei gegen eine Kundgebung einschritt, mit der gegen einen Überfall auf einen Plattenladen im Szeneviertel Cihangir protestiert werden sollte. Rund 20 islamistische Raufbolde hatten die Gäste in dem Laden verprügelt, in dem das neue Album der britischen Rockband Radiohead per Livestream vorgestellt wurde. Die Besucher hätten mitten im islamischen Fastenmonat Ramadan Bier getrunken, warfen ihnen die mit Knüppeln bewaffneten Angreifer vor.

    Staatschef Erdogan heizte die Stimmung weiter an. In Reden in Istanbul kündigte er an, das nach den Gezi-Protesten von 2013 gestoppte Projekt der Wiedererrichtung eines osmanischen Kasernengebäudes auf dem Gelände des kleinen Gezi-Parks in Istanbul neu zu beleben. Die Kaserne werde gebaut, und eine Moschee sowie ein Opernhaus dazu, sagte der Präsident. Den Mitgliedern der Gezi-Protestbewegung warf er vor, anderen Türken ihren Lebensstil aufzwingen zu wollen, der verwestlicht, Alkohol-freundlich und säkular sei. Der Satz war eine gezielte Provokation durch den Präsidenten, denn viele säkulare Türken empfinden gerade die Politik von Erdogans islamisch-konservativer Partei AKP als Angriff auf ihren eigenen Lebensstil.

    Gezi-Projekt: Spannungen im Land verstärken sich

    „Wir werden mutig sein“, sagte Erdogan in Anspielung auf die zu erwartenenden neuen Proteste gegen das Kasernen-Projekt. Unterdessen verbreiteten Erdogan-Anhänger im Nachrichtendienst Twitter Todesdrohungen gegen die Gezi-Bewegung. Ein

    Erdogans neuer Gezi-Anlauf und das gewaltsame Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten in Cihangir verstärken die Spannungen im Land. Erst vor einigen Tagen hatte eine rechtsradikale Gruppe mit Gewalt gegen eine kommende Woche geplante Homosexuellen-Demo in Istanbul gedroht. Der Istanbuler Gouverneur verbot die Kundgebung daraufhin. Doch die Veranstalter wollen trotzdem auf die Straße gehen.

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