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Türkei: Knall und Rauch: Proteste zum 1. Mai am Taksim-Platz

Türkei

Knall und Rauch: Proteste zum 1. Mai am Taksim-Platz

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    Ein Demonstrant schützt sich mit einer Atemmaske gegen Tränengas.
    Ein Demonstrant schützt sich mit einer Atemmaske gegen Tränengas. Foto: afp

    Der Istanbuler Taksim-Platz wirkt am Morgen des 1. Mai, als hätte eine Epidemie alle Menschen hingerafft, die keine Polizeiuniform tragen. Schon hunderte Meter vor dem Platz beginnen die Reihen der Absperrgitter. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat bereits vor Tagen deutlich gemacht, dass er gar nicht daran denkt, den symbolträchtigen Platz am 1. Mai seinen Gegnern zu überlassen. Der Tag wird zu einer Machtdemonstration Erdogans – der dafür Teile der Innenstadt komplett sperren lässt.

    Trotz der Gefahr – die türkische Polizei ist nicht für sanftes Zupacken bekannt – versammeln sich am Vormittag in mehreren Vierteln Gruppen von Demonstranten. Ihnen stehen 40000 Polizisten allein in Istanbul gegenüber, von denen knapp die Hälfte den Taksim abriegelt. Die Szenen, die dann folgen, gleichen denen der Proteste vom vergangenen Sommer: Die

    Tränengas treibt Anwohner aus ihren Häusern

    Im Viertel Besiktas ist so viel Tränengas in der Luft, dass Anwohner mit weinenden Kindern auf den Armen aus ihren Häusern fliehen. Erstmals setzt die Polizei mobile Stahlwände ein, die etwa 2,50 Meter hoch sind – und die angeblich automatisch Tränengas versprühen können, sollten Demonstranten versuchen, sie wegzuschieben. Ein paar Dutzend Demonstranten gelangen einige hundert Meter vor den Taksim, bevor sie in die Flucht geschlagen werden. Ein einzelner Demonstrant rennt auf den Platz zu und ruft „Taksim gehört uns allen“ – dann wird er von der Polizei überwältigt und abgeführt.

    Die Absperrungen halten zwar Proteste fern, sie sorgen allerdings auch für Unmut bei Einheimischen und Touristen. Erdogan wird das verschmerzen. Er hatte die Kommunalwahlen im März zu einem Referendum über seine Politik umgemünzt und haushoch gewonnen. Die Opposition ist seitdem demoralisiert. Auch den gestrigen Tag dürfte Erdogan als Triumph werten: Nach dem Willen seiner Gegner sollten die Demonstrationen die ersten großen Proteste in Istanbul seit seinem Wahlsieg werden. Doch am Nachmittag sieht es so aus, als sei es der Polizei gelungen, die Proteste zu zerschlagen. Polizisten legen Gasmasken und Helme ab und trinken Tee, einige von ihnen ruhen sich im Gezi-Park neben dem Taksim-Platz in der Sonne aus. (dpa)

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