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Treffen in Helsinki: Trump und Putin: Zwei Machtpolitiker aus dem gleichen Holz

Treffen in Helsinki

Trump und Putin: Zwei Machtpolitiker aus dem gleichen Holz

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    Sie bestimmen im Moment den Takt der Politik: US-Präsident Donald Trump (rechts) und der russische Präsident Wladimir Putin.
    Sie bestimmen im Moment den Takt der Politik: US-Präsident Donald Trump (rechts) und der russische Präsident Wladimir Putin. Foto: Evan Vucci, dpa

    Einst waren ihre Länder mächtige Gegenpole, die Präsidenten stolze Anführer verfeindeter politischer Blöcke. Heute wirken sie bisweilen wie politische Brüder im Geiste. Beide regieren in einer Zeit, die in all ihrer politischen Unübersichtlichkeit die Lust auf den starken Mann mit großer Wucht hat zurückkehren lassen. Sie mögen Gepränge und Gold, Paraden und Bauchpinseleien – Donald Trump und Wladimir Putin vereint vieles. Am Montag treffen die Präsidenten der USA und Russlands in Helsinki zusammen. Zwischen ihnen steht Syrien, steht die Ukraine, steht die mutmaßliche russische Einmischung in den amerikanischen Wahlkampf, aber auch die Frage nach russischem Gas in Europa und nach den Abrüstungsverträgen. Bei allen diesen Themen verfolgen Russland und die USA unterschiedliche Interessen. Und doch überwiegen in der öffentlichen Wahrnehmung die Ähnlichkeiten.

    Josef Braml, Politikwissenschaftler bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „All diese starken Führer dieser Welt – Donald Trump, Wladimir Putin, Xi Jinping, Recep Tayyip Erdogan – eint eines: ein machiavellistischer Führungsstil: divide et impera, teile und herrsche.“ Trump und Putin sehen Europa als Rivalen, den es zu spalten und zu beherrschen gilt. Sie schwächen ihre innenpolitischen Gegner wie ihre internationalen Konkurrenten. „Trump will die EU zerlegen. Er will auf Kosten aller anderen gewinnen, das zeigt er ein ums andere Mal“, so Braml, der auch den Blog usaexperte.com betreibt.

    In der New York Times schreibt Thomas Friedman, Trump und Putin seien vom gleichen Holz. „Ihre Strategie: Immer weiter draufhauen, weiter lügen, abstreiten, das Gegenteil behaupten, ganz egal, wie unwahrscheinlich ein Dementi ist – und niemals, niemals entschuldigen. Denn wenn man im industriellen Maßstab lügt, sind alle überwältigt von ihrer schieren Schamlosigkeit. Es ist diese beständige Erosion der Normen, die Trump Amerika und die Putin der Welt antut.“

    Nur Hohn und Spott für ihre Gegner

    Russlands wie Amerikas politische Kulturen kennen mächtige Rituale. Im Weißen Haus ist der Goldanteil zwar noch nicht so hoch wie im Trump-Tower oder im Kreml, aber es schimmert schon sehr ordentlich. Für ihre Gegner in Politik, Medien und Gesellschaft haben beide Männer kaum mehr übrig als Hohn und Spott, bei Trump oft auch auf dem niedrigsten Niveau. Beide haben sich ein perfektes mediales Ökosystem geschaffen, das ihnen als Verstärker und Resonanzboden dient. Ausgerechnet Amerika, das einst sein liberales Menschenbild in die Welt getragen hat, den Fortschritt der Demokratie für alternativlos hielt! „Jetzt müssen wir sehen, dass ausgerechnet unsere Lehrmeister das, was sie uns beigebracht haben, nicht mehr interessiert“, sagt USA-Experte Josef Braml. „Im Gegenteil: Sie reißen alles mutwillig ein, weil Trump denkt, dass die liberale Weltordnung Amerikas Rivalen, China und Europa, hilft und nicht den USA.“

    Beide Präsidenten werden als äußerst misstrauisch beschrieben und auch als einsam. Einerseits weit vernetzt, gilt ihr engstes Umfeld doch als sehr klein. Und auch hier gilt: Der Boss hat immer recht.

    Die friedliche Revolution machte dem KGB-Mann Putin Angst

    Putin, der Ex-KGB-Agent, gilt als hochintelligent und gerissen. Als in Dresden „Wir sind das Volk“ durch die Straßen hallt, damals im Jahr 1989, schiebt der Offizier Wladimir Wladimirowitsch Putin immer wieder Dienst in der örtlichen Zentrale des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Er hört die Sätze einer friedlichen Revolution genau, sie machen ihm Angst. Es sind unsichere Zeiten, für die DDR, die Sowjetunion. Zeiten, die den heutigen russischen Präsidenten bis heute beeinflusst haben. In einer Villa in der Dresdner Angelikastraße hat er begriffen, was ein kompromissloses Handeln ausmacht und was passieren kann, wenn der Staat als schwach wahrgenommen wird.

    Putin verachtet Schwäche. Er tut es bereits als Kind. Der mittlerweile 65-Jährige kokettiert gern mit seiner schwierigen Kindheit. Die Eltern – Schlosser und Sanitäterin – malochen in einem Waggonbauwerk. Der kleine Wowa wächst in einer Kommunalka auf, dieser typischen Wohnform der Sowjetunion: Sie sind zu dritt auf 20 Quadratmetern. Der Junge schlägt sich durch und untermalt bis heute das Bild eines Knaben, der gern austeilte. Er wollte der Sieger sein.

    Als die Sowjetunion zerbricht, ist es für viele in der Sowjetunion eine Katastrophe. Die Sicherheiten, die es einst gab, sind nicht mehr. Der Minderwertigkeitskomplex, ein Niemand zu sein in der Welt, ist groß. Dieser Komplex bestimmt die Grundlinie heutiger russischer Politik. „Niemand hatte uns zugehört. Hört uns jetzt zu“, sagt Putin noch im März dieses Jahres bei seiner Rede an die Nation. Diese Erfahrungen unterscheiden ihn von der politischen Prägung europäischer Politiker: Je dreister und härter man vorgehe, so das russische Verständnis, desto erfolgreicher werde man. Zwar sind 70 Prozent der Russen antiamerikanisch eingestellt, doch auch sie hoffen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in ihrem Land.

    Trump über Putin: Der macht einen tollen Job 

    Trump, der Baumagnat mit zumindest ungewissen finanziellen Verhältnissen und Methoden, kam bar jeder politischen Erfahrung ins Amt. Bis heute denkt er Politik nicht als Prozess oder dickes Brett, sondern eher als Arena eines Reality-TV. In der kennt er sich aus.

    Aus seiner Bewunderung für den Autokraten im Kreml hat er nie einen Hehl gemacht. Schon im Oktober 2007, als Moskau einer massiven Cyberattacke gegen Estland beschuldigt wurde, schwärmte der New Yorker Immobilienmogul: „Schaut Euch Putin an. Dieser Kerl macht einen tollen Job.“ Seit seinem Amtsantritt hat Trump fast jeden westlichen Regierungschef kritisiert, beleidigt und diffamiert – nur Putin nicht. Er mag Machtmänner, die die Opposition beiseiteschieben. Täglich zeigt er selbst der Presse seine Verachtung. Wäre da nicht seine Schwäche für Cheeseburger und Cola, würde er wahrscheinlich auch mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd posieren. Den Einwand, Putin lasse politische Gegner umbringen, konterte er 2015 lapidar: „Nun ja, ich glaube, unser Land tötet auch viele Menschen.“

    Der Enkel eines deutschen Auswanderers und Liebhaber schöner Frauen sucht die große Bühne, Anerkennung braucht er wie die Luft zum Atmen. Schon als Kind wurde er vom wohlhabenden Vater – auch er Immobilien-Unternehmer – bestärkt, dass er allen anderen überlegen sei. Über die politische Substanz streiten sich Anhänger und Gegner des 71-Jährigen. Seine Sprecherin Sarah Sanders jedenfalls bezeichnet Trump als „einen der besten Verhandler überhaupt“.

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