Es sind entsetzliche Bilder, die uns am Mittwochabend deutscher Zeit aus Washington DC erreichen: Etliche Trump-Anhänger dringen gewaltsam ein in eine der heiligsten Institutionen der US-amerikanischen Demokratie: ins Kapitol. Dort, wo in diesen Stunden die Wahlfrauen und -männer die Wahl Joe Bidens zum nächsten US-Präsidenten bestätigen sollen, flüchten Politiker und Journalisten vor der wild gewordenen Meute. Radikale sprühen Tränengas auf Einsatzkräfte, wehen Fahnen, brüllen Hasstiraden in die Kameras von CNN und Co. Hunderte Polizisten vermögen es nicht, das Eindringen zu verhindern.
Trump-Anhänger dringen ins Kapitol ein: Die Welt schaut geschockt auf die USA
Die Welt schaut geschockt auf die USA. Die Bilder vom Mittwoch sind eine Schande für die USA. Und es gibt genau einen Schuldigen für diese Schande: Donald Trump. Das Land war schon vor seiner Amtszeit tief gespalten. Aber er hat den Radikalen im Land vom Oval Office aus immer wieder die Legitimation zur Gewaltausübung erteilt. Sein Zündeln mit dem Feuer der vergangenen Jahre gipfelte schon mehrfach in ein Öl-ins-Feuer-Gießen und in hemmungsloses Ausüben von Gewalt gegen Minderheiten, Andersdenkende, Anderslebende.
Am Mittwoch rief er seine Anhänger ganz konkret dazu auf, zum Kapitol zu marschieren. Wohl wissend, was die Radikalen dort anrichten würden. Willfährige Republikaner wie Ted Cruz vermochten selbst in diesen Stunden nicht für Versöhnung zu werben. Am Anfang seiner Präsidentschaft wurde Trump belächelt. Doch Trump ist schon lange nicht mehr nur eine Lachnummer. Er ist ein Feind der Demokratie. Das hat er nicht erst, aber auch an diesem schwarzen Mittwoch mehr als deutlich unter Beweis gestellt.
Trump treibt schon viel zu lange sein Unheil im Weißen Haus
Als die Radikalen das Kapitol längst gestürmt und Menschenleben bedroht hatten, bat Trump seine Twittergefolgschaft darum, doch bitte friedlich zu sein. Eine Bitte, die zynischer nicht sein könnte. Wenn an diesem Mittwoch Menschen zu Schaden kommen sollten, dann ist das auch und vor allem die Schuld eines Mannes, der viel zu lange sein Unheil im Weißen Haus treiben konnte.
Der Sturm auf das Kapitol ist mehr als nur ein unrühmlicher Schlusspunkt unter Trumps Schreckenspräsidentschaft. Es ist ein Tag, der schonungslos vor Augen führt, wie tief die Spaltung in den USA ist. Wie kann man jemals Menschen wieder zur Vernunft bringen, die wegen einer Wahl, die anders ausgegangen ist, als man sich das gewünscht hat, das Kapitol stürmen und andere derart bedrohen und attackieren? Wie soll Joe Biden diese Nation wieder heilen? Am Ende dieses Mittwochs bleiben vor allem zwei Dinge: Entsetzen und Ratlosigkeit.
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