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Trotz Kritik: Guttenberg-Fangemeinde der CSU in Oberfranken steht

Trotz Kritik

Guttenberg-Fangemeinde der CSU in Oberfranken steht

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    Guttenbergs Buch «Vorerst gescheitert» hat Bestsellerpotenzial. Archivfoto: Marius Becker dpa
    Guttenbergs Buch «Vorerst gescheitert» hat Bestsellerpotenzial. Archivfoto: Marius Becker dpa

    Das ist Karl-Theodor zu Guttenberg

    Karl-Theodor zu Guttenberg hat eine steile Karriere hinter sich. Dann brachte ihn die eigene Eitelkeit zu Fall - vorläufig

    Sein voller Name lautet Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Er wurde am 5. Dezember 1971 in München geboren.

    Nachdem er den Grundwehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald absolviert hatte, diente er freiwillig für weitere drei Monate. Guttenberg verließ die Bundeswehr als Stabsunteroffizier auf Reserve.

    Von 1992 - 1999 studierte er Jura an der Universität Bayreuth. Das erste Staatsexamen bestand er mit 6,8 Punkten (befriedigend). Sein zweites Staatsexamen steht bis heute aus. Parallel dazu studierte er Politikwissenschaft in München

    Guttenberg promovierte bei dem Juristen Dr. Peter Häberle. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU." Als sich die Plagiatsvorwürfe bestätigten, wurde ihm der Doktortitel am 23. Februar 2011 wieder aberkannt.

    2002 heiratete er Gräfin Stefanie von Bismarck-Schönhausen. Sie ist eine Ururenkelin von Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Guttenbergs haben zwei Töchter.

    2002 ging Karl-Theodor zu Guttenberg auch in die Politik. Er war Vorsitzender im CSU-Verband der Gemeinde Guttenberg, später auch im CSU-Bezirksverband Oberfranken. Ab 2002 war er gewähltes Bundestagsmitglied.

    Am 9. Februar 2009 übernahm er in Merkels Kabinett das Amt des Ministers für Wirtschaft und Technologie. Mit 37 war er damit der jüngste Wirtschaftsminister, den Deutschland jemals hatte.

    Im Oktober 2009 wurde er deutscher Verteidigungsminister. Wieder stellte er einen Rekord auf. Vor ihm hatte es nie einen jüngeren Amtsinhaber gegeben. Ein Luftangriff bei Kunduz, bei dem auch Zivilisten getötet wurden, brachte ihn gleich zu Beginn seiner Amtszeit in eine schwierige Lage.

    Die Plagiatsaffäre kostete zu Guttenberg 2010 das Vertrauen vieler Anhänger. Es wird bekannt, dass weite Teile seiner Doktorarbeit Plagiate, also ohne klare Quellenangaben abgeschrieben waren. Wenig später legte er alle seine Ämter nieder. Die Ermittlungen in der Affäre wurden später gegen Geldauflage eingestellt.

    Im Juli 2011 kündigten die Guttenbergs an, Anfang September für einige Zeit nach Connecticut (USA) zu ziehen, um dort eine Auszeit zu nehmen.

    Vier Monate später, im November 2011, ist zu Guttenberg plötzlich wieder da - mit einem ausführlichen Interview in der "Zeit" und einem Buch namens "Vorläufig gescheitert". Darin greift der Ex-Minister seine Partei CSU an und bestreitet weiter, vorsätzlich bei seiner Doktorarbeit betrogen zu haben.

    Dezember 2011: Der Ex-Verteidigungsminister soll für die EU-Kommission als Berater in Sachen Internetsicherheit tätig werden. Er soll dabei helfen, Internetnutzer, Blogger und Cyber-Aktivisten in autoritären Regimen kontinuierlich zu unterstützen.

    "Es ist gut, wenn man denjenigen, von dem man getragen wird, auch mag", sagte Kulmbachs Oberbürgermeister und CSU-Kreisvorsitzender Henry Schramm der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und reagierte damit auf Guttenbergs Kritik an den Parteifreunden. Zugleich empfahl er ihn jedoch weiterhin als Bundestagskandidaten.

    Schramm gibt dem ehemaligen Minister Rückhalt, wieder in seinem Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels anzutreten: "Karl-Theodor zu Guttenberg hat gute Chancen, als Kandidat aufgestellt und dann auch bei der Bundestagswahl 2013 gewählt zu werden." Allerings hätten die zuständigen drei Kreisverbände noch Zeit, über die Kandidaturen zu entscheiden.

    Auch der CSU-Kreisverband Lichtenfels steht zu dem ehemaligen Star. Der CSU-Kreisvorsitzende Christian Meißner sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", Guttenberg könne im Wahlkampf extrem helfen und wirken wie "Penicillin gegen die Politikverdrossenheit".

    Die Parteiführung um CSU-Chef Horst Seehofer und Generalsekretär Alexander Dobrindt sieht das inzwischen eher anders. Guttenberg hatte seiner Partei in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" den Status als Volkspartei abgesprochen und in diesem Zusammenhang von einer "Verhöhnung früherer Träume" gesprochen. Das hat nicht nur Seehofer nachhaltig verärgert.

    Nach einem Bericht der "Mitteldeutschen Zeitung" äußerte er sich am Rande des Treffens der Ministerpräsidenten der unionsregierten Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend äußerst kritisch über zu Guttenberg. Er habe keinen Zweifel daran gelassen, dass er eine Rückkehr des 39-Jährigen in eine führende politische Funktion mit Mandat der CSU ausschließe, erläuterten dem Bericht zufolge mehrere Ministerpräsidenten unabhängig voneinander.

    Dobrindt warf zu Guttenberg in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" indirekt Undankbarkeit vor. Er habe in einer schwierigen Situation von "seiner politischen Heimat, der CSU", Unterstützung und Solidarität erfahren und gelte noch immer als "einer von uns" in der CSU. "Ich hätte mir schon gewünscht, dass er das jetzt in seinen ersten Erklärungen etwas mehr berücksichtigt", sagte Dobrindt. "Wer von seiner politischen Familie solche Solidarität erfährt, der sollte davon auch wieder etwas zurückgeben." dpa

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