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Tragödie in Schweizer Tunnel: „Ganz Belgien fühlt mit den Hinterbliebenen“

Tragödie in Schweizer Tunnel

„Ganz Belgien fühlt mit den Hinterbliebenen“

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    Unweit der Unfallstelle legen Menschen Blumen ab: Bei einem Busunglück im Wallis sind mindestens 28 Menschen gestorben. Es ist der schlimmste Verkehrsunfall, der sich in der Schweiz jemals ereignet hat.
    Unweit der Unfallstelle legen Menschen Blumen ab: Bei einem Busunglück im Wallis sind mindestens 28 Menschen gestorben. Es ist der schlimmste Verkehrsunfall, der sich in der Schweiz jemals ereignet hat. Foto: dpa

    „D-Day!!!! Wir können verreisen.“ Mit diesem Eintrag im Internet verabschiedeten sich die Kinder aus Lommel und Heverlee am 5.März in die Skiferien. Mindestens 22 von ihnen kommen nicht wieder. Sie sterben bei dem schlimmsten Verkehrsunfall, der sich in der Schweiz jemals ereignet hat.

    Vor der „t’Stekske-Grundschule in Lommel an der niederländischen Grenze herrscht an dem Morgen nach dem Unfall eine furchtbare Stille. Weiträumig hat die Polizei das Gelände abgesperrt. Ab und zu sieht man Eltern, Lehrer, Angehörige vorfahren, weinend, gestützt, gebrochen. Vor der Sint-Lambertus-Schule in Heverlee bei Brüssel bittet Schulpfarrer Dirk De Gent um Verständnis: „Bitte lassen Sie die Eltern in Ruhe. Wir wissen doch selbst noch kaum, was passiert ist. Auch zwei unserer Lehrer sind unter den Toten. Wir können nur warten und Trost spenden.“

    König Albert II. und Königin Paola stehen verloren da

    Gegen zehn Uhr werden die Angehörigen mit einem Bus abgeholt und zum Luftwaffenstützpunkt „Melsbroek“ gefahren. König Albert II. und Königin Paola sind auch gekommen, stehen irgendwie verloren da. Sie umarmen die Eltern, schütteln Hände. „Ich bin unendlich erschüttert“, erklärt der Monarch später unter Tränen. „Ganz Belgien fühlt mit den Familien und Hinterbliebenen.“

    Kurz darauf starten die Angehörigen der Opfer und der Verletzten mit zwei Maschinen der Luftwaffe in die Schweiz. Drei Tage können sie dort bleiben. „Es muss sich furchtbar anfühlen, jetzt in diesem Flugzeug zu sitzen“, sagt eine Frau, die in der Nähe steht und weint, als ob es ihre eigenen Kinder wären, die in dem Todesbus ums Leben kamen. „Wir wissen nicht, wie das passieren konnte“, berichtet Melchior Wathelet vom belgischen Innenministerium in Brüssel später am Nachmittag.

    Vereinzelt hängen schwarze Fahnen aus den Fenstern

    Bei dem Bus des Unternehmens Top Tours aus Aarschot bei Brüssel habe es sich um ein „Fahrzeug der neuesten Generation mit allen empfohlenen Sicherheitseinrichtungen“ gehandelt. Der Betrieb unterhalte 14 Busse, alle Fahrer seien für die Reisen in die Alpen besonders ausgebildet worden. „Auch die Fahrzeiten wurden eingehalten.“

    Übermüdung dürfte als Unfallursache ausscheiden, da der Reisebus erst am Vortag in der Schweiz angekommen sei und beide Fahrer die Nacht sowie den ganzen Tag an Ort und Stelle verbracht hätten. Yves Mannaerts vom Verband belgischer Busunternehmer zeigt sich fassungslos, er sagt: „Dies ist der schwärzeste Tag in meiner 35-jährigen Berufstätigkeit.“

    Nicht nur für ihn, für ganz Belgien ist dies ein schwarzer Tag, ein Tag der Trauer und der Tränen. In dem kleinen Ort Heverlee, wie an vielen Orten des Landes, herrscht an diesem Morgen Totenstille. Vereinzelt hängen schwarze Fahnen aus Fenstern. „Man weigert sich zu glauben, dass so viele Kinder einfach nicht mehr da sind“, sagt ein Geschäftsinhaber. Er habe einige der Kinder, die in dem Unglücksbus saßen, gekannt. Sie kamen immer morgens, um ein Pausenbrot zu kaufen. Mehr kann er jetzt nicht sagen. Er weint.

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