Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Tod des Ex-Machthabers: Übergangsrat: "Gaddafi durch die Hände der Revolution getötet"

Tod des Ex-Machthabers

Übergangsrat: "Gaddafi durch die Hände der Revolution getötet"

    • |
    Ex-Diktator Gaddafi soll tot sein. dpa/Archiv
    Ex-Diktator Gaddafi soll tot sein. dpa/Archiv

    Bereits seit Donnerstagmittag berichten arabische Medien, dass der libysche Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi während der Flucht aus seiner umkämpften Heimatstadt Sirte getötet worden sein. Gaddafi sei an den Folgen eines Angriffs auf seinen Autokonvoi gestorben. Der 69-Jährige soll Schussverletzungen in beiden Beinen erlitten haben.

    Chronologie: Aufstieg und Fall von Gaddafi

    Libyens Muammar al-Gaddafi wurde als Terrorhelfer international geächtet und als Handelspartner hofiert. Im Westen galt der selbst ernannte Revolutionsführer mit bizarr anmutenden Gewohnheiten vielen als unberechenbar.

    1942: Im September nahe der Stadt Sirte in Libyen geboren.

    1963: Jura- und Geschichtsstudium für Offizierslaufbahn abgebrochen.

    1969: Ein «Bund der freien Offiziere» putscht Gaddafi an die Macht.

    1970: Ausländische Öl-Firmen in Libyen werden verstaatlicht.

    1973: Gaddafi veröffentlicht seine «Dritte Universaltheorie» als Mittelweg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.

    1977: Der «Revolutionsführer» ruft die «Sozialistische Libysch- Arabische Volks-Dschamahirija (Herrschaft der Massen)» aus.

    1985: Wegen Libyens Verstrickung in den internationalen Terrorismus verhängen die USA einen Wirtschaftsboykott.

    1986: Die USA machen Gaddafi für einen Anschlag auf die Berliner Diskothek «La Belle» verantwortlich und bombardieren Tripolis.

    1988: 270 Tote bei Explosion eines US-Jumbos über Lockerbie.

    1991: Der UN-Sicherheitsrat verhängt Sanktionen gegen Libyen.

    2003: Libyen sagt für den Anschlag von Lockerbie die Zahlung von Entschädigungen zu; die UN heben die Sanktionen auf.

    2003: Gaddafi kündigt Einstellung des libyschen Atomprogramms und die Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen an.

    2004: Die USA heben ihre Handelsbeschränkungen auf. 2007: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vereinbart mit Gaddafi eine militärische und atomtechnische Kooperation. Anvisiert wird die Lieferung von Kampfjets und eines Atomkraftwerks.

    2008: Die USA schließen mit Libyen ein Öl-Handelsabkommen. 2009: Gaddafi wird für ein Jahr Ratsvorsitzender der Afrikanischen Union und fordert die «Vereinigten Staaten von Afrika».

    2009: Freundschaftsabkommen und erster Staatsbesuch Gaddafis in Rom.

    2010: Nach Festnahme seines Sohns Hannibal in Genf wegen Misshandlung von Angestellten ruft Gaddafi zum Dschihad gegen die Schweiz.

    2010: Um den Zustrom afrikanischer Flüchtlinge über Libyen einzudämmen, zahlt die EU Gaddafi 50 Millionen Euro.

    2011: Am 15. Februar demonstrieren Tausende gegen Gaddafi. Seine Gefolgsleute richten später ein Blutbad unter Zivilisten an. Der folgende Bürgerkrieg läutet den Sturz des «Führers» ein. (dpa)

    Ein Sprecher der neuen libyschen Führung, Abdel Hafes Ghoga, betätigte inzwischen den Tod des Ex-Diktators: "Wir verkünden der Welt, dass Gaddafi durch die Hände der Revolution getötet wurde. Das ist ein historischer Moment, es ist das Ende der Tyrannei und der Diktatur.

    Zuvor hatte ein  Kommandeur der neuen libyschen Führung erklärt, dass Gaddafi in  seiner Geburtsstadt Sirte gefangen genommen und schwer verletzt  worden sei. Ein mit einer Handykamera aufgenommenes Bild zeigte die Festnahme des verletzten Machthabers.

    Der Nachrichtensender Al-Arabija zeigte am Donnerstag Bilder von dem Ort in Sirte, an dem die Kämpfer Gaddafi angeblich gefunden hatten. Zu sehen sind zwei große Betonröhren, darüber hat jemand auf eine Betonwand gesprüht: "Dies ist der Platz der verfluchten Ratte Al-Gaddafi - Gott ist groß". Vor den Betonröhren liegen zwei Leichen am Boden.

    Nato bestätigt Luftangriff auf einen Konvoi

    Die Nato bestätigte, am Donnerstagvormittag in der Nähe der libyschen Stadt Sirte einen "militärischen Konvoi" bombardiert zu haben. Es habe sich um zwei Militärfahrzeuge gehandelt, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Brüssel. "Sie wurden gegen 08.30 Uhr getroffen. Da wir keine Soldaten auf libyschem Boden haben, können wir nicht sagen, wer möglicherweise bei diesem Angriff getötet worden ist." Die Sprecherin sagte, es gebe derzeit viele widersprüchliche Berichte über die angebliche Ergreifung von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi.

    "Libyen vollständig befreit"

    Die Truppen der libyschen neuen Führung erklärten unterdessen,  die umkämpfte Küstenstadt Sirte sei "vollständig befreit". Durch die Befreiung von Gaddafis Geburtststadt und die "Bestätigung für den Tod Gaddafis" sei nun auch ganz Libyen nun "vollständig befreit", sagte ein hochrangiger Militärvertreter des  Übergangsrates, Chalifa Haftar, der Nachrichtenagentur AFP. Sirte galt als letzte Hochburg Gaddafis und wurde bis zuletzt  von seinen Unterstützern gehalten. drs, dpa, dapd, afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden