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Clubhouse-App: Thüringens Ministerpräsident entschuldigt sich: Ramelow und "das Merkelchen"

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Thüringens Ministerpräsident entschuldigt sich: Ramelow und "das Merkelchen"

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    Bodo Ramelow rudert nach Kritik an seiner Clubhouse-Plauderei zurück.
    Bodo Ramelow rudert nach Kritik an seiner Clubhouse-Plauderei zurück. Foto: Bodo Schackow, dpa

    Vielleicht hätte er von Robert Habeck lernen können. Genau zwei Jahre ist es jetzt her, seit der Grünen-Chef die Plattform Twitter verlassen hat. Es hatte Ärger gegeben, um einen Tweet, um eine Formulierung, die ihm harmlos vorgekommen war, aber von der Öffentlichkeit als Zeichen von Arroganz gewertet wurde.

    Habeck zog die Konsequenz, er weiß: Der Grat, auf dem Politiker wandeln, ist bisweilen schmal. Wie schnell man von dort abstürzen kann, das merkte nun auch der Ministerpräsident von Thüringen: Bodo Ramelow hat mit einem Sturm der Entrüstung zu kämpfen, seit er in einer Talkrunde der neuen App „Clubhouse“ einen Auftritt hingelegt hat, der zumindest grenzwertig war.

    Der Hype um die App ist noch jung, entsprechend aufmerksam wird sie verfolgt. In einem Talkshow-Format mit dem Namen „Trash und Feuilleton“ hatte Ramelow dort am Freitagabend im lockeren Plauderton der guten Laune und in der Annahme, man sei ja unter sich, nicht nur erzählt, dass er seine Zunge nicht einrollen kann, sondern auch das Lied „Bella Ciao“ gesungen.

    Bodo Ramelow rechtfertigt "Candy Crush"-Spielen während Bund/Länder-Konferenzen

    Doch für weit mehr Aufmerksamkeit sorgte er, als er Bundeskanzlerin Angela Merkel als „Merkelchen“ bezeichnete und offenbarte, dass er in den stundenlangen Sitzungen der Ministerpräsidenten in der Corona-Krise gerne das Spiel „Candy Crush“ auf seinem Smartphone daddle. „Die einen spielen Sudoku, die anderen spielen auf ihren Handys Schach oder Scrabble, und ich spiele ,Candy Crush‘“, sagte Ramelow später. Denn es gebe viel Leerzeit zu überbrücken. Die Geschichte aus dem Nähkästchen blieb indes nicht in der geschlossenen Welt von „Clubhouse“, sondern fand ihren Weg in die Zeitung – und löste eine Welle der Empörung aus.

    Thüringens CDU-Chef Christian Hirte wirft dem Linken-Politiker respekt- und verantwortungsloses Verhalten vor. „Entweder ist es Ausdruck von Arroganz der Macht oder Amtsmüdigkeit“, schrieb Hirte bei Twitter. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gehe es um Leben und Tod sowie um Existenzen und die Zukunft einer Schüler-Generation. „Wer sein Amt als Ministerpräsident so versteht, verspielt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger“, so Hirte.

    „Wenn sich bewahrheitet, dass Bodo Ramelow während der Ministerpräsidentenkonferenz Handyspiele spielt, dann sollte er sein Verhalten überprüfen“, sagt auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD). „Dazu ist die Situation zu ernst.“ Das Bundesland hat mit hohen Corona-Inzidenzwerten zu kämpfen.

    Ramelow entschuldigt sich für "Merkelchen"

    Ramelow bemüht sich derweil, offensiv und mit zahlreichen Entschuldigungen den Schaden möglichst kleinzuhalten – bislang aber vergeblich. Er werde künftig vorsichtig sein bei seinen Äußerungen auf „Clubhouse“ und im Hinterkopf haben, dass alles, was dort gesprochen wird, öffentlich werden kann. Ganz explizit entschuldigte er sich für die Formulierung „Merkelchen“: „Eine kluge Frau hat mir auf @clubhouse_de gerade schlüssig den eigentlichen Fauxpas meiner Clubhaus Plauderei dargelegt und es hat mich überzeugt“, twitterte Ramelow am Sonntagabend. „Den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen, war ein Akt männlicher Ignoranz. Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung.“

    Ramelow gilt als emotionaler Politiker, als jemand, der verbal auch mal übers Ziel hinausschießt. Bei einer Landtagssitzung im Juli vergangenen Jahres soll er von der Regierungsbank aus dem AfD-Abgeordneten Stefan Möller den Mittelfinger gezeigt und ihn als „widerlichen Drecksack“ bezeichnet haben. Gegen eine Geldauflage von 5000 Euro wurde das Verfahren eingestellt.

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