Der britische Staatssekretär Tobias Ellwood steht kurz nach dem Terroranschlag am Mittwoch mit verstörtem Gesicht im Vorhof des britischen Parlaments in London. Seine Stirn ist blutverschmiert. Der Schock sitzt tief. Minuten zuvor hat der 50-Jährige bei einem verletzten Polizisten eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchgeführt. Leider vergeblich. Der Polizist verliert nach einem Messerangriff des Londoner-Attentäters zu viel Blut und stirbt noch an Ort und Stelle.
Im Anzug an der Terrorfront
Während seine Politikerkollegen sich nach dem Attentat im Parlament verbarrikadieren, eilt der Staatsminister aus dem Gebäude und steht im Anzug den Rettungskräften auf der Straße bei. Als einer der ersten am Tatort kniet Ellwood auf den Boden und versucht dem verwundeten Polizisten mit einer Herz-Druck-Massage das Leben zu retten. Immer wieder taucht sein Gesicht zum Verletzten ab, um ihn zu reanimieren. Der parlamentarische Staatssekretär im Außenministerium (zuständig für Afrika und den Nahen Osten) diente vor seiner politischen Karriere als Soldat für die britische Armee im Golfkrieg in Kuwait und kennt sich daher mit solchen Rettungsmaßnahmen aus.
Als weitere Sanitäter am Parlament Square in Westminster eintreffen, lässt Ellwood ihnen den Vortritt - doch auch sie können das Leben des 48-jährigen Polizisten nicht mehr retten. "Ich habe versucht, bis zum Eintreffen der Ärzte die Blutung zu stoppen und habe eine Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht", berichtete Ellwood am Mittwoch einem Journalisten der Nachrichtenagentur AFP, während das Blut des Todesopfers noch in seinem Gesicht klebt. Der Polizist habe mehrere Stichwunden gehabt, "unter einem Arm und im Rücken", sagt der Abgeordnete
Nun wird Ellwood von den Medien gefeiert
Trotz der traurigen Umstände wird Ellwood nun von den britischen Medien und in den sozialen Netzwerken als tragischer Held von London gefeiert. Prominente wie die Sängerin Stacy Salomon und Politiker wie der Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn priesen Ellwoods Zivilcourage. Manche fordern für Ellwood sogar einen Ritterschlag von der Queen. Der Vorfall in Westminster ist übrigens nicht seine erste Begegnung mit dem Terrorismus: Schon 2002 verlor Ellwood seinen Bruder Jon bei einem Bombenanschlag auf der Ferieninsel Bali. Damals starben insgesamt 202 Menschen, als Terroristen fast zeitgleich zwei Bomben auf einer Partymeile zündeten. 15 Jahre später holt ihn nun der Terror wieder ein.