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Terror in London: Nach Anschlag Name von drittem Attentäter veröffentlicht

Terror in London

Nach Anschlag Name von drittem Attentäter veröffentlicht

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    Auf der London Bridge waren drei Männer mit einem Lieferwagen in Menschen hineingefahren und hatten anschließend Passanten und Kneipenbesucher mit langen Messern attackiert.
    Auf der London Bridge waren drei Männer mit einem Lieferwagen in Menschen hineingefahren und hatten anschließend Passanten und Kneipenbesucher mit langen Messern attackiert. Foto: Dominic Lipinski (dpa)

    Nach dem Terroranschlag in London hat die Polizei Medienberichten zufolge nun auch den dritten Täter identifiziert. Demnach handelt es sich um einen Italiener marokkanischer Herkunft, wie Sky News berichtete. Sein Name solle "möglichst bald" bekannt gemacht werden, meldete der Sender unter Berufung auf Scotland Yard. Dies müsse aber noch mit den Behörden des entsprechenden Landes abgestimmt werden.

    Trotz ihrer schnellen Reaktion auf den Londoner Terroranschlag geraten die britischen Sicherheitsbehörden immer mehr unter Druck. Einer der mutmaßlichen Attentäter, Khuram Shazad Butt, hatte in einer TV-Dokumentation mit einer Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) posiert und war den Sicherheitsbehörden bekannt. Wenige Tage vor der britischen Parlamentswahl teilte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley mit, der Mann sei damals überprüft worden. Aber die Behörden hätten keine Belege gefunden, dass er einen Anschlag plane. Daraufhin sei der in Pakistan geborenen Briten als nachrangig eingestuft worden.

    Der britische Außenminister Boris Johnson zeigte in der BBC Verständnis für kritische Fragen, "wie diese Person durch unser Netz schlüpfen konnte". Er betonte aber, die Verantwortung für den Anschlag liege bei den Terroristen. Ähnlich äußerte sich der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Er warnte aber auch vor neuen Kürzungen bei der Polizei, wenn Premierministerin Theresa May die Wahl an diesem Donnerstag gewinnt. Kritiker werfen der Regierungschefin vor, sie trage aus ihrer Zeit als Innenministerin eine Mitverantwortung dafür, dass es heute 20.000 Stellen weniger bei der Polizei gebe als 2010.

    Das ist London-Attentäter Khuram Shazad Butt

    Trotz seiner Verbindungen zu radikalen Islamisten arbeitete Butt von Mai bis Oktober 2016 für die Londoner U-Bahn. Die Zeitung The Times berichtete am Dienstag, Butt habe Verbindungen zu einem der Attentäter des Londoner Terroranschlags vom 7. Juli 2005, bei dem Dutzende Menschen getötet worden waren, sowie zu einem bekannten Hassprediger gehabt.

    Der 27-Jährige war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er lebte im Ostlondoner Stadtteil Barking, wie auch der zweite mutmaßliche Attentäter Rachid Redouane. Der 30-Jährige aus Marokko hatte eine kleine Tochter mit einer 38-jährigen Frau, die unterschiedlichen Berichten zufolge entweder aus Irland oder aus Schottland stammt. Er war der Polizei offenbar nicht bekannt. Zum dritten Angreifer, der an dem Anschlag am Samstagabend mit mindestens sieben Toten und Dutzenden Verletzten beteiligt war, sind bisher noch keine Details veröffentlicht worden.

    Die Polizei nahm im Zusammenhang mit dem Anschlag mit sieben Toten und dutzenden Verletzten sieben Frauen und fünf Männer fest. Nachdem zuvor bereits eine Frau und ein Mann wieder auf freien Fuß gesetzt worden waren, wurden am Montagabend auch die übrigen zehn Festgenommenen ohne Anklageerhebung wieder freigelassen, wie die Polizei mitteilte. Nach dem Anschlag haben die Ermittler zudem die Identität von zwei der drei erschossenen Attentäter veröffentlicht. Einer von ihnen war den Sicherheitsbehörden bereits bekannt.

    Im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags halten die Menschen in Großbritannien heute eine landesweite Schweigeminute. Von 12 Uhr deutscher Zeit an werde in allen Regierungsgebäuden Stille herrschen, teilte das Büro der Premierministerin Theresa May mit. Schon gestern Abend hatte es bei einer Mahnwache in der Nähe des Londoner Rathauses eine Schweigeminute für die Opfer gegeben.

    Nach Angaben der Ermittler war einer der Attentäter der 27-jährige Khuram Shazad Butt, ein Brite mit pakistanischen Wurzeln. Khuram sei der Polizei und dem Geheimdienst MI5 zuvor bereits bekannt gewesen, Hinweise auf Anschlagspläne habe es aber nicht gegeben, erklärte die Polizei. Britischen Medien zufolge war Butt vergangenes Jahr in einer britischen Fernsehdokumentation mit dem Titel "Die Dschihadisten von nebenan" zu sehen gewesen.

    Europa im Visier der Attentäter: Die Anschläge der vergangenen Jahre

    Paris, 12. Mai 2018:

    Im Viertel um die Pariser Oper, einem besonders belebten im Zentrum der Stadt, greift ein Mann vorbeigehende Menschen mit einem Messer an. Dabei tötet er einen 29-Jährigen und verletzt vier weitere Personen, zwei davon schwer. Bei dem Täter handelt es sich mutmaßlich um einen 20 Jahre alten Islamisten, der in Tschetschenien geboren wurde.

    Carcassonne und Trèbes, 23. März 2018

    Bei einer Geiselnahme tötet ein 26-jähriger mutmaßlicher Islamist in einem südfranzösischen Supermarkt zwei Menschen. Danach nimmt er einen Polizist als Geisel. Später wird der Angreifer erschossen.

    Marseille, 1. Oktober 2017

    Ein Mann geht mit einem Messer auf Passanten am Bahnhof Saint-Charles los. Er ersticht zwei junge Frauen. Wenig später wird der islamistische Attentäter von französischen Soldaten erschossen.

    Barcelona. 17. August 2017

    Ein Attentäter fährt mit einem Lieferwagen durch eine Menschenmenge auf dem Boulevard La Rambla im Zentrum von Barcelona. Dabei werden 14 Menschen getötet und mindestens 118 Menschen verletzt. Auf der Flucht ersticht der Attentäter eine weitere Person.

    Hamburg, 28. Juli 2017

    Bei einer Messerattacke in einem Supermarkt im Hamburger Stadtteil Bambek-Nord stirbt ein Mensch. Sieben weitere werden zum Teil schwer verletzt.

    London, 19. Juni 2017

    Bei einem Anschlag tötet ein Mann mit einem Lieferwagen eine Person und verletzt zehn weitere Menschen nahe der Finsbury Park Moschee im Norden der britischen Hauptstadt.

    Paris, 6.Juni 2017:

    Ein Mann attackiert einen Polizisten mit einem Hammer. Auch wenn der Polizist überlebt stuft die Polizei die Attacke später als Terroranschlag ein.

    London, 3. Juni 2017:

    Ein Lieferwagen rast auf der London Bridge auf den Bürgersteig und fährt mehrere Passanten an. Anschließend springen die Attentäter heraus und greifen in einem nahegelegenen Ausgehviertel mit Messern wahllos Menschen an. Sieben Menschen werden getötet. 48 Verletzte müssen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Die Polizei erschießt die drei Angreifer. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat für sich.

    Manchester, 22. Mai 2017:

    Ein Selbstmordattentäter sprengt sich am Ende eines Konzertes von US-Popstar Ariana Grande in Manchester in die Luft und reißt 22 Menschen mit in den Tod. 116 Menschen werden verletzt. Unter den Opfern sind viele Jugendliche und Kinder. Die Tat des 22-jährigen libyschstämmigen Briten Salman Abedi reklamiert die IS-Miliz für sich.

    Stockholm, 7. April 2017:

    Ein Mann rast in einem gestohlenen Lastwagen durch eine Einkaufsstraße in Stockholms Innenstadt und fährt wahllos Passanten um. Fünf Menschen sterben. Die Polizei nimmt den 39-jährigen Usbeken Rachmat Akilow fest, er gesteht die Tat. Akilow gilt als Anhänger der Dschihadistenmiliz IS.

    St. Petersburg, 3. April 2017:

    Ein Selbstmordattentäter zündet in einer fahrenden U-Bahn in der Innenstadt von St. Petersburg eine Bombe. 15 Menschen sterben. Als mutmaßlichen Täter identifizierten die Ermittler den 22-jährigen Akbarschon Dschalilow aus Kirgistan. Die Behörden gehen möglichen Verbindungen zur Dschihadistenmiliz IS nach. 

    London, 22. März 2017:

    Der mutmaßlich islamistische Attentäter Khalid Masood rast auf der Westminster-Brücke im Herzen Londons mit seinem Auto in eine Gruppe von Passanten, vier Menschen sterben. Vor dem Parlament ersticht Masood dann einen Polizisten, ehe er selbst erschossen wird. Die IS-Miliz reklamierte die Tat für sich.

    Istanbul, 1. Januar 2017:

    Kurz nach Mitternacht betritt ein Mann den Istanbuler Nachtclub "Reina" und schießt um sich. 39 Menschen, die dort den Jahreswechsel feiern wollten, werden getötet. Zwei Wochen später nimmt die Polizei den 34-jährigen Usbeken Abdulkadir Mascharipow als Hauptverdächtigen fest. Auch zu diesem Anschlag bekennt sich die Dschihadistenmiliz IS.

    Berlin, 19. Dezember 2016:

    Der Tunesier Anis Amri erschießt einen Lkw-Fahrer aus Polen, setzt sich an das Steuer des Lasters und rast in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Zwölf Menschen sterben. Amri wird später von der Polizei in Mailand erschossen. Der Fall löst eine Debatte über Behördenversagen aus: Amri konnte zum Attentäter werden, obwohl er als islamistischer Gefährder auf dem Radar deutscher Sicherheitsbehörden war.

    Nizza, 14. Juli 2016:

    Der Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel rast über die Uferpromenade von Nizza, wo tausende Menschen den französischen Nationalfeiertag begehen. Erst nach einigen hundert Metern kommt der Lkw zum Stehen, 86 Menschen werden getötet. Die Polizei erschießt Bouhlel. Der IS bekennt sich zu der Tat.

    Istanbul, 28. Juni 2016:

    Drei Selbstmordattentäter sprengen sich auf dem Istanbuler Atatürk-Flughafen in die Luft, 47 Menschen werden getötet. Offiziell bekennt sich niemand zu der Tat, die Regierung macht die IS-Miliz verantwortlich. Ihren Angaben zufolge stammen die Attentäter aus Russland, Usbekistan und Kirgistan.

    Brüssel, 22. März 2016:

    Selbstmordattentäter zünden Sprengsätze am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn-Station Maelbeek. 32 Menschen sterben, mehr als 230 werden verletzt. Hinter den Taten steht eine Zelle des IS, die auch an den Pariser Anschlägen vier Monate zuvor beteiligt war.

    Paris, 13. November 2015:

    Frankreichs Hauptstadt wird zum Ziel einer blutigen Anschlagsserie. Insgesamt 130 Menschen werden bei Bomben- und Schusswaffenattentaten getötet. Die Attentäter nehmen die Konzerthalle Bataclan, Bars, Restaurants und ein Stadion ins Visier. Zu diesen Taten bekennt sich ebenfalls der IS. (afp. AZ)

    Den Namen des zweiten Attentäters gab die Polizei mit Rachid Redouane an. Der 30-Jährige sei nach eigenen Angaben "Marokkaner oder Libyer" gewesen. Er habe außerdem den Namen Rachid Elkhdar verwendet und ein anderes Geburtsdatum, wonach er erst 25 Jahre alt gewesen wäre. Redouane und Butt lebten laut der Polizei im multi-ethnischen Londoner Stadtteil Barking, wo die Polizei mehrere Razzien vornahm.

    Die Fotos zeigen Khuram Shazad Butt (links) und Rachid Redouane, zwei identifizierte mutmaßliche Attentäter.
    Die Fotos zeigen Khuram Shazad Butt (links) und Rachid Redouane, zwei identifizierte mutmaßliche Attentäter. Foto: Metropolitan Police (dpa)

    Der Chef der nationalen Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, bat die Öffentlichkeit in der Erklärung um Hinweise auf die Attentäter und "ihre Bewegungen in den Tagen und Stunden vor dem Angriff".

    Insgesamt drei Attentäter waren am Samstagabend auf der London Bridge im Herzen der britischen Hauptstadt mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast, anschließend stachen sie im angrenzenden Ausgehviertel wahllos auf Menschen ein. Sieben Menschen, darunter eine Kanadierin und ein Franzose, starben, 48 weitere wurden verletzt. 18 Verletzte schwebten am Montag noch in Lebensgefahr.  

    Polizisten patrouillieren auf der London Bridge in London.
    Polizisten patrouillieren auf der London Bridge in London. Foto: Alastair Grant, dpa

    Acht Minuten nach dem ersten Notruf erschossen Polizisten die Angreifer, die Sprengstoffattrappen am Körper trugen. Laut Augenzeugen hatten die Attentäter "Das ist für Allah" gerufen. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beanspruchte über ihr Sprachrohr Amaq den Anschlag für sich.

    Terror in London: Britische Polizei nennt Namen von Angreifern

    Theresa Mays Vier-Punkte-Plan zur Terrorbekämpfung

    Im Kampf gegen den Terror hat die britische Premierministerin Theresa May einen Vier-Punkte-Plan vorgestellt.

    Erstens müsse die Strömung islamistischer Ideologie besiegt werden, die die jüngsten Anschläge in Großbritannien eine, sagte May mit Bezug auf die Attacken in Manchester und London. Die "bösartige Ideologie des islamischen Extremismus" predige Hass, säe Zwist und fördere das Sektierertum. Die Ideologie behaupte, dass westliche Werte wie Frieden und Demokratie nicht mit dem Islam vereinbar seien. "Dies (der islamische Extremismus) ist als Ideologie eine Perversion des Islam und eine Perversion der Wahrheit", betonte die Politikerin.

    Zweitens dürfe das Internet Extremisten keinen Rückzugsort bieten. Vielmehr müsste der virtuelle Raum besser überwacht und reguliert werden, um die Kommunikationswege von Terroristen zu stören. Dazu brauche es internationale Vereinbarungen, so die Regierungschefin.

    Drittens müssten den Terroristen "sichere Räume" in der realen Welt genommen werden. Das bedeute sowohl militärisches Eingreifen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak. Es werde aber auch in Großbritannien selbst eine neue Gangart benötigt. "Es gibt ... zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land", so May. "Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn (den Extremismus) aus dem öffentlichen Dienst und der Gesellschaft zu vertreiben." Mit "Öffentlicher Dienst" meint May vermutlich etwa das Schulwesen.

    Viertens müsse die Anti-Terror-Strategie Großbritanniens überarbeitet werden, damit die Polizei und Sicherheitskräfte alle nötigen Mittel gegen Extremisten in der Hand hätten. Dazu gehörten etwa längere Haftstrafen für Terrorverdächtige.

    Premierministerin May machte die "bösartige Ideologie des islamistischen Extremismus" für die Tat verantwortlich und kündigte neue Anti-Terror-Maßnahmen an, darunter ein entschlosseneres Vorgehen gegen islamistische Propaganda im Internet und härtere Strafen für Terrordelikte.

    Angesichts der Tatsache, dass Großbritannien innerhalb von weniger als drei Monaten vom bereits dritten tödlichen Anschlag erschüttert wurde, geriet die Premierministerin allerdings selbst unter Druck. Labour-Chef Jeremy Corbyn sagte dem Fernsehsender ITV, er unterstütze Rücktrittsforderungen gegen die langjährige Innenministerin, da sie drastische Stellenstreichungen bei der Polizei zu verantworten habe. "Wir hätten die Zahl der Polizisten niemals reduzieren dürfen", sagte er.

    Der Wahlkampf für die vorgezogene Parlamentswahl am Donnerstag wurde am Montag nach einem Tag Unterbrechung wieder aufgenommen. Die innere Sicherheit ist zum dominierenden

    AZ/AFP

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