Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Terror: Was der deutsche Einsatz in Syrien bedeutet

Terror

Was der deutsche Einsatz in Syrien bedeutet

    • |
    Tornado des Aufklärungsgeschwaders der Luftwaffe: An der Seite des Nachbarlandes allerdings wird Deutschland nun auch Teil des Kampfes gegen den Islamischen Staat.
    Tornado des Aufklärungsgeschwaders der Luftwaffe: An der Seite des Nachbarlandes allerdings wird Deutschland nun auch Teil des Kampfes gegen den Islamischen Staat. Foto: Carsten Rehder, dpa

    Auch im Dunkeln sollen die Terroristen des Islamischen Staates sich nicht mehr sicher fühlen. Die Bilder, die ein deutscher und ein französischer Satellit liefern, wenn sie in Zukunft Syrien und den Irak überfliegen, sind von einer Qualität, um die andere Armeen die Bundeswehr beneiden. „Da sehen Sie nachts durch eine geschlossene Wolkendecke hindurch, ob bei Ihnen zu Hause der Briefkastendeckel offen ist“, sagt einer aus dem Stab von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

    Und was die Satelliten nicht entdecken, sollen mehrere Aufklärungsflugzeuge vom Typ Tornado fotografieren, die die Bundesregierung jetzt im Kampf gegen den Terror einsetzen will. Deren Kameras und Infrarotgeräte übertragen ihre Aufnahmen in Echtzeit, ihre Sensoren sind so empfindlich, dass sie auch Kämpfer erkennen, die sich unter einem Tarnnetz in einem Schützengraben verbergen.

    Nur einen Tag nach dem Besuch von Angela Merkel bei François Hollande in Paris hat die Bundesregierung ein ganzes Bündel an Angeboten geschnürt, mit denen sie der französischen Bitte um militärischen Beistand nachkommen will. Dazu gehören neben der Satellitenüberwachung und den Aufklärungsflügen auch ein Airbus, der Kampfflugzeuge aus anderen Ländern in der Luft betanken kann, eine Fregatte der Bundeswehr, die den französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ im Mittelmeer schützen soll, und eine deutliche Aufstockung des Bundeswehr-Kontingents in Mali, um die dort stationierten französischen Einheiten zu entlasten. Bis zu 650 Soldaten will die Verteidigungsministerin noch in den umkämpften Norden des Landes schicken – ein Einsatz, nicht ungefährlicher als der in Afghanistan. „Ein Sonntagsspaziergang“, ahnt der SPD-Verteidigungsexperte Karl-Heinz Brunner, „wird das nicht.“

    Es ist der dritte Kampfeinsatz der Bundeswehr

    Die Hilfe für die kurdischen Milizen, die im Nordirak gegen den Islamischen Staat kämpfen, will die Bundesregierung ebenfalls ausweiten, indem sie statt 100 künftig 150 Soldaten als Ausbilder nach Erbil entsendet und den Kurden auch weiter Waffen und Material liefert.

    Eigentlich wollten Union und SPD sich so weit wie möglich aus diesem Konflikt heraushalten – die Attentate von Paris aber haben alles verändert. An diesem Donnerstag verabredet Angela Merkel mit ihren Ministern innerhalb weniger Stunden den dritten Kampfeinsatz nach dem Krieg im Kosovo 1999 und dem gegen die Taliban in Afghanistan zwei Jahre später – auch wenn aus den Tornados der Bundeswehr anders als auf dem Balkan diesmal keine Bomben abgefeuert werden. Obwohl die Regierung kein Mandat der Vereinten Nationen hat, gilt die Zustimmung des Bundestages als sicher. Möglicherweise ziehen die ersten Soldaten noch vor Weihnachten in ihre Einsätze.

    Für die Verteidigungsministerin ist bei den Luftschlägen auf die Stellungen der Terroristen, die Frankreich deutlich ausgeweitet hat, Aufklärung das A und O. Um unschuldige Opfer zu vermeiden, brauchen die Kommandozentralen am Boden die Bilder aus den Satelliten und den Tornados. Sie sollen nach Informationen unserer Zeitung auf der Nato-Basis im türkischen Incirlik stationiert werden und können auch bei schlechtem Wetter sehr tief fliegen. Eingesetzt wurden sie nicht nur während des Balkan-Konflikts oder in Afghanistan, sondern vereinzelt auch schon bei Hochwasserkatastrophen oder bei der Suche nach vermissten Kindern. Nun liefern sie den anderen Nationen Informationen über ihre Angriffsziele.

    Deutschland wird nun auch Teil eines Racheaktes

    „Wir sind den Franzosen etwas schuldig“, sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel. Während des Ost-West-Konfliktes hätten sie mit Amerikanern und Briten jahrzehntelang die Grenzen der alten Bundesrepublik gesichert. An der Seite des Nachbarlandes allerdings wird Deutschland nun auch Teil des Kampfes gegen den Islamischen Staat – mit allen Risiken, auch dem eines Racheaktes. „Das muss jedem bewusst sein“, sagt der Abgeordnete Brunner. „Wir leisten, was wir leisten können. Aber natürlich müssen wir jetzt noch wachsamer sein.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden