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Talkshow: Peer Steinbrück, Helmut Schmidt und die immerwährende K-Frage

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Peer Steinbrück, Helmut Schmidt und die immerwährende K-Frage

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    Werbeoffensive: Bei Günther Jauch (rechts) bekam Peer Steinbrück (links) von Helmut Schmidt den Ritterschlag. „Er ist einer von denen, die wirklich wissen, wovon sie reden“, sagte der Altkanzler über den früheren Finanzminister, den er gerne als nächsten Kanzlerkandidaten der SPD sähe.
    Werbeoffensive: Bei Günther Jauch (rechts) bekam Peer Steinbrück (links) von Helmut Schmidt den Ritterschlag. „Er ist einer von denen, die wirklich wissen, wovon sie reden“, sagte der Altkanzler über den früheren Finanzminister, den er gerne als nächsten Kanzlerkandidaten der SPD sähe. Foto: dapd

    Peer Steinbrück redet nicht um den heißen Brei herum. Nach 16 Jahren als Landesminister, Ministerpräsident und Bundesminister, sagt er, „ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich Platz für Jüngere mache und aus der ersten Reihe der Politik ausscheiden möchte“. Gleichzeitig stellt er der SPD, deren stellvertretender Vorsitzender er da noch ist, ein verheerendes Zeugnis aus: Sie biedere sich bei der Linken an, kritisiert er im Parteipräsidium, sie sei viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und als Konsequenz dieser Nabelschau einem „permanenten Autoritätsverfall“ ausgesetzt.

    Nikotingeschwangertes Plädoyer für den Schachfreund

    Ziemlich genau zwei Jahre ist das jetzt her, und wer damals behauptet hätte, der scheidende Finanzminister könnte der nächste Herausforderer von Angela Merkel werden, wäre vermutlich nur milde belächelt worden. Nun aber sitzt der altersweise Helmut Schmidt mit Steinbrück in der Talkshow von Günther Jauch und eröffnet den parteiinternen Vorwahlkampf mit einem nikotingeschwängerten Plädoyer für seinen geschmeichelten Schachfreund.

    „Er ist einer von denen, die wirklich wissen, wovon sie reden.“ Im Umkehrschluss heißt das: Ein paar andere in der SPD, zum Beispiel Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier oder Klaus Wowereit, wissen das nicht oder zumindest nicht ganz so gut.

    Kollegen schon mal als "Heulsusen" verhöhnt

    Steinbrück selbst grinst leise in sich hinein und verschanzt sich hinter der diplomatischen Floskel, er werde sich die K-Frage erst stellen, wenn auch Parteichef Gabriel sie ihm stelle. Der 64-Jährige weiß, dass seine offensive Selbstvermarktung nicht jedem in der SPD gefällt, vor allem den Parteilinken und den Funktionären nicht, die er für ihre Bedenkenträgerei schon mal als „Heulsusen“ verhöhnt.

    Auch nach dem Auftritt bei Jauch lässt die Kritik deshalb nicht auf sich warten. „Ich verstehe nicht, was dieser Ego-Trip zu diesem Zeitpunkt soll“, schimpft Juso-Chef Sascha Vogt. Der Linke Ralf Stegner kratzt gar am Denkmal Schmidt: „Kanzlerkandidaten werden bei uns nicht ausgerufen, auch nicht von noch so verdienstvollen Politikern.“

    Im Flurfunk der SPD gilt Steinbrück als sicher

    Dass Steinbrück Kanzler werden will, gilt im Flurfunk der SPD als sicher. Anders als Gabriel oder Steinmeier hat er, der einfache Abgeordnete, im Wettbewerb der potenziellen Kandidaten jedoch einen strategischen Nachteil: Im täglichen Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit sind der Partei- und der Fraktionsvorsitzende mit ihren Ämtern zwangsläufig präsenter. Umso geschickter aber agiert Steinbrück abseits der Tagespolitik: Den Auftritt bei Jauch hat er schon im Frühsommer arrangiert, flankiert wird er von einem großen Interview im Spiegel und einem Vorabdruck des Buches in der Zeit, das Schmidt und er geschrieben haben. Dazu noch zwei öffentliche Präsentationen in Hamburg und Berlin: Auf der Klaviatur der politischen PR-Arbeit lässt Peer Steinbrück im Moment kaum eine Taste aus.

    Entschieden werden soll die K-Frage frühestens in einem Jahr. Und obwohl seine Popularitätswerte deutlich unter denen von Steinbrück und Steinmeier liegen, macht SPD-Chef Sigmar Gabriel sich offenbar auch seine ganz persönlichen Gedanken: „Wer sich den Job des Kanzlerkandidaten und Kanzlers nicht zutraut“, hat er vor kurzem gesagt, „braucht nicht an die Spitze einer großen Partei zu gehen.“

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