Berlin (dpa) - Fünf Wochen vor der Bundestagswahl haben am Wochenende Zehntausende Berliner und Touristen die Bundesregierung besucht.
Beim 11. Tag der offenen Tür am Samstag und Sonntag informierten sich in der Hauptstadt Bürger im Kanzleramt und in 14 Bundesministerien über die Arbeit der Regierung, diskutierten mit Ministern und warfen bei Führungen einen Blick hinter die Kulissen der Macht.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte am Sonntag ihre Gäste im Kanzleramt persönlich und beantwortete Fragen. Ein Kleines Mädchen zeigte sich dabei wenig begeistert, fast verängstigt. Bürgernähe ist offenbar (noch) nicht jedermanns Sache.
Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier diskutierte im Auswärtigen Amt mit Künstlern über den Fall der Mauer vor 20 Jahren.
Das Bundespresseamt gab am Nachmittag die Zahl der Besuche am Samstag und Sonntag mit insgesamt etwa 160 000 an. Das sei in etwa die gute Resonanz vom Vorjahr. Viele Gäste informierten sich in mehreren Einrichtungen der Bundesregierung.
Kanzlerin Merkel traf mit 20 Minuten Verspätung ein. "Auch für mich war es nicht so einfach, durchzukommen", sagte sie mit Blick auf die Straßensperrungen wegen des Frauen-Marathons der Leichtathletik- WM. Viele Menschen hatten geduldig auf Merkel gewartet und bei ihrem Eintreffen applaudiert. Viele nutzten die Gelegenheit für ein persönliches Erinnerungsfoto von der Kanzlerin. Merkel verriet, dass sie ihr Handy mehr für SMS nutze als zum Fotografieren. Auch über die Ergebnisse der deutschen Sportler bei der Leichtathletik-WM habe sie sich immer informieren lassen. "Ich finde, unsere Mannschaft ist super", sagte sie unter Beifall.
Steinmeier erinnerte sich bei einem Gespräch mit Regisseur Leander Haußmann ("Sonnenallee") und Musiker Peter Maffay, als am 9. November 1989 die Mauer fiel, habe er gerade am Schreibtisch gesessen und an seiner Doktorarbeit gearbeitet. "Ich habe es nicht glauben können und dann habe ich den Rest des Abends ferngeschaut." Er würdigte die Entwicklung in Ostdeutschland. "Die Menschen sehen schon, was sich verändert hat."
Bereits am ersten Tag der Veranstaltung spielte der 20. Jahrestag des Mauerfalls eine wichtige Rolle. Am Samstag zeigte im Bundesministerium für Bildung und Forschung der frühere Ständige Vertreter der Bundesrepublik in der DDR, Hans-Otto Bräutigam, sein einstiges Arbeitszimmer.
Es ist im Original erhalten. "Ich bin glücklich, dass es heute in diesem Hause ein Bundesministerium gibt und dass die Ständige Vertretung ein Teil unserer Geschichte ist", sagte Bräutigam, der von 1982 bis 1989 als Ständiger Vertreter in dem Gebäude die Geschicke vieler DDR-Flüchtlinge beeinflusst hat.