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TV-Schlussrunde - Analyse: Harter Siebenkampf um Unentschlossene

Bundestagswahl

TV-Schlussrunde: Harter Siebenkampf um Unentschlossene

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    Der letzte verbale Schlagabtausch im TV vor der Wahl: Die sieben Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der großen Parteien stritten sich auf Sendung.
    Der letzte verbale Schlagabtausch im TV vor der Wahl: Die sieben Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der großen Parteien stritten sich auf Sendung. Foto: Tobias Schwarz, dpa

    Die Sendezeit ist fast abgelaufen. Kann Armin Laschet jetzt noch einmal punkten gegen Olaf Scholz? Es ist 21.37 Uhr am Donnerstagabend, die vielleicht letzte Gelegenheit für den Kanzlerkandidaten der Union, live und vor einem Millionenpublikum zum Gegenschlag auszuholen auf seinen Rivalen Olaf Scholz von der SPD, der in den Umfragen vorne liegt. Scholz plane ein Linksbündnis, eine rot-rot-grüne Koalition, die Wirtschaft und Wohlstand Deutschlands gefährde. „Wir müssen als Union so stark sein, dass diese Koalition nicht möglich wird“, wirbt er.

    Scholz kontert gelassen: „Die Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wer der nächste Kanzler wird. Wir brauchen einen Verfassungsschutz, wir brauchen die Zusammenarbeit mit der Nato, ein gutes Verhältnis mit den USA und wir müssen sorgsam mit dem Geld umgehen.“ Nüchtern zählt er seine roten Linien gegenüber Koalitionspartnern auf, doch die ganz klare Absage an ein Bündnis mit der Linkspartei bleibt abermals aus. Mit den langen Sätzen erinnert Scholz an Angela Merkel, die er beerben will.

    Scholz und Baerbock - doch kein ausgemachtes Duo?

    Annalena Baerbock, durch eigene Fehler zurückgefallene grüne Kanzlerkandidatin, tritt im Vergleich zur letzten Fernseh-Debatte nicht mehr so sehr als natürliche Partnerin von Olaf Scholz und der SPD auf. Mit Blick auf den Berliner Volksentscheid zur Enteignung von Großvermietern schließt sie Enteignungen als letztes Mittel nicht aus. Dass Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, habe auch die SPD zu verantworten, klagt Baerbock an. Scholz dagegen weist Enteignungsforderungen und einen festen Mietendeckel zurück, hält sanftere Maßnahmen zur Dämpfung der Mieten dagegen.

    Knapp drei Viertel der Wähler haben sich laut Umfragen schon entschieden, wem sie am Sonntag ihre Stimme geben. Doch wer die Unentschlossenen noch von sich über zeugen kann, hat am Ende vielleicht die entscheidenden Prozentpunkte mehr auf dem Konto. Zum Endspurt des Fernsehwahlkampf haben ARD und ZDF noch einmal die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Bundestagsparteien eingeladen. Neben Baerbock, Scholz und Laschet sind Alice Weidel (AfD), Christian Lindner (FDP) und Janine Wissler (Linke) sowie CSU-Chef Markus Söder im Studio. Der demokratische Siebenkampf über 90 Minuten ist keine leichte Aufgabe für das Moderatorenduo.

    In der TV-Schlussrunde geht es vor allen Dingen um Zwischentöne und Andeutungen

    Tina Hassel (ARD) und ZDF-Kollege Theo Koll versuchen die teils chaotisch geführte Debatte zu lenken – das gelingt nicht immer. Mal fordert Lindner, auch zur Wohnungspolitik sprechen zur dürfen – er darf nicht, mal mault Söder, als ihm Hassel das Wort abschneidet. Es ist ein schneller Ritt durch die Themen, von den Mieten galoppiert die Diskussion über Steuerfragen bis zur Außenpolitk. Doch Sachfragen sind an diesem Abend ohnehin fast Nebensache, die Programme der Parteien inzwischen sattsam bekannt.

    Es geht um die Zwischentöne und Andeutungen, die Duftmarken für den Koalitionspoker nach der Wahl. Janine Wissler, probt die Charme-Offensive, die Linke würde gern bald mitregieren. Doch Olaf Scholz zeigt ihr die kalte Schulter. Als sie etwa die linke Forderung verteidigt, den Verfassungsschutz abzuschaffen, schüttelt der SPD-Mann streng den Kopf. Markus Söder lobt Angela Merkel, gibt den treuen Laschet-Unterstützer und verbreitet Zuversicht. „Es ist möglich, die SPD noch abzufangen“ sagt er. Er kämpft so engagiert, dass mancher Fernsehzuschauer sich wieder fragen dürfte, ob nicht doch der CSU-Chef der aussichtsreichere Kanzlerkandidat der Union gewesen wäre.

    FDP-Chef Christian Lindner zeigt nicht nur einmal, dass ihm die Positionen von Laschet und Söder näher sind, gerade in Finanz- und Steuerfragen: Keine neuen Schulden, keine neuen Steuern, Entlastung der Mitte. Als es um Finanzen geht, kritisiert Alice Weidel die Kosten illegaler Migration. Am Sonntagabend geht die Siebener-Gruppe wieder auf Sendung – dann wird in der so genannten Elefantenrunde das Wahlergebnis erörtert.

    Sendung verpasst? Den Liveticker zur TV-Schlussrunde zum Nachlesen finden Sie hier.

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