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TV-Duell: Romney 1, Obama 0

TV-Duell

Romney 1, Obama 0

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    Hatten trotz der gespannten Atmosphäre beide gut lachen: Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney.
    Hatten trotz der gespannten Atmosphäre beide gut lachen: Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney. Foto: Shawn Thew, dpa

    Mitt Romney setzt zur Aufholjagd an: Der republikanische Herausforderer von US-Präsident Barack Obama hat das erste Fernsehduell überraschend klar für sich entschieden. Romney setzte den oft zögerlich wirkenden Obama erheblich unter Druck. Knapp vier Wochen vor der Präsidentenwahl prangerte Romney immer wieder die andauernde schlechte Wirtschaftslage unter dem in Umfragen führenden Amtsinhaber an.

    "Ich bin beunruhigt über die Richtung, die Amerika in den vergangenen vier Jahren eingeschlagen hat", sagte Romney am Mittwochabend vor allem mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit. Das Land brauche einen neuen Kurs. Nicht repräsentative Schnellumfragen sahen Romney als Sieger des Abends.

    Obamas Passivität überrascht Beobachter

    Das ist Mitt Romney

    Willard Mitt Romney wurde am 12. März 1947 in Detroit geboren.

    Romney studierte an der renomierten Harvard University und besitzt neben seinem Master in Business Administration auch einen Abschluss in Rechtswissenschaften.

    Seit 1969 ist Romney verheiratet und hat mittlerweile fünf Söhne und 16 Enkelkinder.

    Romney ist überzeugter Mormone und war unter anderem ab 1966 für zwei Jahre missionarisch in Frankreich tätig.

    Im Jahr 2002 wurde Romney zum 70. Gouvernour des Bundesstaats Massachusetts gewählt.

    Dabei setzte er sich mit 50% der Stimmen durch, was im liberalen Massachusetts für einen Aufschrei sorgte. Dort stellt im Regelfall die demokratische Partei die Regierung.

    Im Jahr 2005 kündigte Romney an für die US-Präsidentschaftswahl 2008 zu kandidieren.

    Obwohl er in einigen Bundesstaaten gute Ergebnisse erzielen konnte, musste sich Romney letztlich John McCain geschlagen geben, der später die Wahl gegen den Demokraten Barack Obama verlor.

    Bei der Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl 2012 lief es dann besser für Romney: am 29. Mai 2012 sicherte er sich die nötige Stimmanzahl für eine mögliche Präsidentschaftskandidatur. Gegen Amtsinhaber Obama unterlag Romney aber.

    Romney lehnt gleichgeschechtliche Ehen ab, befürwortet die Sendung von Soldaten in den Irak und hat eine harte Haltung gegenüber illegalen Einwanderern.

    Viele Beobachter zeigten sich überrascht von Obamas Passivität. Selbst das Team des Präsidenten zollte dem bislang als unsensibel eingestuften Gegner Respekt. "Romney hat Punkte im Stil gewonnen. Er war vorbereitet", lobte eine Wahlkampf-Sprecherin hinterher. Fast alle US-Kommentatoren meinten, der Herausforderer habe seine Chance genutzt, vor einem Millionenpublikum zu glänzen.

    "Ich werde Amerikas Stärke bewahren und der Mittelschicht wieder Arbeitsplätze verschaffen", versprach Romney. Obama konterte, er habe das Land aus der schweren Finanzkrise geführt, die sein Vorgänger George W. Bush zu verantworten hatte. Während der Wahlkampf bislang äußerst schmutzig verlief, bemühten sich beide Redner in Denver um Sachlichkeit und Fairness.

    Romneys Politik schade der Mittelschicht und nutze den Reichen, betonte Obama. "Wenn Sie mich wählen, so versichere ich Ihnen, auch in der zweiten Amtszeit so hart zu kämpfen" wie in den ersten vier Jahren, sagte der Präsident.

    Zwei Drittel sehen Romney vorn

    Das ist Barack Obama

    Barack Hussein Obama Junior wurde am 4. August 1961 in Honolulu (Hawaii) geboren.

    Die Mutter war eine Anthropologin aus den USA, Obamas Vater, der die Familie wenig später verließ, war Kenianer.

    Von 1967-1970 lebte Obama in Jakarta (Indonesien), bevor die Familie wieder nach Hawaii zurückkehrte.

    Obama studierte in New York Politikwissenschaften und wenig später an der renomierten Harvard University Jura. Er beendete sein Studium als Juris Doctor.

    In Harvard lernte er 1988 auch Michelle Robinson kennen, die ebenfalls Jura studierte. 1992 heiratet das Paar und bekommt zwei Töchter.

    In Chicago schlug Obama 1992 schließlich eine politische Laufbahn ein. Er unterstützte Bill Clinton bei seinem Wahlkampf um die US-Präsidentschaft.

    Am 20. Januar 2009 wurde er zum 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.

    Am 17. Januar 2009 wurde er als erster dunkelhäutiger Präsident Amerikas in sein Amt eingeführt.

    Im selben Jahr noch wurde ihm der Friedensnobelpreis für seinen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie verliehen.

    Seitdem hatte Obama Schwierigkeiten, den enorm hohen Erwartungen standzuhalten. Die Wirtschaftskrise setzte seiner Regierung, die ohnehin leere Kassen übernommen hatte, schwer zugesetzt.

    Dennoch wurde Obama im November 2012 wiedergewählt. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzte er sich gegen seinen Konkurrenten Mitt Romney durch.

    Nach einer Schnellumfrage des TV-Senders CNN noch in der Nacht meinten 67 Prozent der insgesamt 430 Befragten, der Republikaner Romney habe in der Debatte besser abgeschnitten. Nur 25 Prozent sahen Obama vorn. Auch eine Umfrage des Senders CBS sah Romney klar vorn. Unklar war allerdings zunächst, ob Romneys Punktsieg ausreicht, seinen Rückstand in den Umfragen aufzuholen. Obama liegt vor allem in den am härtesten umkämpften Bundesstaaten - den sogenannten Swing States - vorn.

    Insgesamt verlief das eineinhalbstündige Rededuell in Denver (Colorado) - die erste von insgesamt drei Debatten bis zur Präsidentenwahl am 6. November - ohne echte Höhepunkte. Beide Kandidaten verloren sich zeitweise in langatmige Erklärungen mit vielen verwirrenden Details und Zahlen.

    Vorwürfe halten einer neutralen Überprüfung nicht immer stand

    Zu einem offenen Schlagabtausch kam es bei der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Romney versprach, zwölf Millionen neuer Jobs zu schaffen. Obama warf er vor, Steuererhöhungen wären Gift für die Konjunktur. Zudem hielt er Obama vor, in seinen vier Jahren Amtszeit das staatliche Defizit verdoppelt zu haben. "Der Präsident hat versprochen, er wolle das Defizit halbieren. Unglücklerweise hat er es verdoppelt."

    Allerdings bezeichneten unabhängige Faktenüberprüfer wie factcheck.org und politifact.com diese Romney-These wie auch viele andere als übertrieben oder bewusst irreführend.

    Obama konterte, Romney wolle durch Steuererleichterungen reiche Amerikaner um 250 000 Dollar (rund 194 000) im Jahr entlasten und gleichzeitig die Steuern für die Mittelschicht um mehrere tausend Dollar erhöhen. Immer wieder versuchte er, den Multimillionär Romney als Politiker der Industrie und großer Ölkonzerne zu porträtieren. "Glaubt jemand, das Exxon Mobil mehr Geld braucht?"

    Obama hielt Romney vor, dass dessen Pläne auf jeden Fall zu höheren Schulden führen müssten. "Das sagt die Mathematik, der gesunde Menschenverstand und die Geschichte."

    Kontrahenten werfen sich gegenseitig Lügen vor

    Romney widersprach Obama mehrfach. In Wahrheit wolle er die anteilsmäßige Steuerlast für wohlhabende Amerikaner "unter keinen Umständen" senken. Zudem würden seine Steuerpläne nicht das Staatsdefizit erhöhen. Beides seien unwahre Behauptungen, mit denen Obama seit Monaten die Öffentlichkeit täuschen wolle, meinte Romney. "Ich werde Amerikas Stärke bewahren und der Mittelschicht wieder Arbeitsplätze verschaffen."

    Weiteres Reizthema war die Gesundheitsreform, das wichtigste Reformwerk Obamas. Romney kritisierte, das Vorhaben sei viel zu teuer und ein "Jobkiller". Obama erwiderte, Romneys Politik führe dazu, dass Millionen Menschen ihre Krankenversicherung verlieren. Das Gesetz ("Obamacare") sieht im Kern vor, dass jeder Amerikaner krankenversichert sein muss.

    Obama verteidigt seine Bilanz

    Obama versuchte immer wieder, seine eigene Regierungsbilanz zu verteidigen. Seine Regierung habe in den vergangenen vier Jahren fünf Millionen neuer Jobs im Privatsektor geschaffen. Auch die Automobilindustrie habe ihre schwere Krise hinter sich. Zugleich musste er aber einräumen: "Wir haben noch viel zu tun." 

    Zwar gelten TV-Debatten als wichtige Ereignisse im Wahlkampf - und als großes Medienspektakel. Doch Experten warnen davor, die Redeschlachten überzubewerten. Studien zeigten, dass es in den vergangenen 50 Jahren bestenfalls zwei Debatten gegeben habe, die tatsächlich erheblichen Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt hätten. Zudem ging der Wahlkampf schon am Donnerstag in eine neue Runde. Beide Kandidaten planten öffentliche Auftritte. dpa/AZ

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