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Syrischer Präsident im deutschen TV: Assad beschuldigt USA im ARD-Interview

Syrischer Präsident im deutschen TV

Assad beschuldigt USA im ARD-Interview

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    Syriens Präsident Baschar al-Assad hat dem Publizisten Jürgen Todenhöfer für die ARD ein Interview gegeben. Darin weist er den USA eine Mitschuld am Blutvergießen in seinem Land zu. "Sie sind Teil dieses Konflikts", sagte Assad in dem Interview. Die USA böten "Banden" politischen Schutz, um Syrien zu destabilisieren, sagte Assad. "Solange sie (die USA) in irgendeiner Weise Terroristen Unterstützung gewähren, werden sie zu deren Partner. Mit Waffen, Geld oder öffentlicher und politischer Unterstützung in der UNO - oder wo auch immer - ist das die Implikation."

    Assad im ARD-Interview: Er denkt nicht an Rücktritt

    An Rücktritt denkt Machthaber Assad trotz internationalen Drucks nicht. "Ein Präsident sollte vor nationalen Herausforderungen nicht davonlaufen und wir stehen hier im Augenblick vor einer nationalen Herausforderung in Syrien", sagte er in dem ARD-Interview. "Der Präsident kann sich einer solchen Situation nicht einfach entziehen." Assad weiter: "Aber ob ich gehe oder nicht gehe, das soll das syrische Volk entscheiden." Aufgezeichnet wurde das in englischer Sprache geführte Interview am 5. Juli vom syrische Staatsfernsehen im Gästehaus Assads in Damaskus.

    Zehn Fakten zu Syrien

    Syrien heißt amtlich "Arabische Republik Syrien".

    Syrien liegt in Vorderasien und grenzt an Israel, Jordanien, den Libanon, die Türkei und an den Irak.

    Syrien ist 185.180 Quadratkilometer groß und hat etwa 21 Millionen Einwohner.

    Die Staatsform wird im diktatorisch regierten Land mit "Volksrepublik" angegeben.

    Die Amtssprache des Landes ist Arabisch.

    Die Währung ist die Syrische Lira.

    Am 17. April 1946 wurde das Land unabhängig von Frankreich.

    Das Kfz-Kennzeichen lautet SYR, die Internet-TLD .sy. Die internationale Telefonvorwahl ist die +963.

    Die größten Städte Syriens sind Aleppo, Damaskus, Homs, Hama und Latakia.

    Staatsoberhaupt seit dem 17. Juli 2000 ist Baschar al-Assad.

    Assad sieht eine Mehrheit im Land hinter sich: "Natürlich genieße ich nach wie vor die Unterstützung durch die Öffentlichkeit." Die Mehrheit beteilige sich nicht an den Demonstrationen, die meisten zivilen Opfer "gehören in ihrer Mehrheit zu den Unterstützern der Regierung", meinte Assad, der Rebellen immer wieder als Terroristen oder Kriminelle bezeichnet.

    Kofi Annan in Syrien erwartet

    Der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan wird an diesem Montag in der Hauptstadt Damaskus erwartet. Ein Beamter des syrischen Außenministeriums sagte am Sonntag, Annan werde voraussichtlich mit Assad zusammentreffen, um die aktuelle "Krise" zu besprechen. Annan ist der Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Sein Sechs-Punkte-Plan für Frieden und Reformen in Syrien wurde noch nicht umgesetzt, die vorgesehene Waffenruhe besteht bislang nur auf dem Papier. In der kommenden Woche wollen sich die Vereinten Nationen erneut mit dem Blutvergießen in Syrien beschäftigen.

    Manöver der syrischen Armee

    Die syrische Armee begann am Sonntag nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mit mehrtägigen Manövern. Bodentruppen, Luftwaffe und Marine seien beteiligt. Damit solle die "Kampfbereitschaft der Armee" getestet werden. Oppositionelle berichteten, mindestens elf Menschen seien am Sonntag bei den Auseinandersetzungen in Syrien ums Leben gekommen, darunter zwei Kinder und ein Rebellenkämpfer. Rebellen setzten bei ihren Attacken gegen die Armee erstmals einen Panzer ein, wie die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter berichtete.

    Syrien: Das ist die Opposition

    Die beiden wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen sind der syrische Nationalrat und das Nationale Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel. Lange Zeit waren sie in grundsätzlichen Fragen zerstritten.

    Jetzt bereiten sie sich gemeinsam auf eine Zeit nach dem Sturz des Regimes vor.

    Der Nationalrat wurde im September von Oppositionsgruppen in Istanbul gegründet.

    Er hat 230 Mitglieder; die meisten leben im Exil.

    Vorsitzender ist der Sorbonne-Professor Burhan Ghaliun. Dem Gremium gehören Repräsentanten verschiedener politischer Gruppierungen an.

    Darunter sind die in Syrien verbotene Muslimbruderschaft, die sogenannten Revolutionskomitees und Vertreter des liberalen Lagers. Auch Kurden sind vertreten.

    Ziel ist der Sturz des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

    Das Koordinationskomitee wurde bereits im Mai in Syrien gegründet.

    Ihm gehören vor allem linksgerichtete Gruppen an.

    Dazu kommen kurdische Parteien.

    Lange Zeit plädierten Vertreter dieses Bündnisses für einen Dialog mit der Regierung.

    Einer ihrer führenden Repräsentanten ist Haytham Manna, der in Kairo die Vereinbarung auf ein Zusammengehen der beiden Oppositionsgruppen unterzeichnet hat.

    Am Sonntag verhinderte Syrien nach Angaben der Agentur Sana das Eindringen einer "bewaffneten Terroristen-Gruppe" aus der Türkei. In der nördlichen Provinz Idlib habe es Gefechte zwischen der syrischen Armee und der Gruppierung gegeben. Dabei sei eine nicht bezifferte Anzahl der Kämpfer getötet worden. Die übrigen seien zurück in die Türkei geflüchtet.

    Syrien: Sohn von Assad-Vertrauten entführt

    Unterdessen entführten mutmaßliche Regimegegner den Sohn eines Angehörigen des inneren Zirkels um Assad. Der Geländewagen von Salim Daabul sei am Sonntag in der Ortschaft Deir Atija nordöstlich von Damaskus von Bewaffneten angegriffen worden, berichteten Regimegegner und Bekannte der Familie.

    Im Dorf Hissa im Libanon starben bei einem Artillerieüberfall aus dem benachbarten Syrien drei Frauen. Sieben Menschen wurden verletzt, als etwa 20 Granaten, die auf syrischer Seite der Grenze abgefeuert wurden, in dem Ort einschlugen. Die libanesische Armee wurde daraufhin am Samstag in Alarmbereitschaft versetzt.

    Im Weltsicherheitsrat in New York geht es am Mittwoch vorrangig um einen Bericht von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, in dem dieser vorschlägt, den Umfang der UN-Beobachter-Mission in Syrien zu reduzieren. Die Beobachter sind seit April in Syrien, um die einst ausgehandelte Waffenruhe zu überwachen. Sie hatten ihre Kontrollfahrten jedoch im Juni wegen der zunehmenden Gewalt aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt. Ban schlägt nun vor, eine kleinere Gruppe von Beobachtern solle versuchen, den politischen Dialog in Syrien wieder ins Rollen zu bringen.

    China wies indes die Kritik von US-Außenministerin Hillary Clinton an seiner Haltung im Syrien-Konflikt als "völlig inakzeptabel" zurück. Clinton hatte China und Russland bei einem Treffen der sogenannten Syrien-Freundesgruppe in Paris gebeten, nicht weiter "an der Seitenlinie zu stehen". Beide Großmächte hatten mit ihrem Veto Resolutionen im UN-Sicherheitsrat gegen das syrische Regime blockiert und auch nicht an der Konferenz in Paris teilgenommen.

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