Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Syrien: Türkische Offensive vertreibt IS-Kämpfer aus syrischer Grenzstadt

Syrien

Türkische Offensive vertreibt IS-Kämpfer aus syrischer Grenzstadt

    • |
    Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.
    Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: Stringer (dpa)

    Türkische Truppen und syrische Rebellenkämpfer haben die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus dem strategisch wichtigen Grenzort Dscharablus im Norden Syrien vertrieben. Die Freie Syrische Armee habe den

    Mehr als fünf Jahre nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs hatten türkische Truppen erstmals eine solche Bodenoffensive im Nachbarland eingeläutet. Erdogan erklärte, der Militäreinsatz sei "gegen Bedrohungen gerichtet", die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen. Bei der Offensive "Schutzschild Euphrat" dürfte es der

    Die USA haben nach eigenen Angaben an der Spitze der internationalen Anti-IS-Koalition die türkische Armee und syrische Rebellen bei der Rückeroberung von Dscharablus unterstützt. "Die Anti-IS-Koalition hat in Unterstützung türkischer Anti-IS-Operationen und syrischer Oppositionskräfte am heutigen Tag Luftschläge ausgeführt, um den IS aus Dscharablus zu vertreiben", teilte das US-Verteidigungsministerium mit. 

    Dscharablus ist ein wichtiges Schlupfloch

    Die Gegend um Dscharablus ist ein wichtiges Schlupfloch - IS-Kämpfer überwinden dort die türkisch-syrische Grenze. Die USA hätten die Türkei bereits seit langer Zeit ermutigt, die Grenze zu schließen, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington. Beim letztjährigen G20-Gipfel hätten sich bereits Präsident Barack Obama und Erdogan darüber verständigt.

    Der US-Sprecher betonte die Rolle der Kurden bei der Befreiung der türkisch-syrischen Grenze, die "wichtige Beiträge" geleistet hätten. US-Vizepräsident Biden hatte die kurdischen Truppen aufgefordert, nicht weiter nach Dscharablus vorzurücken, sondern sich nach Osten zurückziehen. Die Türkei befürchtet, dass die kurdischen Kräfte den Anti-IS-Einsatz als Gelegenheit nutzen, um im Norden Syriens einen Kurdenstaat zu errichten, den Ankara als "nicht akzeptabel" einstuft.

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, fordert wegen des Besuchsverbots für deutsche Abgeordnete den Abzug der deutschen "Tornado"-Jets von der Luftwaffen-Basis im türkischen Incirlik. "Die Bundesregierung muss jetzt umgehend andere Standorte für die deutschen Soldaten abklären", sagte Arnold dem "Spiegel" laut einem Vorab-Bericht des Magazins.

    Eine Verlängerung des Bundestagsmandats für den Einsatz der Bundeswehr in der Türkei im Rahmen der internationalen Koalition gegen den IS hält Arnold wegen des Besuchsverbots für "ausgeschlossen". Die Türkei lehnt Besuche deutscher Abgeordneter seit der vom Bundestag im Juni beschlossenen Armenier-Resolution ab. Das Parlament hatte die Massaker im Osmanischen Reich damals erstmals als Völkermord bezeichnet.

    Nach "Spiegel"-Informationen bereitet sich die Bundeswehr bereits für einen möglichen Abzug vor. Derzeit werde geprüft, ob die "Tornados" und die Tankflugzeuge von der Türkei nach Jordanien oder nach Zypern verlegt werden können. Das Verteidigungsministerium wollte zu den internen Planungen keine Details nennen. "Wir würden den Einsatz für die Koalition gern von der Türkei aus fortsetzen, der Standort Incirlik ist für unsere Mission aber nicht alternativlos", sagte der Sprecher von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dem Magazin. dpa

    Zwei-Fronten-Krieg gegen IS und Kurden - Erdogan im Minenfeld

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden