Das Töten geht in Syrien weiter. Die syrische Opposition berichtet am Samstag von brutalen Gewaltakten in Hula in der zentralen Provinz Homs. Mehr als 110 Menschen seien bei schweren Angriffen und Massakern an ganzen Familien durch syrische Truppen getötet worden, erklärte Bassma Kosmani vom Nationalrat. Die Hälfte der Opfer seien Kinder. Der Rat fordere daher das UN-Gremium mit Nachdruck auf, die Lage in Hula zu debattieren und die Verantwortlichkeiten der UNO festzulegen.
Syrien: Dutzende Menschen getötet
Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor ebenfalls von einem "regelrechten Massaker" mit dutzenden Toten in Hula berichtet. Den im benachbarten Homs stationierten UN-Beobachtern warf der Chef der Stelle, Rami Abdel Rahman, Untätigkeit vor. Die Angriffe der Armee hielten seit dem Mittag an und die UN-Beobachter nicht darauf reagiert, erklärte er.
Syrien: Die Waffenruhe wird nicht eingehalten
Zehn Fakten zu Syrien
Syrien heißt amtlich "Arabische Republik Syrien".
Syrien liegt in Vorderasien und grenzt an Israel, Jordanien, den Libanon, die Türkei und an den Irak.
Syrien ist 185.180 Quadratkilometer groß und hat etwa 21 Millionen Einwohner.
Die Staatsform wird im diktatorisch regierten Land mit "Volksrepublik" angegeben.
Die Amtssprache des Landes ist Arabisch.
Die Währung ist die Syrische Lira.
Am 17. April 1946 wurde das Land unabhängig von Frankreich.
Das Kfz-Kennzeichen lautet SYR, die Internet-TLD .sy. Die internationale Telefonvorwahl ist die +963.
Die größten Städte Syriens sind Aleppo, Damaskus, Homs, Hama und Latakia.
Staatsoberhaupt seit dem 17. Juli 2000 ist Baschar al-Assad.
Die syrische Armee rückte am Freitag Aktivisten zufolge außerdem erstmals seit Beginn der landesweiten Massenproteste vor mehr als einem Jahr mit Panzern in die zweitgrößte Stadt Aleppo ein. Eine offiziell seit dem 12. April geltende Waffenruhe wurde bislang nicht eingehalten. Weder die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad noch die der Opposition haben bislang den vom Syrien-Gesandten Kofi Annan vorgeschlagenen Sechs-Punkte-Plan umgesetzt. Annan will in der kommenden Woche erneut nach Damaskus reisen.
Düstere Bilanz der Lage in Syrien
Währenddessen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einem neuen Bericht an den Sicherheitsrat eine düstere Bilanz der Lage in Syrien gezogen. Regierungstruppen begingen weiterhin "massive" Menschenrechtsverstöße und auch die Oppositionellen verschärften ihre Einsätze, erklärte Ban am Freitag. Nach schweren Angriffen in der Stadt Hula mit offenbar mehr als 110 Toten forderte der Syrische Nationalrat eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.
Misstrauen und Angst
In dem Land herrsche eine "Atmosphäre der Anspannung, des Misstrauens und der Angst", hieß es in dem Bericht, über den in der kommenden Woche im UN-Sicherheitsrat beraten werden soll. Die Bemühungen der UNO um ein Ende des Konflikts hätten bislang nur "kleine Fortschritte" gezeigt. Die anhaltende Krise sei von "Gewalt, sich verschlechternden humanitären Bedingungen, Menschenrechtsverletzungen und anhaltender politischer Konfrontation" geprägt.
Viele fürchteten eine weitere Militarisierung des Konflikts und hätten gleichzeitig kaum noch Hoffnungen, dass eine friedliche Beilegung gelingen könne, schrieb Ban weiter. Zwar habe die Anwesenheit von mittlerweile 275 unbewaffneten UN-Beobachtern im Land einen "beruhigenden Effekt" auf die Lage gehabt, insgesamt bleibe das Level der Gewalt im Land aber weiterhin hoch. Beobachter hätten von erheblichen Zerstörungen in zahlreichen Städten berichtet. Ban zufolge kontrollieren die Kämpfer der Opposition mittlerweile erhebliche Teile syrischer Städte.
Der UN-Generalsekretär beklagte vor allem die steigende Zahl von Angriffen in den Städten Damaskus, Aleppo, Hama und Idlib. afp/AZ