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Syrien: Massaker an Dutzenden Frauen und Kindern in Homs

Syrien

Massaker an Dutzenden Frauen und Kindern in Homs

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    Dichter Qualm steigt aus brennenden Häusern in Homs, Syrien, auf (undatiertes Handoutfoto). Seit einem Jahr kämpft Assad gegen eine Protestbewegung, die trotz Milizenterror, Folter und Artilleriebeschuss nicht aufgibt.
    Dichter Qualm steigt aus brennenden Häusern in Homs, Syrien, auf (undatiertes Handoutfoto). Seit einem Jahr kämpft Assad gegen eine Protestbewegung, die trotz Milizenterror, Folter und Artilleriebeschuss nicht aufgibt. Foto: LCC/dpa
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    Regierungsnahe syrische Milizen haben nach Angaben von Regierungsgegnern in der Rebellenhochburg Homs mindestens 47 Frauen und Kinder "massakriert". "Die Leichen von  mindestens 26 Kindern und 21 Frauen sind in den Vierteln Karm al-Seitun und Al-Adawije gefunden worden, einige mit durchschnittener Kehle, andere erstochen", berichtete am Montag  Hadi Abdallah, örtliches Mitglied der "Generalkommission der  syrischen Revolution" der Nachrichtenagentur AFP. Das Blutbad sei am Sonntag von Mitgliedern der Schabiha begangen worden, bewaffnete  Milizionäre von Präsident Baschar al-Assad.

    Syrische Staatsmedien berichten von einem Akt "terroristischer Banden"

    Die staatlichen syrischen Medien machten für das Blutbad dagegen  "terroristische Banden" verantwortlich. Das Staatsfernsehen warf  "bewaffneten terroristischen Banden" vor, Bewohner aus Homs  "verschleppt, getötet und gefilmt" zu haben, "um internationale  Reaktionen gegen Syrien auszulösen". Aufgrund der schwierigen  Situation für unabhängige Beobachter in

    Hunderte Familien sollen aus Homs geflohen sein

    Aus Furcht vor weiteren Massakern flohen nach Angaben von Oppositionellen hunderte Familien in der Nacht zum Montag aus Homs,  unter anderem aus Karm al-Seitun. Laut Abdallah gelang es  Mitgliedern der gegen den Präsidenten kämpfenden Freien Syrischen Armee, die Leichen des Massakers in den sichereren Stadtteil Bab  Sebaa zu bringen und dort zu filmen.

    "Wenn die internationale Gemeinschaft schweigt, können künftig noch  weitere Massaker geschehen", erklärte Abdallah. "Wir fordern ohne  Umschweife eine ausländische Militärintervention, Militärschläge gegen das Regime und die Bewaffnung der Freien Syrischen Armee."

    Der Konflikt in Syrien dauert inzwischen rund ein Jahr an. Schätzungen der Vereinten Nationen gehen bislang von mehr als 7500 Toten aus. AZ, afp

    Chronologie des Aufstands in Syrien

    18. März 2011: Ermutigt von den Aufständen in anderen arabischen Ländern demonstrieren in Damaskus und weiteren syrischen Städten tausende Menschen. Es gibt erste Tote. Im April hebt Assad trotzdem den seit 48 Jahren geltenden Ausnahmezustand auf.

    22. April: Mehr als 100 000 Menschen gehen auf die Straße. Das Regime antwortet mit Gewalt. Mindestens 112 Demonstranten werden getötet.

    23. Mai: Die EU verhängt ein Einreiseverbot gegen Assad.

    31. Juli: Das Regime erobert die Widerstandshochburg Hama. Laut Opposition sterben mindestens 100 Menschen. Die Stadt war bereits 1982 nach Protesten Schauplatz eines Massakers gewesen, bei dem über 10 000 Menschen getötet wurden.

    2. Oktober: Die syrische Opposition bildet in Istanbul einen Nationalrat.

    19. Dezember: Die UN-Vollversammlung weist Syrien mit großer Mehrheit zurecht. Zuvor hatte die Arabische Liga Wirtschaftssanktionen gegen Assads Regime verhängt.

    22. Dezember: Die ersten Beobachter der Arabischen Liga treffen in Syrien ein. Das Assad-Regime hatte die Mission aufgrund internationalen Drucks akzeptiert. Am 28. Januar stoppt die Liga den Einsatz ihrer Beobachter wegen der Eskalation der Gewalt.

    4. Februar: Russland und China blockieren mit ihrem Veto erneut eine Syrien-Resolution im Weltsicherheitsrat. Nur wenige Stunden vor der Abstimmung wird aus der Protesthochburg Homs das schlimmste Blutbad seit Beginn der Proteste gemeldet. Hunderte Menschen sterben.

    7. Februar: Bei einem Besuch in Syrien zeigt Russlands Außenminister Sergej Lawrow Verständnis für das Vorgehen des Assad-Regimes.

    13. Februar: Empört weist das Regime den Vorschlag der Arabischen Liga zurück, UN-Friedenstruppen nach Syrien zu schicken. Kurz darauf nennt Assad den 26. Februar als Termin für ein Verfassungsreferendum. Die neue Verfassung tritt am 28. Februar in Kraft, nach offiziellen Angaben gab es 89 Prozent Zustimmung. Die Baath-Partei verzichtet damit auf ihre Vormachtstellung, an Assads Macht ändert das nichts.

    16. Februar: Die UN-Vollversammlung verurteilt die Gewalt des syrischen Regimes mit großer Mehrheit. Assad bleibt unbeeindruckt.

    24. Februar: Die Vereinten Nationen und die Arabische Liga ernennen den früheren UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan zum gemeinsamen Sondergesandten für die Syrien-Krise.

    25. Februar: In Tunis gründen mehr als 60 Staaten die «Freundesgruppe» für ein demokratisches Syrien. Russland und China bleiben fern.

    27. Februar: Die EU-Staaten einigen sich auf ein Bündel von Maßnahmen gegen das Regime. Unter anderem wird das gesamte Vermögen der syrischen Nationalbank in der EU eingefroren.

    1. März: Die Lage in Syriens Oppositionshochburg Homs spitzt sich weiter zu. Nach wochenlangem Dauerbeschuss rücken Assads Truppen vor und stürmen das Viertel Baba Amro. Der UN-Menschenrechtsrat verurteilt die Angriffe auf Zivilisten und droht mit strafrechtlichen Konsequenzen. Russland, China und Kuba lehnen die Resolution ab.

    5. März: Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos reist nach Damaskus. Zuvor hatte die Führung tagelang die Einreise verweigert.

    8. März: Ranghohe Funktionäre wenden sich von Assad ab. Auf der Internet-Plattform YouTube erklärt der Vize-Ölminister Abdo Hossam al-Din seine Unterstützung für den Aufstand gegen das Regime.

    10./11. März: Kofi Annan setzt sich bei Treffen mit Assad in Damaskus für ein Ende der Gewalt ein. Doch das Blutvergießen geht weiter.

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