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Syrien: Hat die Türkei den IS-Terroristen geholfen?

Syrien

Hat die Türkei den IS-Terroristen geholfen?

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    Erneut stehen Rauchsäulen über der syrischen Grenzstadt Kobane. Junge Männer beobachten die Gefechte zwischen Kurden und IS-Milizen von der türkischen Seite aus.
    Erneut stehen Rauchsäulen über der syrischen Grenzstadt Kobane. Junge Männer beobachten die Gefechte zwischen Kurden und IS-Milizen von der türkischen Seite aus. Foto: Stringer, afp

    Kurdenvertreter erheben nach neuen Gefechten in Kobane schwere Vorwürfe gegen Ankara. Die IS-Angreifer in

    Zum Beweis verwiesen kurdische Beobachter und Medien auf Fotos, die angeblich zeigten, wie IS-Kämpfer im türkischen Mürsitpinar die Grenze nach Kobane überquerten. Auch hieß es, der Lastwagen mit dem Selbstmordattentäter habe nur von der Türkei aus nach Kobane gelangen können.

    Die türkische Regierung wies die Vorwürfe einer Zusammenarbeit mit dem IS umgehend zurück. Erdogan-Berater Mustafa Varank betonte, mehrere Dutzend Verletzte seien nach der Explosion der Lastwagenbombe in Krankenhäusern auf der türkischen Grenze versorgt worden. Auch verwies Varank auf ein Video, das seiner Meinung nach eindeutig zeigte, dass der Bomben-Lastwagen vom Westen her nach Kobane kam, und nicht aus der Türkei.

    Ankara hatte die jüngsten kurdischen Eroberungen im Norden Syriens mit großer Besorgnis beobachtet, weil sie in den Geländegewinnen eine Vorbereitung zur Gründung eines Kurdenstaates entlang der türkischen Grenze sieht. Die Kurdenpartei PYD und ihr bewaffneter Arm YPG sind syrische Ableger der türkisch-kurdischen Rebellengruppe PKK, die seit 1984 für kurdische Selbstbestimmung in Südostanatolien kämpft. Mehrere tausend Kurden aus der Türkei sollen sich der PYD bereits angeschlossen haben. Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt PYD und IS auf eine Stufe: Beide Gruppen seien Terrororganisationen.

    Seit Belagerung durch den IS kehrten viele kurdische Flüchtlinge zurück

    Die schweren Gefechte kamen für viele überraschend. Zuletzt hatte sich so etwas wie Alltag entwickelt in Kobane: Seit dem Ende der viermonatigen Belagerung der Stadt durch den IS im Januar sind viele kurdische Flüchtlinge in die Stadt zurückgekehrt. Doch der Anschein der Normalität trog. Direkt neben einer Schlange von Menschen, die sich für Brot anstellten, explodierte eine Lastwagenbombe.

    Die Bombe eines Selbstmordattentäters, die in einem Lastwagen unmittelbar am Grenzübergang von Kobane zum türkischen Ort Mürsitpinar zündete, war das Signal für einen koordinierten Angriff des IS auf Kobane. In mehreren Teilen der Stadt griffen Truppen der Islamisten die kurdischen Milizionäre an. Am Vormittag explodierte eine weitere Autobombe. Insgesamt wurden rund 30 Menschen getötet. Gegen Mittag meldeten die Kurden, sie hätten die Oberhand gegen die Eindringlinge gewonnen.

    Auch in der rund 200 Kilometer östlich von Kobane gelegenen nordsyrischen Stadt Hassaka, einem Zentrum der Christen in Syrien und die größte Stadt in Nordost-Syrien mit einer halben Million Einwohner, griff der IS gestern erneut an. Die neue Offensive folgte auf mehrere Niederlagen des IS nahe seiner „Hauptstadt“ Rakka und auf einen Vormarsch der syrischen Kurden. Die YPG hatte vor zehn Tagen mit Unterstützung der US-geführten Syrien-Allianz die Grenzstadt Tal Abyad vom IS erobert und damit einen wichtigen Versorgungsweg für die Extremisten unterbrochen.

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