"Ich, der Ingenieur Abdo Hussameddin, stellvertretender Ölminister, kündige hiermit meine Abkehr vom Regime und meinen Rücktritt an", sagte Hussameddin in einem in der Nacht zu Donnerstag auf Youtube veröffentlichten Video. Er schließe sich nun der Revolution des Volkes an, "das die Ungerechtigkeit und die brutale Kampagne des Regimes zurückweist".
Ein Aktivist namens Rami, der das Video nach eigenen Angaben drehte und ins Internet stellte, sagte der Nachrichtenagentur AFP in Beirut, die Opposition habe dabei geholfen, Hussameddins Übertritt zu organisieren. Wo dieser sich aufhielt und wo das Video aufgenommen wurde, wollte er aus Sicherheitsgründen nicht sagen.
Abdo Hussameddin arbeitete 33 Jahre für Syriens Regierung
Der syrische Vize-Minister sagte in dem Video, er habe 33 Jahre lang für die syrische Regierung gearbeitet. Er wolle nun aber nicht im Dienst eines "kriminellen Regimes" enden. Er sei sich durchaus bewusst, dass seine Entscheidung Folgen haben werde. "Dieses Regime wird mein Haus niederbrennen, meine Familie verfolgen und Lügen verbreiten", sagte er. Trotzdem rate er all seinen Kollegen, ebenfalls "das sinkende Schiff" zu verlassen.
Seit etwa einem Jahr gehen die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad brutal gegen die Protestbewegung im Land vor. Neuen Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten zufolge starben seitdem fast 8500 Menschen.
Tunesien bietet Assad Asyl an
Der tunesische Präsident Moncef Marzouki hat unterdessen sein Angebot erneuert, dem syrischen Staatschef Baschar al-Assad politisches Asyl zu gewähren. "Wenn wir das Blutvergießen beenden wollen, ist der einzige Weg eine Lösung wie die im Jemen", sagte Marzouki in einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC, das am Donnerstag ausgestrahlt werden soll. Ansonsten werde Assad "weiter und weiter töten". Der bisherige jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh hatte im Februar im Gegenzug für Straffreiheit für sich und seine Entourage offiziell die Macht abgegeben.