Die deutsche Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum ist von Demonstranten angegriffen worden. Auch die britische Botschaft wurde am Freitag angegriffen. Angesichts der gewalttätigen Proteste gegen den islamfeindlichen US-Film "Unschuld der Muslime" hatte die Bundesregierung am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Botschaften und Konsulaten in islamischen Ländern verschärft.
Guido Westerwelle verurteilt Angriff im Sudan
Bei den Angriffen auf die deutsche Vertretung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind nach Angaben von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) keine Botschaftsangehörigen verletzt worden. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Sicherheit", sagte Westerwelle am Freitag in Berlin. Dies habe ihm der deutsche Botschafter in Khartum versichert. Aus Sorge vor weiteren Übergriffen wurden auch in anderen islamischen Ländern die Sicherheitsvorkehrungen rund um die deutschen Auslandsvertretungen verschärft. Am Freitag sind dort die Botschaften aber in der Regel ohnehin geschlossen. Auch die deutsche Botschaft in Khartum hatte Ruhetag. Von den 22 Mitarbeitern war zum Zeitpunkt der Angriffe niemand im Gebäude. Wetserwelle verurteilte das Schmähvideo gegen den Propheten Mohammed aufs Schärfste, machte aber klar, dass das Video die Angriffe auf die Botschaft keinesfalls rechtfertigten.
Aufgebrachte Demonstranten hätten Teile der Botschaft in Brand gesetzt, sagte Westerwelle. Von der sudanesischen Regierung verlangte er, die Sicherheit der Botschaft und deren Integrität wiederherzustellen.
Auf die Frage, ob er die Notwendigkeit sehe, deutsche Bürger aus den betroffenen Ländern zu holen, sagte der Minister, es sei wichtig, wachsam zu sein und sich nicht leichtfertig in Gefahr zu bringen. Deutsche sollten nicht in die Nähe einer aufgebrachten Menge gehen. Nach der aktuellen Lagebeurteilung müssten die bestehenden Reisehinweise für die islamische Welt nicht verändert werden. Es gebe keinen Anlass, über eine Schließung von deutschen Botschaften in der Region zu spekulieren.
Westerwelle betonte, aus Protest gegen die Übergriffe sei der sudanesische Botschafter schon vor dem Sturm auf das Gebäude einbestellt worden. Man habe ihn "auf die Pflicht seiner Regierung zum Schutz diplomatischer Einrichtungen hingewiesen". Die Einbestellung weiterer Botschafter aus der Region sei nicht geplant.
Später zogen mehrere hundert Demonstranten vor die US-Botschaft. Dort kam es zu schweren Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija wurde ein Demonstrant getötet, als Sicherheitskräfte mit Tränengas auf die Menschenmenge vor der US-Botschaft in Khartum feuerte. Auch ein Kameramann von Al-Arabija sei verletzt worden.
Die Proteste stehen offenbar in Zusammenhang mit der Empörung vieler Muslime über einen islamfeindlichen Film aus den USA. "Die deutsche Botschaft in Khartum ist zur Zeit Ziel von Attacken durch gewaltbereite Demonstranten", erklärte Westerwelle. Der sudanesische Botschafter in Berlin sei bereits am Morgen einbestellt und unmissverständlich auf die Pflicht seiner Regierung zum Schutz diplomatischer Einrichtungen hingewiesen worden.
Islamistische Flagge auf der deutschen Botschaft gehisst
Ein AFP-Reporter berichtete aus Khartum, die deutsche Botschaft sei von Demonstranten in Brand gesteckt worden. Zuvor seien Demonstranten auf das Botschaftsdach gestiegen, hätten die deutsche Flagge entfernt und eine islamistische Fahne gehisst. Die sudanesische Polizei ging demnach mit Tränengas gegen die Menge vor. Attackiert worden sei auch die benachbarte britische Botschaft.
Protest vor US-Botschaft in Syrien - 60 Tote bei Kämpfen
Damaskus (dpa) - Vor der US-Botschaft in Damaskus haben einige hundert Syrer gegen den Mohammed-Schmähfilm protestiert. Nach Einschätzung von Beobachtern war die Protestaktion von regierungstreuen Kräften organisiert worden. In den von Rebellen kontrollierten Gebieten demonstrierten nach dem islamischen Freitagsgebet mehrere tausend Menschen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Einige Demonstranten riefen: "Unsere Seele gehört dem Propheten Mohammed". Die US-Botschaft in Damaskus ist seit Februar geschlossen. Bei Kämpfen und Razzien kamen am Freitag nach Angaben der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter 60 Menschen ums Leben. (AFP/dpa)