Vati geht arbeiten, Mutti kocht, wäscht und versorgt die Kinder: Während der belastenden Wochen des Corona-Zwangsstillstands in Deutschland wurde immer wieder die Furcht geäußert, dass Familien hierzulande in traditionelle Rollenbilder zurückfallen könnten. Die bekannte Soziologin Jutta Allmendinger sah die Emanzipation gar um 30 Jahre zurückgeworfen.
Eine Untersuchung des Bundesamts für Bevölkerungsforschung kommt nun zum gegenteiligen Ergebnis: Die Corona-Wochen haben dazu geführt, dass Väter sich stärker um ihre Familien kümmern. Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern habe die Ausnahmesituation zwar nicht gebracht, aber die Lasten würden gleichmäßiger verteilt. Hatten Väter vor zwei Jahren im Schnitt 3,3 Stunden pro Arbeitstag mit der Betreuung des Nachwuchses und dem Haushalt zu tun, waren es in den Corona-Wochen fünfeinhalb Stunden. Mütter kamen 2018 im Mittel auf sechseinhalb Stunden Familienarbeit – in den Krisenwochen auf knapp acht.
Mehr Zeit mit Familie macht Väter glücklicher
Als Grund dafür nennt die Untersuchung: Wegen des Arbeitens von zu Hause (Homeoffice) oder Kurzarbeit sind Männer häufiger daheim und sehen, wo sie gefordert sind. Geschlossene Schulen und Kindergärten ließen vielen von ihnen aber auch keine Wahl. „Gerade in Kurzarbeit erleben viele Väter, dass sie viel Zeit bei der Familie verbringen. Väter geben dabei eine hohe Zufriedenheit an“, sagt Martin Bujard vom Bundesamt für Bevölkerungsforschung. Eine Re-Traditionalisierung des Familienbildes, wie der Forscher es formuliert, „lässt sich nicht bestätigen“. Bujard und seine Kollegen haben für ihre Untersuchung die Mannheimer Corona-Studie herangezogen, für die täglich seit Ende März zwischen 400 und 650 Teilnehmer befragt werden.
Ein weiteres ihrer Ergebnisse ist, dass Eltern in den Wochen mit geschlossenen Kindergärten und Schulen weniger gearbeitet haben. Im Mittel arbeiteten die Väter der Untersuchung zufolge nur noch etwas mehr als sieben statt zehn Stunden – und Mütter sechs statt sieben Stunden. Dennoch habe die Hälfte der Eltern die Doppelbelastung aus Beruf und Familie als äußerst zehrend empfunden. Das ist ein deutlich höherer Anteil als bei Paaren ohne Kinder.
Mehr Zeit für die Familie – schreitet die Entwicklung voran? Martin Bujard ist skeptisch, dass die Papas den gleichen Einsatz zu Hause zeigen werden, wenn sich das Leben wieder normalisiert. Es werde sich wahrscheinlich „wieder einpendeln, wie es davor war“, sagt er. In Deutschland leben knapp 14 Millionen Eltern mit elf Millionen Kindern unter 18 Jahren zusammen.
Lesen Sie dazu auch:
- Wenn die Kita dicht macht - und kein Urlaub mehr übrig ist
- Wie können sich Eltern Aufgaben gleichberechtigt teilen?
- Führt die Corona-Krise bei vielen Paaren zum Aus?
- Mehr psychische Probleme bei Kindern in der Corona-Krise
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.