Parvoviren können Krebszellen befallen und abtöten, verursachen aber beim Menschen keine Krankheit. Seit 1992 erforschen Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) diese Viren mit dem Ziel, eine Virustherapie gegen gefährliche und kaum behandelbare Hirntumoren zu entwickeln. Jetzt startete in der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg eine klinische Studie, die erstmals die Sicherheit der Parvovirus-Therapie erprobt.
Seit 1992 erforscht Professor Jean Rommelaere im Deutschen Krebsforschungszentrum die krebstötenden Eigenschaften von Parvoviren, teilt das DKFZ mit. Die Viren gehören mit ihren nur 20 Millionstel Millimetern Durchmesser zu den kleinsten unter den bekannten Viren. Parvoviren, die sich ausschließlich in sich teilenden Zellen vermehren, rufen beim Menschen keine ernsthaften Symptome hervor. Sie bauen außerdem ihr Erbgut nicht in das Genom der infizierten Zellen ein, so dass kein Risiko besteht, wachstumsfördernde Gene zu aktivieren.
Versuchstiere überlebten signifikant länger
Für seine Arbeit wählte Rommelaere Viren des Stamms H1, die normalerweise Nagetiere befallen, aber auch für menschliche Zellen infektiös sind. Rommelaere und sein Team erforschten zunächst die zellbiologischen Grundlagen des krebsabtötenden Effekts. Anschließend zeigten sie gemeinsam mit Dr. Karsten Geletneky von der Heidelberger Neurochirurgischen Universitätsklinik, dass sich fortgeschrittene Glioblastome bei Versuchstieren nach einer Behandlung mit Parvoviren vollständig zurückbildeten und die Tiere signifikant länger überlebten als unbehandelte Artgenossen, so das DKFZ. (AZ)