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Streit um Waffenexporte: Regierung verteidigt Panzerlieferungen an Saudi-Arabien

Streit um Waffenexporte

Regierung verteidigt Panzerlieferungen an Saudi-Arabien

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    Immer wieder sickern Informationen über heikle Rüstungsgeschäfte aus dem Bundessicherheitsrat durch. Aktuell geht es wieder um Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien. Die Opposition ist empört, die Regierung würdigt Saudi-Arabien als «Stabilitätsfaktor» .
    Immer wieder sickern Informationen über heikle Rüstungsgeschäfte aus dem Bundessicherheitsrat durch. Aktuell geht es wieder um Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien. Die Opposition ist empört, die Regierung würdigt Saudi-Arabien als «Stabilitätsfaktor» . Foto: dpa

    Die Bundesregierung hat Waffenexporte nach Saudi-Arabien gegen massive Kritik aus der Opposition verteidigt. Regierungssprecher Steffen Seibert nannte das Königreich am Montag einen "Stabilitätsfaktor in der Region". Über den Export von Kriegswaffen in das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land werde aber im Einzelfall entschieden.

    Zu den jüngsten Berichten über eine saudische Anfrage nach mehreren hundert deutschen Radpanzern vom Typ "Boxer" wollte Seibert sich nicht äußern. Dabei berief er sich auf die Geheimhaltungspflicht für die Beratungen im Bundessicherheitsrat, dem Entscheidungsgremium der Regierung für Rüstungsexportgeschäfte.

    Saudi-Arabien - Zwischen Koran und Ölbohrtürmen

    Saudi-Arabien wurde früher in Deutschland Saudisch-Arabien genannt.

    Die Amtssprache ist Arabisch.

    Die Hauptstadt Saudi-Arabiens ist Riad. Weitere große Städte sind: Dschidda, Mekka (Kaaba), Medina (Ruhestätte des Propheten Mohammed), Dammam und Taif.

    Die Staatsform Saudi-Arabiens ist die Absolute Monarchie.

    Auf 2.240.000 Quadratkilometern leben mehr als 28 Millionen Saudis.

    Die Währung ist der Saudi-Rial.

    In Saudi-Arabien gilt die islamische Zeitrechnung.

    Die Nationalhyme heißt Asch al-Malik (Lang lebe der König).

    Das Kfz-Kennzeichen lautet KSA, die Internet-TLD ist .sa und die Telefonvorwahl lautet +966.

    Saudi-Arabien ist ein islamisch-konservativer Staat. Die Rechtschule hanbalitischen Islams spielt eine große Rolle.

    Staatsdoktrin ist die Lehre Ibn Abd al-Wahhabs. Die Mehrheit der Saudis sind Sunniten.

    Waffenexports: Opposition wirft Regierung Unverantwortlichkeit vor

    Die Opposition warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich vor neuen Waffengeschäften mit Saudi-Arabien. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles nannte die angeblichen Pläne unverantwortlich. Sie zeigten, dass sich Merkel um Menschenrechte nicht groß kümmere. Die SPD werde im Fall eines Bundestagswahl-Siegs 2013 eine Beteiligung des

    Grünen-Chefin Claudia Roth warf der CDU-Chefin in der "Süddeutschen Zeitung" "einen radikalen Paradigmenwechsel" in der Außenpolitik" vor. Merkel bewege sich "hin zu einer Doktrin, die auf Waffen und Militär setzt". Damit mache sie sich zur "Kumpanin von Menschenrechtsverletzern, im Fall von Saudi-Arabien sogar von militanten Fundamentalisten". Ähnlich äußerte sich Linken-Vize Jan van Aken. "Angela Merkel macht Außenpolitik mit der Waffe in der Hand."

    Lieferung von Kampfpanzern an Saudi-Arabien geplant

    Nach einem "Spiegel"-Bericht hat sich der Bundessicherheitsrat in der vergangenen Woche mit einer Anfrage Saudi-Arabiens nach Lieferung von mehreren hundert "Boxer" beschäftigt, die Entscheidung aber vertagt. Das Königreich soll auch Interesse an der modernsten Version des Kampfpanzers "Leopard 2" haben, die vor allem zur Bekämpfung von Aufständen geeignet ist. Merkel hatte in einer Rede im Oktober klargemacht, dass sie verstärkt auf Rüstungsexporte in vertrauenswürdige Staaten setzen wolle - konkrete Länder nannte sie allerdings nicht.

    Als Beleg für die stabilisierende Rolle Saudi-Arabiens nannte Regierungssprecher Seibert die Verdienste Riads bei der Suche nach einer friedlichen Lösung der Krise im Jemen und die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus, die "produktiv und wichtig" sei.

    Export von Waffen bringt Bund Geld

    2011 wurden Kriegswaffen im Wert von 30 Millionen Euro aus Deutschland nach Saudi-Arabien exportiert. Genehmigt wurden Ausfuhren für insgesamt 140 Millionen Euro. Für das streng islamische Land sind unter anderem Bodenstationen für unbemannte Fluggeräte, Kampfflugzeug-Teile und Munition etwa für Granatwerfer, Haubitzen oder Mörser bestimmt. Seibert betonte, dass es sich bei allen Genehmigungen um Einzelfallentscheidungen handele. "Es gibt keine Automatismen."

    Forderungen der Opposition nach mehr Transparenz bei der Genehmigung von Rüstungsexporten wies Seibert zurück. "Die Bundesregierung sieht keinen Grund, an dieser Staatspraxis, die seit Jahrzehnten geübt wird, etwas zu ändern", sagte er. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, will die Geheimhaltungspflicht für Beschlüsse des Bundessicherheitsrats allerdings ebenfalls auf den Prüfstand stellen. "Man muss über die Fragen grundsätzlich öffentlich reden können", sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk.

    Vom Bundessicherheitsrat genehmigte Rüstungsexportgeschäfte werden erst mit monatelanger Verzögerung im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung veröffentlicht. Begründet werden die Genehmigungen darin nicht. dpa/AZ

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