Schweden wählt am 9. September ein neues Parlament. Der skandinavische Wahlkampf ist in vollem Gange: Politiker reisen durch die Städte, Plakate zieren die Straßenränder und die Polit-Talkshows sind voller Wahlversprechen. Einer 15-jährigen Schwedin kommt dabei ein Thema deutlich zu kurz: die Klimapolitik. Greta Thunberg hat deshalb eine eigene Form entwickelt, um die Thematik auf die politische Agenda zu setzen und dafür zu sensibilisieren: Die Jugendliche hat beschlossen, bis zur Parlamentswahl in den Schulstreik zu treten.
Neuntklässlerin vor schwedischem Reichstag: Greta will Aufmerksamkeit für das Klima
Gretas Sorgen und Gedanken kreisen um das weltweite Klima. Die Neuntklässlerin beschloss bereits mit 12 Jahren kein Fleisch mehr zu essen und niemals zu fliegen. Gegenüber der tazsagte die 15-Jährige, wie sie auf die Idee des Schulstreiks kam: Ende des letzten Schuljahres habe sie in einer Gruppe diskutiert, wie mehr Aufmerksamkeit auf das Klimathema gelenkt werden könne. Erst war die Idee, in jeder Pause zu streiken. Dann kam ihr der Gedanke eines generellen Schulstreiks.
Im Bericht kommt auch Gretas Mutter zu Wort: Sie spricht darin das heikle Thema "Schulpflicht" an. Schließlich ist die neunte Klasse keine unbedeutende Zeit in Gretas schulischer Laufbahn. Die 47-Jährige sieht die Aktion ihrer Tochter jedoch gelassen: Es seien nur drei Wochen des Streiks und da werde Greta nicht so viel verpassen. Außerdem habe sie ihre Schulbücher dabei und lerne abends zu Hause. Denn tagsüber ist Greta vor dem schwedischen Reichstag beschäftigt. Dort hält sie sich auf und will für Klimapolitik sensibilisieren. Mit Plakaten in der Hand verbreitet sie Botschaften wie "Skolstrejk för Klimatet" (übersetzt: Schulstreik für das Klima).
Gretas Text geht viral: Kritik zum Klimawandel in sozialen Netzwerken gefeiert
Gretas Protest erlebte Ende August einen ersten Höhepunkt: Ein ins Englische übersetzter Text der 15-Jährigen wurde in sozialen Netzwerken heiß diskutiert und geteilt. "Sweden is not a Role Model" wirft Schwedens Politik vor, den Klimawandel zu ignorieren. Gretas Intention ist eine Korrektur der weltweiten Wahrnehmung von Schweden, als Vorbild in Sachen Klimaschutz. Diese Wahrnehmung basiert beispielsweise auf dem aktuellen Klimaschutz-Index, in dem Schweden Platz 4 belegt und somit vergleichsweise klimaschützend agiert. Erst kürzlich trat ein Gesetz in Kraft, das Schweden bis 2045 klimaneutral aufstellen soll. Doch das ist Greta zu wenig: Im Gespräch mit dem britischen Guardianverweist sie auf die CO2-Bilanz des skandinavischen Staates.
"Fakten haben keine Bedeutung mehr, Politiker hören Forschern nicht zu"
Im Interview kritisiert die Streikende zudem, dass Politiker mittlerweile nicht mehr auf die Wissenschaft hören. Deshalb hat sie die Einstellung entwickelt: "Was lerne ich in der Schule? Fakten haben keine Bedeutung mehr, Politiker hören Forschern nicht zu, warum also sollte ich lernen?". Und ihre Art und Weise des Protestes erreicht viele Schweden: Zahlreiche Medien berichteten bereits über Greta, auf Facebook und Twitter ist sie im Gespräch - und mit ihr die Klimapolitik.