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Strahlenkrankheit: Was radioaktive Strahlen im menschlichen Körper anrichten

Strahlenkrankheit

Was radioaktive Strahlen im menschlichen Körper anrichten

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    Mit dem Geigerzähler wird festgestellt, ob Menschen durch radioaktive Strahlung kontaminiert wurden.
    Mit dem Geigerzähler wird festgestellt, ob Menschen durch radioaktive Strahlung kontaminiert wurden.

    Grundsätzlich müsse man vorsichtig sein, wann man den Begriff "verstrahlt" verwendet, erklärt Wengenmair. Dieser Begriff sollte eigentlich erst dann verwendet werden, wenn eine Schädigung eines Menschen zu erwarten ist.  Oftmals wird er aber hiermit jede Kontamination oder Inkorporation bezeichnet. Kontaminiert ist ein Mensch, wenn sich Radioaktivität auf der Haut oder in seinem Körper befindet. Bei einer Inkorporation wurde der radioaktive Stoff in den Körper aufgenommen. Entscheidend ist dann die Größenordnung der radioaktiven Belastung. "Als verstrahlt gilt man, wenn die Dosis so hoch ist, dass ein akutes Syndrom auftritt", erklärt

    Je stärker die Strahlendosis ist, umso wahrscheinlicher ist eine akute Schädigung, die bis zum Tod führen kann, sagt Wengenmair. Wie hoch die Strahlenbelastung in den betroffenen Gebieten sei, könne man aus der Ferne kaum beurteilen. Da nach der Nachrichtenlage bisher "nur" kontaminiertes Gas abgelassen wurde, dürfte die Belastung aber noch nicht im kritischen Bereich liegen, meint der Experte für Medizinische Physik und Strahlenschutz. Doch auch wenn die kritische Strahlendosis nicht erreicht wird, ist eine Schädigung durch die sogenannte "ionisierende Strahlung" möglich. Diese kann, wenn sie auf den Körper trifft, die DNS der Zellen verändern. In ungünstigen Fällen könnten so Jahre nach der Bestrahlung Tumore entstehen, erklärt Wengenmair. Auch hier gilt: Je höher die Dosis, desto höher das Krebsrisiko.

    Sehr häufig werden die radioaktiven Spaltprodukte Cäsium 137, Strontium 90 und Jod 131 bei einem solchen Unfall freigesetzt. Jod 131 gleicht chemisch dem normalen Jod, das beispielsweise in Jodsalz enthalten ist, erklärt Wengenmair. Dieser Stoff kann sich in der Schilddrüse anreichern und diese bestrahlen. Das wiederum könnte eine Krebserkrankung auslösen. "Das war bei dem Reaktorunfall in Tschernobyl in den besonders betroffenen Gebieten in Weißrussland und in der Ukraine zu sehen. Die sowjetischen Behörden haben die Bevölkerung nicht gewarnt. Die Menschen ließen weiter ihre Kühe auf den kontaminierten Wiesen weiden und die Menschen tranken die verseuchte Milch. Dadurch gab es dort eine Erhöhung der Fälle von Schilddrüsenkrebs - insbesondere bei Kindern", erklärt der Strahlenschutz-Experte. Zum Schutz für die Schilddrüse werden derzeit Jod-Tabletten an die Bevölkerung im weiteren Umkreis des beschädigten Kraftwerks ausgegeben - für Wengenmair ein nachvollziehbarer Schritt. "Die Schilddrüse wird mit nicht-radioaktivem Jod gefüttert. Dadurch nimmt sie das gefährliche Material nicht auf und es wird wieder ausgeschieden."

    In Deutschland müsse sich niemand vor der Reststrahlung fürchten - "da wird nicht viel bei uns ankommen", sagt Hermann Wengenmair. Auf der ganzen Welt gebe es eine gewisse natürliche radioaktive Grundstrahlung. Die bewegt sich durchschnittlich in einem Bereich von 2,4 Millisievert pro Jahr. Gesundheitliche Probleme gebe es deswegen nicht, erklärt der Experte: "Im Erzgebirge, wo es die höchsten Werte bei der natürlichen Strahlung in Deutschland gibt, gibt es nicht mehr Erkrankungen als anderswo. Die Gefahr durch eine Dosis dieser Größenordnung ist also sehr gering. Sonst müsste man ja jede schwangere Frau aus dem Erzgebirge nach Hamburg bringen, weil dort die natürliche Strahlung  am niedrigsten ist."

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