Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Staatsbesuch: Gauck und Hollande besuchen von SS-Soldaten zerstörtes Dorf

Staatsbesuch

Gauck und Hollande besuchen von SS-Soldaten zerstörtes Dorf

    • |
    Bundespräsident Joachim Gauck wird am heutigen Dienstag zusammen mit Staatspräsident Francois Hollande eine Gedenkstätte in Frankreich besuchen.
    Bundespräsident Joachim Gauck wird am heutigen Dienstag zusammen mit Staatspräsident Francois Hollande eine Gedenkstätte in Frankreich besuchen. Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

    Am zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Frankreich besucht Bundespräsident Joachim Gauck am heutigen Dienstag das mittelfranzösische Oradour-sur-Glane. In dem kleinen Ort hatten deutsche Soldaten der Waffen-SS 1944 mehr als 600 Franzosen ermordet. Der französische Präsident François Hollande begleitet Gauck bei diesem ersten Besuch eines

    Das ist Joachim Gauck

    Bundespräsident Joachim Gauck hat ein bewegtes Leben hinter sich. Seine wichtigsten Stationen.

    Gauck kommt 1940 in Rostock zur Welt. Sein Vater ist Kapitän, seine Mutter gelernte Bürofachfrau. Sein Vater wird von den Russen wegen angeblicher Sabotage in einem Lager in Sibirien verschleppt, als Gauck sechs Jahre alt ist. Er kommt erst viele Jahre später wieder frei.

    Nach dem Abitur studiert Joachim Gauck Theologie in Rostock und arbeitet dann ab 1967 als Pastor in Lüssow. Sein eigentlicher Berufswunsch Journalist zu werden, lässt sich in der DDR nicht erfüllen.

    Ab 1974 wird Joachim Gauck wegen seiner kritischen Predigten von der Stasi beobachtet.

    Als sich in der DDR Ende der achtziger Jahre Widerstandsgruppen formieren, wird Gauck Mitbegründer und Sprecher des „Neuen Forums“. Er leitet unter anderem Gottesdienste und führt Großdemonstrationen an.

    Das Ende des DDR-Regimes und die Wendezeit nennt Gauck die "prägende Zeit meines Lebens".

    1990 leitet er als Abgeordneter der frei gewählten DDR-Volkskammer den Sonderausschuss zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit.

    Am Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 übernimmt Joachim Gauck die nach ihm benannte Stasi-Unterlagen-Behörde. Bis zum Jahr 2000, als er die Leitung an Marianne Birthler abgiebt, avanciert Gauck zum bekanntesten Gesicht der DDR-Demokratiebewegung.

    Nach dem Mauerfall trennt sich der Theologe von seiner Frau und findet eine neue Lebenspartnerin aus dem Westen - eine Journalistin aus Nürnberg. Bis heute sind beide nicht miteinander verheiratet.

    2003 wird Joachim Gauck aus den Reihen der FDP erstmals als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Spiel gebracht.

    2005 wird Joachim Gauck, damals 65 Jahre alt, Ehrendoktor der Universität Augsburg.

    Der Vater von vier Kindern und mehrfache Großvater engagiert sich auch im Verein „Gegen Vergessen für Demokratie“. Als Vorsitzender kümmert er sich zusammen mit vielen Mitstreitern um die Aufarbeitung der Geschichte der Diktaturen in Deutschland.

    Im Sommer 2010 wird er von SPD und Grünen zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominiert. Dass er bei der durch Horst Köhlers Rücktritt nötig gewordenen Wahl knapp an Wulff scheitert, ändert nichts an seiner Beliebtheit.

    2011 sorgt Gauck für Schlagzeilen, als er Thilo Sarrazin für sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ Mut attestiert. „Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik“, sagte Gauck, wobei er sich den den Inhalten des Buches distanzierte.

    Nach dem Rücktritt von Christian Wulff wird Gauck von Union, FDP, Grünen und SPD zum gemeinsamen Kandidaten für die Wahl eines neuen Bundespräsidenten nominiert.

    Am 18. März 2012 wählt ihn die Bundesversammlung mit großer Mehrheit zum Bundespräsidenten, am 23. März wird er vereidigt.

    Frankreich: Gauck und Hollande an Gedenkstätte

    "Ich freue mich, dass dieser Besuch möglich ist", sagte Gauck. Er wird in Oradour mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer zusammentreffen. Auf französischer Seite wird der Besuch in einer Linie gesehen mit der Versöhnungsgeste von Verdun, zu der sich 1984 der damalige Präsident François Mitterrand und Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl trafen.

    Frankreich - Zehn Fakten zur Grande Nation

    Frankreich heißt amtlich République française.

    Hauptstadt ist Paris.

    Amtierender Staatspräsident ist der Sozialist François Hollande.

    Die Nationalhymne ist die Marseillaise. Sie wurde 1792 während der Kriegserklärung an Österreich verfasst.

    Auf einer Fläche von 674.843 Quadratkilometern leben rund 65,5 Millionen Menschen.

    Der Nationalfeiertag ist der 14. Juli.

    Das Kfz-Kennzeichen ist F.

    Die Nationalfarben des zentralistischen Einheitsstaates sind blau, weiß, rot.

    Die Internet-TLD lautet fr.

    Die Telefonvorwahl lautet +33.

    Staatsbesuch: Bundespräsident in Marseille

    Gauck war am Dienstag in Paris mit militärischen Ehren begrüßt worden. Im Elysee-Palast traf er Hollande. Zum Abschluss seines Besuchs fliegt Gauck am Donnerstag nach Marseille, die europäische Kulturhauptstadt 2013. Gauck wird von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden