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Staatsbesuch: Gauck dankt Frankreich für den Willen zur Versöhnung

Staatsbesuch

Gauck dankt Frankreich für den Willen zur Versöhnung

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    Der französische Präsident Francois Hollande (Links), ein Überlebender des Massakers, Robert Hebras, 88 (Mitte) und der Bundespräsident Joachim Gauck (Rechts) in der Kirche von Oradour-sur-Glane, Frankreich.
    Der französische Präsident Francois Hollande (Links), ein Überlebender des Massakers, Robert Hebras, 88 (Mitte) und der Bundespräsident Joachim Gauck (Rechts) in der Kirche von Oradour-sur-Glane, Frankreich. Foto: Jean Pierre Muller, dpa

    Hand in Hand ließen sich Bundespräsident Joachim Gauck und Frankreichs Präsident François Hollande am Mittwoch im französischen Oradour-sur-Glane das dortige Massaker schildern. In dem kleinen Ort hatten Soldaten der Waffen-SS 1944 mehr als 600 Franzosen ermordet.

    Gauck besuchte als erster Bundespräsident Oradour

    Gauck würdigte Frankreich für den Geist der Zusammenarbeit nach den Gräueltaten. Er danke "im Namen aller Deutschen dafür, dass Sie uns mit diesem Willen zur Versöhnung gegenübertreten", sagte er vor Überlebenden und Angehörigen von Opfern. Gauck besuchte als erster Bundespräsident Oradour.

    "Dieser Ort und seine Bewohner wurden in einem barbarischen, in einem zum Himmel schreienden Verbrechen vernichtet", sagte Gauck. So großherzig die Geste der Versöhnung auch sei, "so kann sie mich doch auch nicht von dem tiefen Entsetzen befreien angesichts der großen Schuld, die Deutsche an diesem Ort auf sich geladen haben". Gauck versprach: "Wir werden Oradour und die anderen europäischen Orte des Grauens und der Barbarei nicht vergessen."

    Oradour: "Tiefes Entsetzen" angesichts der großen Schuld"

    Gauck sagte, er teile die Bitterkeit darüber, dass Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. "Aber aus der ernsthaften Auseinandersetzung mit dieser bitteren Geschichte haben die Menschen in Deutschland die Kraft gewonnen, mein Heimatland zu einem guten Land zu machen."

    Auf französischer Seite wurde der Besuch in Oradour in einer Linie gesehen mit der Versöhnungsgeste von Verdun, zu der sich 1984 der damalige Präsident François Mitterrand und Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl trafen.

    In Paris hatte Gauck zuvor die zunehmende Rolle Europas als Gestalter globaler Politik gewürdigt. "Die Europäische Union ist längst kein Akteur mehr, der nur in die Mitgliedstaaten hinein wirkt", sagte der Bundespräsident. Europa finde seine Legitimation nicht nur durch die Vorteile wirtschafts- und finanzpolitischer Integration, "sondern auch durch den Willen, gemeinsam Außenpolitik zu gestalten".

    Frankreich habe im Einsatz gegen Terror und für den Frieden immer wieder "mutig die Initiative ergriffen". Deutschland sei bereit, daran mitzuwirken. Als Beispiele nannte Gauck die Einsätze in Afghanistan, Südosteuropa, am Horn von Afrika oder in Mali. "Die Sicherung und Wiederherstellung von Frieden weltweit liegt in unser aller Interesse", sagte der Bundespräsident. Dazu sei nicht nur Solidarität notwendig, "sondern auch gemeinsames Handeln".

    Bereits am Dienstag hatte Gauck Frankreich in der Syrien-Frage inhaltlich unterstützt. Es sei unerträglich und entsetzlich, dass Tabu- und Rechtsbrüche wie der Einsatz von Giftgas die Welt heute erschrecken könnten. Dies erfordere "eine angemessene Reaktion", sagte Gauck nach einem ersten Treffen mit Hollande.

    Rechtsbrüche in Syrien erforderten "eine angemessene Reaktion"

    Zum Auftakt des zweiten Besuchstages legte Gauck am Grabmal des unbekannten Soldaten am Pariser Arc de Triomphe einen Kranz nieder. Die Geste hat wegen der in Frankreich besonders großen Bedeutung des Ersten Weltkriegs ein Jahr vor dem 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs besonderes Gewicht.

    Zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs fliegt Gauck an diesem Donnerstag nach Marseille, die europäische Kulturhauptstadt 2013. Gauck wird von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitet. dpa/th

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