Wenn es um die bayerische Sprache geht, ist mit Sepp Obermeier nicht zu spaßen. Und der Niederbayer sieht Gefahr im Verzug. Seit 2009 steht Bairisch im Weltatlas der bedrohten Sprachen. Weil Tschüs & Co. im Freistaat immer weiter auf dem Vormarsch sind, schlägt der Vorsitzende des Vereins „Bund Bairische Sprache“ nun wieder einmal Alarm. Zum heutigen Tag der Muttersprache fordert er, dass das Bairische endlich in die EU-Charta der Minderheitensprachen aufgenommen werden solle.
Von staatlicher Seite habe es zuletzt „außer Lippenbekenntnissen keinerlei angemessene Reaktionen in diese Richtung gegeben“, sagt Obermeier. Er fordert die bayerischen Europa-Parlamentarier auf, sich für ihre Heimatsprache einzusetzen: „Wenn sich weiter nichts tut, kann der Ministerpräsident künftig ja auch auf das klischeehafte Aufsagen bairischer Verserl von in Tracht gewandeten Kindlein inmitten der sowieso völlig dialektfreien Landeshauptstadt verzichten.“
Nach Ansicht von Bayerns führendem Dialektförderer soll durch das verbindende Element der EU-Charta die grenzübergreifende Zusammenarbeit einer Sprachgruppe gestärkt werden. Dies wäre mit weiten Teilen Österreichs und Südtirols der Fall. Dass das Bairische im Gegensatz zum Niederdeutschen (Plattdeutsch) im Sprachgebrauch des öffentlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens nicht gefördert wird, erfüllt Obermeier zufolge „den Tatbestand der Sterbehilfe“.
Vor acht Jahren scheiterte ein erster Anlauf zur Aufnahme in die EU-Charta. Damals mit dem Argument der „nicht existierenden einheitlichen Verschriftung“, wie es im Brüsseler Bürokratendeutsch hieß. Dem hat Sepp Obermeier nun vorgebeugt und für die seiner Ansicht nach standardnahe Münchner Mundart eine Art Duden fürs Bairische erarbeitet.