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Spahn: Regierungsversagen in Corona-Krise

Kommentar

Spahn will Versagen kaschieren – und seine Karriere retten

Stefan Lange
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    Angesichts stark steigender Corona-Zahlen fordert Jens Spahn die Länder auf, ihre Impfzentren wieder hochzufahren.
    Angesichts stark steigender Corona-Zahlen fordert Jens Spahn die Länder auf, ihre Impfzentren wieder hochzufahren. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Noch nie in der Corona-Pandemie war die Kritik von Ärzten und Wissenschaft an der Politik und namentlich an Gesundheitsminister Jens Spahn so scharf wie in diesen Tagen. Bisher hielt man sich rücksichtsvoll zurück, um dem Kampf gegen das Virus nicht zu schaden. Doch nun haben die Experten den Burgfrieden aufgekündigt, denn es geht nicht mehr. Das Hickhack bei den Verantwortlichen in Bund und Land gefährdet die Gesundheit der Menschen.

    Es macht sich gerade sprichwörtlich schmerzhaft bemerkbar, dass die alte Regierung insgesamt nicht mehr arbeiten will und die neue noch nicht arbeiten kann. Schon längst hätte es wieder ein Corona-Treffen im Kanzleramt geben müssen, eine Bundestagsdebatte ist überfällig. Stattdessen wird der alte Flickenteppich weiter ausgelatscht und jedes Bundesland zieht sein eigenes Ding durch.

    Spahn will Booster-Impfungen für alle anbieten

    Dabei sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Feldzug gegen das Virus gegeben. Es ist genug Impfstoff da, es gibt ausreichend Erfahrungswerte, die Infrastruktur steht. Man müsste die Fachleute einfach nur mal in Ruhe ihre Arbeit machen lassen, dann wäre schon viel gewonnen. Diese Botschaft der Experten ist eindeutig, bei Jens Spahn kam sie nicht an.

    Der Gesundheitsminister will, entgegen den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, Auffrischungsimpfungen für alle anbieten. Mal abgesehen davon, dass es das beispielsweise in Berlin schon längst gibt, handelt der Politiker damit gegen den Rat der Mediziner. Die empfehlen die sogenannten Booster-Impfungen lediglich für Über-70-Jährige.

    Spahn will CDU-Vorsitzender werden

    Spahns Vorgehen soll einerseits Regierungsversagen übertünchen. Union und SPD haben sich, schon weit vor den Wahlen, damit abgefunden, dass gut ein Drittel der Bevölkerung ungeimpft ist und es wohl auch bleibt. Andere Länder hatten Ideen und sind weiter, die Bundesregierung hingegen hat resigniert.

    Spahn kann das im Moment andererseits nicht auf sich sitzen lassen. Er will CDU-Parteivorsitzender werden, und da machen sich Minuspunkte in der Leistungsbilanz nicht gut. Man würde sich allerdings wünschen, er hätte es geschickter angestellt und sich ein anderes Betätigungsfeld gesucht. So jedoch entlarvt sich sein populistischer Ruf nach Auffrischungsimpfungen als Versuch, die eigene Karriere zu boostern.

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