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Sozialdemokraten: SPD buhlt um Genossen der Linkspartei

Sozialdemokraten

SPD buhlt um Genossen der Linkspartei

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    "Herzlich willkommen in der SPD!" - Parteichef Sigmar Gabriel ist auf Mitgliedersuche.
    "Herzlich willkommen in der SPD!" - Parteichef Sigmar Gabriel ist auf Mitgliedersuche. Foto: dpa

    Für Seiteneinsteiger hält die SPD immer eine Tür offen. Günther Verheugen war 1982 Generalsekretär der FDP, als er zu den Sozialdemokraten ging, wo er erst Chefredakteur der Parteizeitung Vorwärts wurde, dann Bundesgeschäftsführer, Staatsminister im Auswärtigen Amt und am Ende sogar EU-Kommissar. Otto Schily, 1980 noch einer der Mitbegründer der Grünen, stieg nach seinem Wechsel bis zum Innenminister auf. Die Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier, wie Verheugen zuvor ebenfalls bei den Liberalen, brachte es in der SPD immerhin bis zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, bevor sie als erste Frau an die Spitze der bundeseigenen Kfw-Bank rückte.

    An solche Beispiele denkt SPD-Chef Sigmar Gabriel, wenn er frustrierte Mitglieder der Linken zum Übertritt ermuntert. Seinen Duzfreund Dietmar Bartsch zum Beispiel würde er sofort aufnehmen, wie Gabriel jetzt dem Stern verriet: „In der Linkspartei sehen viele mit Entsetzen, was in ihrem Laden passiert. Jeder von denen, die eine Mitte-Links-Politik wollen, die gestalten und den schwarz-gelben Spuk beenden wollen, findet in der Sozialdemokratie eine Heimat.“ Ein politisches Ausnahmetalent wie Bartsch, klagt er, werde in den Flügelkämpfen bei der Linken regelrecht verschwendet. „Da kann ich nur sagen: Kommt zu uns, Genossen. Herzlich willkommen in der SPD!“

    Dietmar Bartsch schließt Wechsel nicht für alle Zeiten aus

    Für Bartsch selbst ist ein Wechsel bisher kein Thema. Der frühere Geschäftsführer der Linken allerdings schließt ihn offenbar auch nicht für alle Zeiten aus: „Um mich dorthin zu kriegen,“ sagt er diplomatisch, „müsste die Linke sich so entwickeln, dass sie nicht mehr meine Partei wäre.“ Ausgeschlossen ist das nicht: Bartsch hofft zwar, dass seine Partei sich „fangen und finden“ wird. Wie der Thüringer Fraktionschef Bodo Ramelow und Vize-Vorsitzenden Katja Kipping und Halina Wawzyniak gehört er jedoch zum Lager der Reformer, das unter dem Führungsduo Klaus Ernst und Gesine Lötzsch keinen leichten Stand hat. Gabriel aber würde sogar Ernst wieder aufnehmen, der mehr als die Hälfte seines Lebens Sozialdemokrat war, von 1974 bis zum Parteiausschluss im Sommer 2004. Der 56-Jährige sei ein engagierter Gewerkschafter, lobt Gabriel, der sich nur „in die Linkspartei verirrt hat.“

    Eine SED-Mitgliedschaft wäre kein Hindernis mehr

    Nach der Austrittswelle der Schröder-Jahre registriert die SPD inzwischen eine, wenn auch noch leichte Gegenbewegung: Manche Genossen, die aus Protest gegen die Sozialreformen der rot-grünen Koalition zur heutigen Linkspartei geflohen sind, „haben die Streitereien dort so sehr genervt, dass sie jetzt wieder in der SPD sind“, sagt Gabriel. Konkrete Zahlen allerdings kann die Parteizentrale nicht nennen. Selbst eine frühere SED-Mitgliedschaft wie bei Dietmar Bartsch wäre entgegen der bisherigen Parteilinie für Gabriel inzwischen kein Hindernis mehr: „Ich wünsche mir, dass wir nicht jedem Straftäter mehr Resozialisierungschancen geben als jemandem, der mal in der SED war.“

    Gregor Gysi, der Fraktionschef der Linken im Bundestag, nimmt die Abwerbeversuche nicht allzu ernst. Die SPD, stichelt er, sei im Moment ja „nicht gerade attraktiv.“ Sein Genosse Ernst sieht das ähnlich: „Die SPD versucht, ihren Mitgliederschwund durch Wildern bei der Linken auszugleichen.“ Er habe dafür sogar Verständnis, sagt Ernst gönnerhaft. „So viele Sozialdemokraten gibt es ja in der SPD nicht mehr.“

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